Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Unruhe bei Hansa Rostock und Dynamo Dresden nach Gewaltausbrüchen

Politik und Vereine fordern Konsequenzen nach Ausschreitungen – Spiel ohne Zuschauer droht. Ermittlungen dauern an.

Die Polizei betritt den Pufferblock im Ostseestadion.
Foto: Michael Schwartz/dpa

Es könnte bald unangenehm werden für die Fußball-Drittligisten FC Hansa Rostock und Dynamo Dresden, nach den Ausschreitungen gewaltbereiter Fans am vergangenen Wochenende. Harte Konsequenzen drohen den Clubs, auch aus der Politik gab es scharfe Kritik.

«Es ist beschämend und macht mich traurig, dass Kinder bei einem Stadionbesuch verängstigt sind», sagte Mecklenburg-Vorpommerns Sportministerin Stefanie Drese (SPD) auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur. Hansa-Trainer Daniel Brinkmann hat nach den Gewaltausbrüchen mit mehr als 50 Verletzen berichtet, dass sein Sohn im Stadion vor Angst geweint hatte. 

«Die neuerlichen Gewalt- und Randale-Exzesse von sogenannten Fans beider Lager sind abstoßend und schockierend», sagte Ministerin Drese weiter. Ihre Hoffnung sei es, «dass Verein und Polizei viele dieser asozialen Täter identifizieren und bestrafen».

Droht ein Ausschluss von Zuschauern?

Wie der Deutsche Fußball-Bund (DFB) bestätigte, hat der verbandseigene Kontrollausschuss ein Ermittlungsverfahren gegen beide Vereine eingeleitet. Die Hansa-Verantwortlichen befürchten, dass es zu einem Spiel ohne Zuschauer kommen könnte. Die Gefahr, dass am Ende ein Geisterspiel stehe, sei «nicht zu unterschätzen», sagte der Vorstandsvorsitzende Jürgen Wehlend in einem Interview des vereinseigenen Hansa-TV. «Ich schließe nicht aus, dass es zu Teil- oder zu Komplett-Zuschauerausschlüssen kommen kann.» 

Auf Anfrage bestätigte die Polizei, dass der Ordnungsdienst im Stadion einen Tatverdächtigen an die Beamten übergeben hat. Auch am Hauptbahnhof wurden die Personalien von mehreren Gästefans festgehalten. Die Ermittlungen sind noch im Gange.

53 Verletzte nach Gewalteskalation in der Halbzeitpause

Beim Spiel am Samstag versuchten Dresdner Fans, eine Abtrennung aus Sicherheitsglas zu durchbrechen, um von ihrem Block in eine Pufferzone neben dem Tribünenbereich mit Rostocker Anhängern zu gelangen. Die Polizei rückte daraufhin in diese Pufferzone vor. Dann eskalierte die Situation: Insbesondere Hansa-Fans schossen Leuchtraketen und Pyrotechnik in Richtung Gästeblock.

Spieler und Offizielle beider Clubs gerieten auf dem Rasen und im Spielertunnel aneinander. Die zweite Halbzeit begann mit einer Verspätung von 28 Minuten. Laut Polizeiangaben wurden insgesamt 53 Personen verletzt. Neben 15 Beamten und fünf Stadion-Mitarbeitern waren auch 33 Zuschauer betroffen.

DFB schickt «Katalog von Vorkommnissen»

Wehlend präzisierte in dem Interview die Maßnahmen des DFB. «Es gibt eine Ermittlung bezüglich der Pyrotechnik, die zum Einsatz gekommen ist. Das gilt für die Pyrobeschüsse, die Richtung Gästebereich und auch aus dem Gästebereich heraus passiert sind – ganz klar mit dem Ziel, wechselseitig auch Menschen vorsätzlich zu verletzten», sagte der 59-Jährige. Diese Vorfälle seien «durch nichts zu tolerieren».

Konkret hätten beide Vereine «einen Katalog von Vorkommnissen zugestellt bekommen. Wir und auch Dynamo Dresden sind zur Stellungnahme aufgefordert», so Wehlend. «Da sind wir gerade dabei: Durch Videoauswertungen, durch Gespräche mit der Landespolizei, aber auch mit unserem eigenen Ordnungs- und Sicherheitsdienst das Ganze aufzuklären und diese Stellungnahme zu formulieren. Dass das eine sportgerichtliche Auseinandersetzung geben wird, liegt auf der Hand.»

MV wirbt bei Polizeikosten für bundesweit einheitliche Regelung

Für Sportministerin Drese seien «langfristige Stadionverbote wie auch die Beteiligung an entstandenen Schäden eine geeignete Möglichkeit, um identifizierte Straftäter zur Rechenschaft zu ziehen». Die Landesregierung vom Mecklenburg-Vorpommern habe sich dafür ausgesprochen, dass es bei einer Beteiligung von Vereinen von Polizeikosten möglichst eine bundesweit einheitliche Regelung geben soll.

Der Bund der Steuerzahler in Mecklenburg-Vorpommern forderte derweil, dass die Landesregierung die entstandenen Kosten von Großveranstaltungen mit erhöhtem Gewaltpotenzial veröffentlicht: «Damit die Bürgerinnen und Bürger schwarz auf weiß sehen können, wofür ihre Steuern verwendet werden», sagte Landesgeschäftsführer Sascha Mummenhoff.

dpa