Der 71-Jährige erhält die Auszeichnung für sein unwiderstehliches und visionäres Œuvre, das die Macht der Kunst bekräftigt.
Der ungarische Schriftsteller László Krasznahorkai gewinnt den Literaturnobelpreis
Die Schwedische Akademie in der Altstadt von Stockholm gab bekannt, dass der ungarische Schriftsteller László Krasznahorkai in diesem Jahr den prestigeträchtigen Literaturnobelpreis erhält.
Der 71-Jährige erhalte die Auszeichnung «für sein unwiderstehliches und visionäres Œuvre, das inmitten apokalyptischen Terrors die Macht der Kunst bekräftigt», sagte der Ständige Sekretär der Akademie, Mats Malm, bei der Bekanntgabe. Er sagte, dass er den Preisträger gerade telefonisch in Frankfurt erreicht habe.
Krasznahorkai zählt seit Jahren zum engeren Favoritenkreis für den Literaturnobelpreis. Der Ungar feierte Mitte der 1980er Jahre in seiner Heimat mit «Satanstango» sein literarisches Debüt, nachdem er zuvor Jura, die ungarische Sprache und Literatur studiert hatte. Seine Werke werden häufig als postmodern und apokalyptisch sowie als stark beeinflusst von Literaturgrößen wie Franz Kafka und Samuel Beckett beschrieben. In Deutschland erscheint Krasznahorkai im Verlag S. Fischer.
Wichtigste literarische Auszeichnung der Welt
Nach Angaben der Akademie waren in diesem Jahr etwas mehr als 200 Nominierte im Rennen für den Literaturnobelpreis, der als wichtigste literarische Auszeichnung der Welt gilt. Die Namen der Kandidaten werden von den Nobelinstitutionen traditionell für 50 Jahre geheim gehalten.
Im vergangenen Jahr war überraschend die südkoreanische Schriftstellerin Han Kang mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden. Die Schwedische Akademie würdigte sie damit «für ihre intensive poetische Prosa, die sich historischen Traumata stellt und die Zerbrechlichkeit des menschlichen Lebens offenlegt».
Ein Muster der vergangenen Jahre setzt sich mit der Auszeichnung von Krasznahorkai fort: Seit 2017 sind die Literaturnobelpreisträger immer abwechselnd Männer und Frauen gewesen. Vor Han Kang waren der Norweger Jon Fosse und die Französin Annie Ernaux, davor der tansanische Schriftsteller Abdulrazak Gurnah und die 2023 verstorbene US-Lyrikerin Louise Glück ausgezeichnet worden. Der letzte deutschsprachige Literaturnobelpreisträger war 2019 der Österreicher Peter Handke.
Die Nobelpreise sind wie in den letzten beiden Jahren wieder mit einem Preisgeld von elf Millionen schwedischen Kronen pro Kategorie ausgestattet. Das entspricht ungefähr einer Million Euro.
Am Freitag folgt Trumps Lieblingspreis
Der Literaturnobelpreis wird jedes Jahr als vierter der Nobelpreise verliehen. Von Montag bis Mittwoch wurden bereits die Preisträger in den wissenschaftlichen Kategorien Medizin, Physik und Chemie bekannt gegeben.
Am Freitag wird der Friedensnobelpreis verliehen, für den sich US-Präsident Donald Trump zuletzt mehrmals selbst als würdigen Preisträger ins Gespräch gebracht hat. Dieser Preis wird als einziger nicht in der schwedischen Hauptstadt Stockholm, sondern in der norwegischen Hauptstadt Oslo vergeben. Am nächsten Montag wird schließlich die Bekanntgabe des Nobelpreises in der Kategorie Wirtschaftswissenschaften erfolgen.
Die Nobelpreise werden traditionell am 10. Dezember überreicht, dem Todestag des schwedischen Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel (1833-1896), auf dessen Testament die Auszeichnungen zurückgehen. Die letzten deutschen Literaturnobelpreisträger waren 2009 Herta Müller und zehn Jahre zuvor Günter Grass (1927-2015).