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Louvre-Einbruch: Frankreich jagt die Juwelenräuber

Die Täter setzten eine Hebebühne, Motorroller und Funkausrüstung ein: Der spektakuläre Louvre-Raub klingt wie ein Film – doch die Beute ist echt und von unschätzbarem Wert. Wer steckt hinter dem Coup?

Nach dem Coup gibt es Kritik an mangelnden Sicherheitsvorkehrungen.
Foto: Dimitar Dilkoff/AFP/dpa

Die landesweite Großfahndung nach den Tätern des spektakulären Museumseinbruchs im Pariser Louvre läuft auf Hochtouren. Bis zum frühen Morgen gelang es den Ermittlern nicht, die Diebesbande und ihre Beute aus historischen Juwelen von unschätzbarem Wert zu fassen. Regierungspolitiker äußerten sich empört über den Raub im Louvre, der als kulturelle Seele Frankreichs gilt, und versprachen, die Einbrecher mit allen erforderlichen Mitteln zu stellen.

Präsident Emmanuel Macron brandmarkte das Verbrechen als Attacke auf die französische Kultur als Ganzes. «Der Diebstahl im Louvre ist ein Angriff auf ein Kulturgut, das wir schätzen, weil es Teil unserer Geschichte ist», sagte der Staatschef. «Wir werden die Werke wiederfinden und die Täter vor Gericht stellen. Unter der Leitung der Staatsanwaltschaft Paris wird überall alles getan, um dies zu erreichen.»

Die Diebe sind mit acht wertvollen Schmuckstücken früherer Königinnen und Kaiserinnen entkommen – darunter mit Edelsteinen besetzte Diademe, Halsketten, Ohrringe und Broschen. Die Krone der Kaiserin Eugénie (1826-1920), verziert mit Smaragden und Hunderten von Diamanten, war auch Teil der Beute, wurde jedoch später in der Nähe des Louvre beschädigt aufgefunden – offensichtlich hatten die Täter sie bei ihrer Flucht verloren.

In einer gemeinsamen Stellungnahme sprachen das französische Innen- und Kulturministerium von Schmuckstücken, die über ihren Marktwert hinaus «einen unschätzbaren kulturellen und historischen Wert» hätten.

Fahndung nach kriminellem Roller-Quartett

Laut der Pariser Staatsanwältin Laure Beccuau wird nach einem «Kommando» von vier Personen gefahndet, das maskiert zu dem spektakulären Diebstahl anrückte und danach «auf leistungsstarken Motorrollern» floh. Möglicherweise habe es sich bei den Tätern bloß um Handlanger gehandelt, also eher kleine Fische, hinter denen eine kriminelle Organisation als Auftraggeber stecke. Bei ihrer Fahndung können sich die Ermittler auch auf Bilder der Videoüberwachung des Museums stützen, das zu den größten Touristenattraktionen in Paris zählt.

Innenminister Laurent Nuñez sagte, der Diebstahl sei offensichtlich von einem «sehr erfahrenen Team» begangen worden. Er sei aber «zuversichtlich, dass die Täter und die gestohlenen Gegenstände sehr schnell gefunden werden».

Die Täter hinterließen bei ihrem Raubüberfall, der insgesamt etwa sieben Minuten dauerte, Handschuhe, Werkzeuge und ein Funkgerät am Tatort. In der Nähe des Museums verloren sie außerdem eine Warnweste. Solche Beweismittel könnten den Ermittlern Hinweise auf die Einbrecher und ihre Hintermänner liefern.

Per Hebebühne auf den Museumsbalkon

Am Sonntagmorgen hatten die Täter einen mit einer Hebebühne ausgestatteten Lkw an der zur Seine gelegenen Seite des Museums auf dem Bürgersteig geparkt und Warnkegel auf der Straße aufgestellt, um bei helllichtem Tage einen dreisten Raubzug zu begehen. Während zwei Täter auf Motorrollern an der Straße warteten, gelangten die anderen beiden mit der Hebebühne auf einen Balkon im ersten Stock des Museums. Dort zerstörten sie mit einem Trennschleifer eine Scheibe, um direkt in den Ausstellungsraum in der Galerie d’Apollon zu gelangen und dort auf Beutezug zu gehen.

Laut der Staatsanwältin bedrohten die Täter im Inneren des Prachtbaus das Museumspersonal und brachen zwei Vitrinen auf. Danach verließen sie den Louvre wieder und konnten mit ihrer Beute entkommen.

Kopfschütteln über mangelnde Sicherheit 

Dass die Einbrecher derart einfach in den Louvre gelangen konnten, sorgt für Kopfschütteln und Verwunderung. Das Kulturministerium begegnete der Kritik mit einer Stellungnahme: «Die Alarmanlagen am Außenfenster der Apollon-Galerie sowie an den beiden betroffenen Vitrinen wurden ausgelöst», stellte die Behörde klar. Außerdem hätten «zum Zeitpunkt des besonders schnellen und brutalen Einbruchs» fünf Museumsmitarbeiter sofort eingegriffen.

«Dank der Professionalität und der schnellen Reaktion der Mitarbeiter des Louvre konnten die Täter in die Flucht geschlagen werden und ließen ihre Ausrüstung sowie eines der gestohlenen Objekte zurück, nämlich die Krone der Kaiserin Eugénie, deren Zustand derzeit untersucht wird», teilte das Ministerium mit.

Wurde das Gold schon eingeschmolzen?

Macron betonte, dass das im Januar vorgestellte Projekt zur Modernisierung des Louvre auch eine Verstärkung der Sicherheitsvorkehrungen vorsehe. «Es wird die Erhaltung und den Schutz dessen gewährleisten, was unser Gedächtnis und unsere Kultur ausmacht», sagte der Präsident. Einstweilen ist ein Teil dieses kulturellen Erbes jedoch verloren.

Die große Frage ist nun, ob der Schmuck möglicherweise bereits kurz nach dem Einbruch eingeschmolzen wurde, um das Gold weiterzuverkaufen. Und die Edelsteine? «Das Risiko besteht darin, dass einige Diamanten im Handel verkauft werden könnten, was die Rekonstruktion der Schmuckstücke sehr erschweren würde», sagte eine mit den Ermittlungen vertraute Person der Zeitung «Le Parisien».

dpa