Die Autorin, Tänzerin und Performance-Künstlerin verwebt Alltag mit Mythologie, reflektiert über Vertrauen und Täuschung in ihrem preisgekrönten Roman.
Deutscher Buchpreis geht an Martina Hefter für «Hey guten Morgen, wie geht es dir?»
Der diesjährige Buchpreis geht an die Autorin Martina Hefter für «Hey guten Morgen, wie geht es dir?». Es handle sich um ein klug choreografiertes Buch, das «eine ganz eigene Anziehungskraft ausübt», heißt es in der Begründung der Jury. «Auf faszinierende Weise verbindet der Roman zermürbenden Alltag mit mythologischen Figuren und kosmischen Dimensionen, er navigiert zwischen Melancholie und Euphorie, reflektiert über Vertrauen und Täuschung.»
Die 59 Jahre alte Hefter lebt in Leipzig. Sie ist nicht nur Autorin, sondern auch Tänzerin und Performance-Künstlerin, so wie auch ihre Roman-Protagonistin. In «Hey guten Morgen, wie geht es dir?» lebt die Mittfünfzigerin Juno in zwei Welten: Tagsüber pflegt sie ihren schwer kranken Mann, nachts taucht sie ab ins Internet.
Wer betrügt hier wen?
Dort unterhält sie sich mit sogenannten Love-Scammern: Das sind Internetbetrüger, die über gefälschte Profile Kontakt zu Liebessuchenden herstellen und sie finanziell ausnutzen wollen. Juno lässt sich auf Love-Scammer aus Nigeria ein, verbirgt jedoch ihre wahre Identität, und man fragt sich schließlich, wer hier wen betrügt. Und doch entstehen Momente echter Nähe.
Im Roman wird auch über das Altern, den Kolonialismus, Sehnsüchte, Freundschaft und Liebe gesprochen. Hefter erzählt lakonisch und zart von diesen wichtigen Themen.
Buchpreis zum 20. Mal vergeben
Der Deutsche Buchpreis wurde am Montag zum 20. Mal verliehen und gilt als eine der wichtigsten Auszeichnungen der Branche. Die siebenköpfige Jury hat insgesamt 197 Romane aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gesichtet.
Unter den sechs Finalisten waren weiterhin Maren Kames («Hasenprosa»), Clemens Meyer («Die Projektoren»), Ronya Othmann («Vierundsiebzig»), Markus Thielemann («Von Norden rollt ein Donner») und Iris Wolff («Lichtungen»).
Vergeben wird der Buchpreis von der Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Er ist mit insgesamt 37.500 Euro dotiert: Der Sieger erhält 25.000 Euro, die übrigen Autoren der Shortlist jeweils 2.500 Euro. Im vergangenen Jahr gewann der Österreicher Tonio Schachinger mit seinem Roman «Echtzeitalter».