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Skisprung-Veteran Pius Paschke im Rampenlicht der Vierschanzentournee

Paschke wird zum großen Favoriten, nach jahrelanger Unscheinbarkeit, dank beeindruckender Leistungen und der Unterstützung von über 25.000 Fans in Oberstdorf.

Pius Paschke ist Deutschlands größte Skisprung-Hoffnung.
Foto: Philipp von Ditfurth/dpa

Pius Paschke hat bereits Skisprung-Wettkämpfe erlebt, bei denen die Physiotherapeuten die einzigen Zuschauer waren. Zu der Zeit war nicht besonders viel Aufmerksamkeit auf den heute 34-jährigen Polizei-Obermeister gerichtet. Dies änderte sich lange Zeit nicht. Paschke blieb über Jahre hinweg ein unauffälliger Mitläufer im Mittelmaß des Skispringens.

Wenn die 73. Vierschanzentournee am Sonntag um 16.30 Uhr (ZDF und Eurosport) beginnt, wird der Bayer die maximale Aufmerksamkeit der über 25.000 Fans in Oberstdorf auf sich ziehen. Paschkes Gelbes Trikot wird in der ausverkauften Arena im Allgäu leuchten und auffallen.

Die beeindruckenden Leistungen von fünf Siegen und sieben Podestplätzen machen den Routinier zu einem der Top-Favoriten für die Tournee – und wecken die Hoffnung, dass die 23-jährige Durststrecke seit Sven Hannawalds Gesamtsieg endlich für das Skisprung-Deutschland endet.

Markige Sprüche? Fehlanzeige

«Ich möchte den guten Drive der letzten Wochen mit in die Tournee nehmen. Das Selbstvertrauen stimmt, und ich weiß, an welchen technischen Details ich arbeiten muss», sagte Familienvater Paschke über die kurze Verschnaufpause im Kreise seiner Liebsten. Markige Sprüche oder selbstbewusste Ziele? Fehlanzeige. Paschke ist im hohen Skisprung-Alter zwar zum Siegspringer geworden, abseits der Schanze aber unscheinbar geblieben.

«Was den Pius auszeichnet, ist definitiv die Arbeit im – in Anführungsstrichen – hohen Alter immer weiterzumachen», sagte Olympiasieger Andreas Wellinger, der dank der Erfolge seines Teamkollegen diesmal etwas mit etwas weniger Druck in das Schanzenspektakel starten kann. 

https://x.com/FISskijumping/status/1871222816798048534

Hannawald hofft auf «diese Geschichte»

Als Vorjahreszweiter kann Wellinger für Paschke schnell zum sportlichen Rivalen werden – das werden abseits des eigenen Teams vor allem die überragend aufgelegten Österreicher um Daniel Tschofenig, Jan Hörl und Ex-Gesamtsieger Stefan Kraft.

Seit dem Jahr 2002 gab es viele deutsche Kandidaten für den „goldenen Adler“, der am 6. Januar in Bischofshofen an den Gesamtsieger verliehen wird. Allerdings war für Severin Freund, Wellinger, Markus Eisenbichler und Karl Geiger immer mindestens ein Konkurrent zu stark.

Und jetzt Paschke? «Man redet immer: Die Tournee schreibt ihre eigenen Geschichten. Mich würde es nicht wundern, wenn es jetzt diese Geschichte mit Pius wäre. Ich würde mich freuen», sagte Hannawald der dpa.

Was heißt der Einbruch von Engelberg?

Wie oft im Skispringen ist Paschkes Werdegang schwer zu erklären. Mit 33 Jahren wurde der Mann aus Kiefersfelden zum Siegspringer. Ein Winter später folgte plötzlich Erfolg um Erfolg und er wurde zum besten Skispringer der Welt. Ob er das auch in den entscheidenden zehn Tagen in den Alpen bleiben kann, muss er nun unter Beweis stellen. Der Leistungseinbruch kürzlich in Engelberg, als er die Plätze zehn und 18 belegte, ließ nichts Gutes erahnen.

Bundestrainer Stefan Horngacher ist vom Werdegang seines derzeit besten Schützlings angetan. «Man reift im Alter, man wird immer irgendwie cleverer, ein bisschen klüger. Und das geht halt jetzt ja so weiter. Und wenn man dann Familie hat, wenn man Kinder hat, dann geht es nochmal weiter. Und das kann helfen, es kann aber auch negativ sein», sagte Horngacher. Bei Paschke geht es seit der Familiengründung eigentlich nur noch bergauf.

«Ich bin der Pius aus Kiefersfelden»

Ein gemeinsames Hobby teilen Trainer Horngacher und Athlet Paschke: die Gitarre, auf der beide gerne in den von Reisen geprägten Weltcup-Monaten spielen. Nur, was die Musikrichtung angeht, unterscheiden sie sich: «Ich bin so mehr der Metal-Typ. Der Pius ist mehr so Dire Straits.» 

Ob «So far away», «The Man’s too strong» oder «Walk of Life»: Aus dem Repertoire der Rock-Band um Sänger Mark Knopfler gibt es einige Titel, die potenziell für den anstehenden Tournee-Trubel rund um Paschke passen könnten. Der bodenständige Polizist gibt sich selbst und seiner derzeitigen Situation einen simpleren Titel: «Ich bin der Pius aus Kiefersfelden und ich springe wahnsinnig gerne Ski. Ich glaube, so würde ich es beschreiben.»

dpa