Nationalstürmer Nick Woltemade hat die Stuttgarter verlassen. Ohne den Angreifer fehlen zuweilen Kreativität und Durchschlagskraft. Am Ende entscheidet ein Standard die Partie – für den VfB.
Nach Woltemade-Abschied: VfB jubelt gegen Gladbach
Der VfB Stuttgart hat nach dem Transferrekord und dem ersten Erfolg in dieser Bundesliga-Saison auf den Abschied von Fußball-Nationalstürmer Nick Woltemade mit einem sportlichen Ausrufezeichen reagiert und Borussia Mönchengladbach knapp mit 1:0 (0:0) geschlagen.
Der Trubel um Woltemade, dessen Abschied in Richtung England zu Newcastle United laut Trainer Sebastian Hoeneß ein «herber Verlust» ist, hatte Einfluss auf das zuweilen ideenlose Offensivspiel der Stuttgarter. Dennoch durften sie nach dem Siegtor von Chema Andrés per Kopf jubeln (79. Minute). Der Borussia fehlte vor 60.000 Zuschauern die nötige Durchschlagskraft, um zum ersten Torerfolg in dieser Spielzeit zu kommen.
Die Spieler des VfB wirkten indes erleichtert, dass nun Klarheit herrscht. «Es ist für beide Seiten gut – und jetzt ist endlich mal Ruhe mit den ganzen Woltemade-Hin-und-Her», sagte Jamie Leweling in einem DAZN-Interview vor dem Spiel.
Khedira: «Richtig gehandelt»
Die Stuttgarter bekommen für den 23 Jahre alten Stürmer mehr Geld als je zuvor für einen Spieler: Bis zu 90 Millionen Euro zahlt der Premier-League-Club, gekommen war Woltemade von Werder Bremen ablösefrei. Auch deswegen befand der frühere VfB-Mittelfeldakteur Sami Khedira: «Dieses Geld nach so einer kurzen Zeit bekommst du wahrscheinlich nie wieder, deswegen hat der VfB meiner Meinung nach richtig gehandelt.»
Die Gastgeber wurden von einer beeindruckenden Choreografie ihrer eigenen Fans inspiriert und suchten in der Anfangsphase sofort den Weg zum Tor. Lewelings Schuss wurde jedoch abgefälscht (2.).
Bezüglich der Offensive erhielten die Schwaben zehn Minuten später eine weitere schlechte Nachricht: Deniz Undav, der kürzlich von Bundestrainer Julian Nagelsmann nicht für die Länderspiele in der Slowakei und gegen Nordirland berücksichtigt wurde, musste aufgrund einer Knieverletzung ausgewechselt werden. Chris Führich kam für ihn und konnte sich sofort ins Angriffsspiel einbringen. Sein Pass in die Tiefe fand Tiago Tomás, der jedoch bei der besten Möglichkeit des VfB im ersten Durchgang an Moritz Nicolas scheiterte (17.).
Nübel leitet unfreiwillig ein und rettet
Am ersten Spieltag trennten sich die Gäste torlos vom Aufsteiger Hamburger SV. In Stuttgart waren sie anfangs selten gefährlich – und wenn doch, dann nur dank der Unterstützung des VfB oder bei ruhenden Bällen.
Ein unglücklicher Pass im Spielaufbau von Torhüter Alexander Nübel brachte Lukas Ullrich in eine gute Schussposition. Der aufgerückte Außenverteidiger setzte seinen Versuch jedoch zu hoch an (22.), drei Minuten später parierte Nübel nach einem Freistoß den Kopfball von Philipp Sander. Kurz nach dem Seitenwechsel verpasste Kevin Stöger die Führung für die Borussia (51.).
Leweling, der auffälligste VfB-Profi, prüfte Nicolas auf der Gegenseite mit einer scharfen Hereingabe (59.). Obwohl es dem Spiel der Hausherren insgesamt an Kreativität und Spielwitz fehlte, musste ein Standard her, den Neuzugang Chema Andrés verwandelte.
Mit dem Fehlen von Woltemade und Enzo Millot, der sich in der Sommerpause Al-Ahli angeschlossen hatte, fehlen den Schwaben nun jedoch bereits zwei wichtige Leistungsträger der vergangenen Saison. Hoeneß hatte gemeint, dass dies für ein Spiel bereits kompensiert werden könne. Dennoch war seine Forderung an die Vereinsbosse unmissverständlich: Bis zum Ende der Wechselfrist am Montagabend müssen noch Verstärkungen her, um die gesteckten Ziele zu erreichen.
Wehrle äußert Verständnis nach Hoeneß-Aussagen
Vorstandschef Alexander Wehrle reagierte vor dem Anpfiff bei Sky auf die Worte des Trainers: «Ich verstehe die Perspektive aus sportlicher Sicht total. Es ist doch klar, dass er wahnsinnig gerne mit Nick weitergearbeitet hätte – wir auch. Aber wenn dann eine Größenordnung erreicht ist, haben wir eine Gesamtverantwortung für den Verein.»
Nun gehe es darum, Lösungen zu finden. Zwar drängt die Zeit, Wehrle zeigte sich jedoch gelassen – zumindest nach außen. «Ich bin davon überzeugt, dass wir bis zum Ende der Transferperiode da auch noch gute Lösungen präsentieren werden», sagte er und verwies darauf: «Es ist jetzt nicht so, dass wir bei null anfangen.»