Schluss mit Ikea-Taschen zum Luxuspreis und klobigen Sneakers? Balenciaga sortiert sich neu. Der italienische Designer Pierpaolo Piccioli soll das Modehaus künftig näher an dessen Ursprünge führen.
Neuer Balenciaga-Kreativchef kommt von Valentino
Das französische Modehaus Balenciaga verändert seine künstlerische Ausrichtung: Pierpaolo Piccioli (56) aus Italien übernimmt nach dem Abgang des umstrittenen Designers Demna Gvasalia (44) die kreative Leitung des Hauses, wie der Mutterkonzern Kering bekannt gab.
Der frühere Valentino-Kreativdirektor wird am 10. Juli starten, seine erste Kollektion wird im Oktober bei der Pariser Modewoche präsentiert.
Piccioli hat mehr als 20 Jahre lang bei Valentino gearbeitet und hat die Marke mit einem poetisch-romantischen Stil geprägt, der oft farbenfroh und inklusiv ist.
Seine Ästhetik dürfte näher an den Ursprüngen des Gründers des Hauses liegen, dem baskischen Couturier Cristóbal Balenciaga (1895-1972), der einst stilprägend für die moderne Silhouette war.
Der Italiener Piccioli wurde auch dafür bekannt, dass er Models mit verschiedenen Körpern, Hautfarben und Identitäten auf den Laufsteg schickte – ein immer noch ungewöhnlicher Anblick in der Luxusmode.
Abschied vom «Memecore»?
Mit dem Personalwechsel vollzieht Balenciaga einen stilistischen Wandel. «Was ich bekomme, ist eine Marke voller Möglichkeiten, die echt faszinierend ist», sagte Piccioli.
Sein Vorgänger, der deutsche Designer Demna aus Georgien, wechselte im März zu Gucci. Sowohl Balenciaga als auch Valentino sind Teil des französischen Luxuskonzerns Kering, der auch Marken wie Gucci, Yves Saint Laurent und Bottega Veneta unter seinem Dach vereint.
Demna hat das DHL-T-Shirt bei der Marke Vetements einst zu einem Kultobjekt der Mode gemacht.
Balenciaga wurde ab 2015 grundlegend verändert. Seine sogenannte Memecore-Ästhetik setzte auf ironische, provokante Designs: Handtaschen in Kaffeebecherform, klobige Sneakers oder Accessoires im Stil der 80-Cent-Ikea-Tasche wurden zu popkulturellen Phänomenen – und sorgten etwa in sozialen Medien für Furore.
Nicht alle Nachrichten waren jedoch positiv – das Haus entschuldigte sich 2023 öffentlich nach einer Kampagne mit Teddybären in Bondage-Outfits.
Strategischer Wechsel
Kering reagiert mit dem Wechsel auf die zuletzt schwache Entwicklung seiner Luxusmarken. Im ersten Quartal 2025 sank der Konzernumsatz um fast 15 Prozent, auch Balenciaga gehört zu den Häusern mit Rückgängen.
In der Branche gilt Picciolis Ernennung als strategisches Signal. «Dies ist ein neuer Moment für Mode», sagte Piccioli dem Magazin «Vogue». «Ich glaube, wir können ein neues Bild von Mode schaffen – eines, das auf Selbstbewusstsein, Menschlichkeit und Intelligenz basiert.» Zugleich betonte er den Respekt seinen Vorgängern gegenüber: «Ich will die Vergangenheit umarmen.»