Die hohen Erwartungen als neuer Coach selbstbewusst angenommen. Gemeinsam in eine erfolgreiche Zukunft gehen.
Niko Kovac übernimmt Mammutaufgabe beim BVB
Mit «harter Arbeit» an die «Mammutaufgabe»: Niko Kovac nimmt die hohen Erwartungen als neuer Coach bei Borussia Dortmund selbstbewusst an. Gut zehn Monate nach seiner Beurlaubung beim VfL Wolfsburg fühlt sich Kovac als genau der richtige Mann, um den abgestürzten Champions-League-Finalisten des Vorjahres wieder auf Erfolg zu trimmen. «Wir arbeiten daran, den BVB dahin zu bringen, wo er hingehört», sagte der 53-Jährige bei seiner Vorstellung: «Nämlich nach oben.»
Die Art und Weise, wie sich die selbst ernannte nationale Nummer zwei in dieser Saison bislang präsentiert hat – phlegmatisch, inkonstant, viel zu fehlerhaft – konnte den Nachfolger des vor zwei Wochen beurlaubten Nuri Sahin und von Interimscoach Mike Tullberg nicht schocken. «Ich habe eine Mannschaft gesehen, die fußballerische Qualität hat. Die das aber nicht immer abrufen konnte. Aber das, was war, ist völlig egal. Es kommt darauf an, was jetzt ist und was kommt», sagte Kovac und versprach: «Wir gehen gemeinsam in eine erfolgreiche Zukunft. Daran glauben wir.»
Ricken fordert: «Müssen noch viele Mannschaften überholen»
Von Sportchef Lars Ricken bekam der neunte BVB-Chefcoach seit dem Ende der Ära von Jürgen Klopp vor knapp zehn Jahren eine klare Aufgabe mit auf den Weg. «Wir haben den tiefen Glauben und die Überzeugung, dass wir die Aufholjagd fortsetzen werden», sagte Ricken. «Wir müssen noch viele Mannschaften überholen. Das wird noch eine Mammutaufgabe.»
Das, was aktuell auf Platz elf völlig unter den Dortmunder Erwartungen beginnt, soll am Ende mindestens noch auf Platz vier und damit erneut in der Champions League enden. «Ich denke, dass die Liga sehr spät entschieden wird. Wir müssen alle einen langen Atem haben», sagte Kovac dazu.
Bewusste Abkehr vom Stallgeruch
Immer wieder versprach der neue BVB-Coach «harte Arbeit», die er beim Revierclub verrichten wolle und die er von seinen Spielern erwarte. Wie zum Beweis war er am Sonntag an seinem ersten Tag beim BVB um 7.45 Uhr zum Dienst erschienen. Der Ex-Profi ist kein Taktiktüftler und der bewusste Gegenentwurf zu den Trainer-Talenten Sahin und Edin Terzic aus dem eigenen Haus. «Ich bin der tiefsten Überzeugung, dass eine Weiterentwicklung» nur mit einem externen Trainer einhergeht, befand Ricken nun.
Kovacs Erfolge in Wolfsburg und zuvor bei der AS Monaco waren zwar begrenzt. Jedoch führte er Eintracht Frankfurt zum Pokalsieg 2018 und die Bayern zum Double 2019. Auch wird Kovac nicht zaubern können. Er übernimmt gewissermaßen einige Probleme, mit denen seine Vorgänger bereits zu kämpfen hatten: Die Unbeständigkeit, das immerwährende Thema der fehlenden Mentalität und vor allem das Ungleichgewicht im dünn besetzten Kader. Auch die letzten Tage der Transferfrist änderten daran nichts mehr.
Kehl unter Beobachtung nach Ende der Transferfrist
Die rund 25 Millionen Euro, die Borussia Dortmund für den Abgang von Donyell Malen zu Aston Villa erhalten hat, wurden nicht vollständig reinvestiert. Salih Özcan, der zuvor nicht überzeugte, wurde vorzeitig von seiner Leihe zum VfL Wolfsburg zurückgeholt, aufgrund der Verletzung von Felix Nmecha. Zudem kamen die beiden Leihspieler Daniel Svensson für die Abwehr und Carney Chukwuemeka für das Mittelfeld hinzu. Dadurch erhält der knappe Kader etwas mehr Breite. Allerdings blieb der große Wurf aus und vor allem fehlt ein Ersatz für Malen.
Sportdirektor Sebastian Kehl steht trotz seines gerade erst verlängerten Vertrages unter Beobachtung. Der 44-Jährige wird nicht müde zu betonen, dass der Kader besser sei als Tabellenplatz elf, auf dem der BVB gerade steht. Sein Auftrag an Kovac: «Die Spieler, die da sind, besser zu machen.»
Es geht auch bis zum Sommer um Kehls Job. Ricken wich auffällig Nachfragen aus, ob es in den kommenden Tagen noch personelle Konsequenzen geben könnte. Vor allem Kaderplaner Sven Mislintat soll laut Medienberichten vor dem Aus stehen.
Ein Vorteil Kovacs ist, die Mannschaft nicht nach dem 1:2 beim FC Bologna und der Trennung von Sahin übernommen zu haben. Interimscoach Tullberg stabilisierte das Team mit zwei Siegen und einem Unentschieden wieder und sorgte für ein neues Wir-Gefühl. Darauf lässt sich aufbauen. «Die letzten drei Spiele waren sehr positiv», sagte Kovac.
Ein möglicher Nachteil könnte jedoch die nach wie vor verheerende Stimmung im Umfeld sein. Die Bilanz des Transferwinters wird allgemein als unzureichend angesehen. In dieser Hinsicht ist eine neue Aufbruchstimmung dringend erforderlich. Ein Sieg am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen den kriselnden VfB Stuttgart wäre daher von unschätzbarem Wert.