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Polizei prüft Festival-Auftritte auf strafbare Israel-Kritik

Der öffentlich-rechtliche Sender BBC überträgt das Glastonbury-Festival live – und plötzlich wünscht ein Rapper dem israelischen Militär den Tod. Es folgt eine Debatte bis in die Regierung.

Im Publikum waren zahlreiche palästinensische Fahnen zu sehen.
Foto: Scott A Garfitt/Invision/AP/dpa

Zwei Bands haben die Bühne des weltbekannten Glastonbury-Festivals für antiisraelische Parolen und Kritik an der britischen Regierung genutzt – und das teils live übertragen von der BBC. Nach den Auftritten des Duos Bob Vylan sowie des irischen Trios Kneecap prüft die Polizei das Videomaterial auf strafrechtliche Relevanz. Die öffentlich-rechtliche BBC und die Organisatoren hätten derweil «Fragen zu beantworten», sagte Gesundheitsminister Wes Streeting bei Sky News.

Die erfolgreichen Versuche des Bob-Vylan-Musikers, das Publikum mit Parolen wie «Free, free Palestine» und mit Blick auf das israelische Militär «Death, death to the IDF» zu Sprechchören anzuheizen, waren live zu sehen. Ein BBC-Sprecher sagte, einige der Kommentare seien «zutiefst beleidigend» gewesen. Der Sender habe auf dem Bildschirm vor «sehr starker und diskriminierender Sprache» gewarnt.

Der Auftritt von Bob Vylan kann im Gegensatz zu anderen Band-Auftritten nicht mehr im BBC-Player im Internet angesehen werden. Das Duo hat ein Video der Szene auf seinem Instagram-Account veröffentlicht, in dem zahlreiche palästinensische Flaggen im Publikum zu sehen sind.

Hätte die Übertragung abgebrochen werden sollen?

Kulturministerin Lisa Nandy habe in einem Telefonat mit BBC-Chef Tim Davie eine «dringende Erklärung» gefordert, welche Sorgfaltsprüfung die BBC vor dem Auftritt unternommen habe, berichteten mehrere britische Medien. Auch die israelische Botschaft in Großbritannien zeigte sich auf der Plattform X tief besorgt über eine Normalisierung extremistischer Sprache und die Verherrlichung von Gewalt.

Gesundheitsminister Wes Streeting antwortete auf die Frage, ob die BBC hätte einschreiten und die Übertragung abbrechen sollen, der Sender müsse Fragen dazu beantworten. Er wisse aber nicht, wie schnell operativ hätte eingegriffen werden können. Er finde es «abstoßend», dass offensichtlich ein Punkt in dem Konflikt erreicht sei, «an dem man die eine oder andere Seite anfeuern soll, als wäre es eine Fußballmannschaft».

Am Sonntag äußerten die Veranstalter des Festivals, dass die Lieder von Bob Vylan eine Grenze überschritten hätten. In Glastonbury gibt es keinen Raum für Antisemitismus, Hassreden oder Gewaltaufrufe.

Lange Vorgeschichte des Auftritts von Kneecap 

Der Auftritt von Kneecap wurde verzögert übertragen, da einer der Musiker wegen einer mutmaßlich terroristischen Straftat angeklagt worden war, nachdem er in einem Londoner Konzertsaal eine Hisbollah-Flagge gezeigt hatte. Premierminister Keir Starmer sprach sich ebenfalls gegen den Auftritt der Band auf der Glastonbury-Bühne aus, wie die Nachrichtenagentur PA berichtete.

Die Musiker griffen die Diskussion auf. Ein Bandmitglied kündigte zunächst einen «Aufstand» vor dem Gerichtsgebäude an, zog das aber wieder zurück. Später sagte er, Starmer habe nicht gewollt, dass sie spielten – gefolgt von einer unflätigen Beleidigung in Richtung des Premiers.

dpa