Aktivistin Burkot verteidigt kritisches Musikvideo gegen Krieg und verurteilt Haftstrafen für Meinungsäußerungen als Einschüchterung.
Pussy Riot trotzt Strafurteilen in Russland
Das Performance-Kollektiv Pussy Riot lässt sich von erneuten Strafurteilen in Russland wegen eines regimekritischen Musikvideos nicht beeindrucken. «Dieses Video ist unser Statement gegen den Krieg», sagte die im Exil lebende Aktivistin Diana Burkot der Deutschen Presse-Agentur. Sie stehe zu jedem einzelnen Wort. «Auch wenn ich in Russland wäre, würde ich dasselbe sagen: Fickt euch!» In ihren Aktionen prangert die Gruppe Menschenrechtsverletzungen, Unterdrückung und Polizeigewalt in Russland an und verurteilt insbesondere den Angriffskrieg auf die Ukraine.
«Mama, Don’t Watch TV»
Ein Bezirksgericht in Moskau hatte vergangene Woche fünf Mitglieder von Pussy Riot in Abwesenheit zu Haftstrafen zwischen 8 und 13 Jahren verurteilt. Anlass waren der Clip «Mama, Don’t Watch TV» (Mama, schau kein Fernsehen) und ein Auftritt in München im April 2024, bei dem sie etwa die Zerstörung der ostukrainischen Stadt Mariupol durch russische Militärs thematisierten.
Auch im Video geht es um den Krieg in der Ukraine. Das Gericht befand die Angeklagten der «Diskreditierung der russischen Streitkräfte» für schuldig und warf ihnen vor, bewusst Verleumdungen und Falschinformationen über die russische Armee zu verbreiten.
Milde für Mörder, Härte gegen politische Opposition
Burkot bezeichnete die Urteile als paradox. In Russland erhalten Vergewaltiger und Mörder Haftstrafen von drei bis vier Jahren. Im Gegensatz dazu werden Aktivisten für ihre Meinung mit monströsen Haftstrafen belegt. Das Urteil soll einschüchtern und ist ein Versuch, die freie Rede und Meinungsfreiheit zu kontrollieren.
Ihr macht sich Sorgen, dass sie nun nicht mehr in der Lage ist, offizielle Dokumente zu beantragen. Ihr russischer Reisepass läuft 2029 ab. Wenn es darum geht, die Einbürgerung in einem anderen Land zu beantragen, bleibt nicht viel Zeit.
Provokanter Protest seit 2011
Pussy Riot ist eine feministische Gruppe, die 2011 gegründet wurde und durch provokante Performances mit Punkmusik auf Probleme in Russland hinweist – häufig mit Strickmasken im Gesicht.
Weltweite Bekanntheit erreichte die Gruppe mit einem «Punk-Gebet» in der zentralen Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale, das die Einheit von Staat und Kirche anprangerte. Drei Frauen des Kollektivs wurden daraufhin zu zwei Jahren Haft verurteilt.
Im April 2024 traten Pussy Riot in München sowohl in der Pinakothek der Moderne als auch später in einem Kulturzentrum auf. Während ihres Auftritts im Museum kritisierten sie zu rhythmischen Beats Russlands Präsidenten Wladimir Putin als Kriegsverbrecher und urinierten auf ein Bild des Politikers.