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Putin beseitigt unliebsame russische Generäle

In Putins Reich rollen die Köpfe. Jetzt muss die oberste Führungsgarde die Rache für die Misserfolge beim Ukraine-Krieg fürchten.

Wladimir Putin
Wladimir Putin(Archivbild)
Foto: Depositphotos

Russland scheint mit der „Säuberung“ von Kommandeuren auf dem Schlachtfeld in der Ukraine zu beginnen. Die Umstrukturierung der Führung der Truppen erfolgt aus der Not heraus. Denn der russische Präsident Wladimir Putin erzielt in dem zermürbenden Krieg nur verhältnismäßig geringe Gebietsgewinne und verfügt nur begrenzte Möglichkeiten, neue Truppen an die Front zu schicken.

Die russische Regierung hat offenbar hochrangige Kommandeure für ihre Invasion in der Ukraine entlassen und durch rangniedrigere Offiziere ersetzt – eine ungewöhnliche Umstrukturierung inmitten einer laufenden Militäroperation, die laut Analysten eine „mögliche Säuberung“ darstellt.

So wurde beispielsweise der General Dvornikow erst im April auf seinen Posten als neuer Oberbefehlshaber für den russischen Angriffskrieg berufen und ist wohl bereits jetzt wieder seinen Posten los, berichtet der „Tagesspiegel“.

Dabei soll Dvornikow ein Befehlshaber mit besonders viel Erfahrung sein. Er leitete unter anderem umstrittene russische Militär-Operationen in Syrien. Seine Aufgabe soll gewesen sein, „die allgemeine Führung und Kontrolle zu verbessern“, erläuterte der ungenannte Beamte der „BBC“, berichtet der „Tagesspiegel“.

Als möglicher Nachfolger wird der Generaloberst Gennady Zhidko, aktuell Chef der militärisch-politischen Direktion der russischen Streitkräfte gehandelt. Er soll Dvornikow als Befehlshaber der ukrainischen Operationen ersetzen, berichtet ukrainische „Conflict Intelligence Team“.

Andererseits gibt es auch Gerüchte, dass Dvornikow vielmehr befördert worden sein könnte und Generaloberst Andrej Serdjukow, der derzeitige Befehlshaber der russischen Luftlandetruppen, seine Position übernehmen solle. Allerdings hält das US-Thinktank „Institute for the Study of War“ (ISW) dieses Szenario für „höchst unwahrscheinlich“, da kremlnahe Quellen bereits den Rücktritt Serdjukows angekündigt haben sollen.

Laut ukrainischen Quellen soll der Kreml Serdjukow vielmehr wegen schlechter Leistungen während der Invasion und hoher Verluste unter den Fallschirmjägern entlassen worden sein.

Putin wirft seinem Generalsstab Versagen und Alkoholkonsum vor

Das „Institute for the Study of War“ geht in einer am Mittwoch veröffentlichten Analyse davon aus, dass Russland einen neuen Befehlshaber für das Hauptquartier ernennen wird, das die Operationen in der Region, zu der auch die Ukraine gehört, überwacht.

Der Kreml hat den derzeitigen Chef der russischen Elite-Luftlandetruppen entlassen und durch Generaloberst Michail Teplinski ersetzt, den derzeitigen Stabschef des militärischen Hauptquartiers, das für die Operationen in Zentralrussland zuständig ist. Eine Region, die sich vom Uralgebirge bis nach Sibirien erstreckt.

Das Institut, das die russischen Operationen seit der Invasion am 24. Februar genau dokumentiert, schätzt ein, dass diese Schritte darauf hindeuten, dass der Kreml „möglicherweise dabei ist, die Kommandostruktur der russischen Invasion in der Ukraine radikal umzugestalten, was auf eine mögliche Säuberung hochrangiger Offiziere hindeutet, die für Misserfolge in der Ukraine verantwortlich gemacht werden.

Umstrukturierungen verdeutlichen viel mehr Putins Führungsschwäche

„Solche drastischen Rotationen innerhalb des russischen Militärs sind, wenn sie sich als wahr herausstellen, keine Maßnahmen die durchgeführt, wenn eine Truppe vor einem großen Erfolg steht. Viel mehr verdeutlicht der radikale Umbau auf die unzureichende Kriegsführung des Kremls“, heißt es in der Analyse des Instituts.

Moskau hat sich zu den Maßnahmen nicht öffentlich geäußert, obwohl Teplinksy am Dienstag eine Medaillenverleihung für Fallschirmjäger und Drohnenpiloten leitete, die sich im Ukraine-Krieg ausgezeichnet haben, wie staatliche Nachrichten berichteten.

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Die Umbesetzung erfolgt inmitten westlicher Befürchtungen, dass sich der Konflikt gegen Ende des vierten Monats zu einem lang andauernden Zermürbungskrieg entwickelt und es für das russische Militär immer unwahrscheinlicher wird, ihn zu gewinnen.

Die Ernennung eines neuen Kommandeurs für das Ukraine-Hauptquartier „ist ein drastischer Schritt, der auf schwere Krisen innerhalb des russischen Oberkommandos und möglicherweise eine Säuberung durch den Kreml hinweisen würde“, so das Institut.

Auch die Marine plagen massive Probleme

Anderen Berichten zufolge hat die russische Marine ähnliche Probleme. Die Familien der Überlebenden des Untergangs der Moskwa, des ehemaligen Flaggschiffs der russischen Schwarzmeerflotte, haben förmlich Einspruch gegen die Entscheidung der Regierung eingelegt, sie trotz der psychischen Belastung durch das Erlebte unverzüglich wieder in den aktiven Dienst aufzunehmen. Die Überlebenden sind derzeit auf einem anderen Schiff, der Ladnyi, stationiert, das nach Ansicht der Familien nicht kampffähig ist.

Die Einschätzungen sind nur die jüngste Umstrukturierung der obersten Befehlshaber, die Putin beaufsichtigt hat. U.S. News berichtete im Mai, dass er das Vertrauen in seine Top-Generäle verloren habe und andere hochrangige Kommandeure wegen ihrer aufsehenerregenden und peinlichen Fehler auf dem Schlachtfeld entlassen habe, darunter der Untergang der Moskwa durch einen offensichtlichen Raketenangriff, für den die Ukraine die Schuld auf sich nahm.

Putins ungewöhnliche Verurteilung hochrangiger Militärs erfolgte inmitten von Berichten, wonach der russische Präsident selbst beginnt, mehr taktische Entscheidungen in dem Konflikt zu überwachen. Putin, der aufgrund der ungewöhnlich einheitlichen westlichen Wirtschaftssanktionen zu Hause zunehmend unter Druck gerät, beharrt weiterhin darauf, dass der Krieg der Verteidigung der prorussischen Separatisten in der Ostukraine gegen eine vom Westen unterstützte Regierung dient, die seiner Meinung nach von Neonazis geführt wird.

as
Quellen: US News, Tagesspiegel