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Rom und das „Heilige Jahr“: Warum es so viele Baustellen gibt

In Rom reiht sich derzeit eine Baustelle an die andere, auch die berühmtesten Sehenswürdigkeiten sind teils betroffen. Was es damit auf sich hat und bis wann die Arbeiten abgeschlossen sein sollen.

Italiens Hauptstadt Rom gleicht derzeit einer großen Baustelle.
Foto: iStock/Richard Villalon

Rom, die als Ewige Stadt bekannt ist, befindet sich inmitten eines bedeutenden Wandels. Wegen der Vorbereitungen für das „Heilige Jahr“ 2025 haben sich die Straßen und Plätze der italienischen Hauptstadt in eine riesige Baustelle verwandelt. Mehr als 300 Sanierungs- und Neubauprojekte bestimmen das Stadtbild – eine Herausforderung für die rund drei Millionen Einwohner und die Millionen von Touristen, die jährlich die Stadt besuchen. Doch das Ziel ist eindeutig: Es wird an vielen Stellen gebaut.

Das „Heilige Jahr“ ist eine Tradition, die ihren Ursprung im 15. Jahrhundert hat. Alle 25 Jahre gibt der Papst den Gläubigen die Möglichkeit, unter bestimmten Voraussetzungen einen Sündenablass zu erlangen. Im Jahr 2025 rechnet der Vatikan mit etwa 32 Millionen Pilgern, darunter fast eine Million aus Deutschland. Die logistische und infrastrukturelle Vorbereitung auf ein derartiges Ereignis ist jedoch enorm.

Viele Baustellen hängen direkt mit dem „Heiligen Jahr“ zusammen. An der Piazza Pia nahe dem Petersdom wird eine neue Unterführung gebaut, die den Verkehr künftig unterirdisch führen und Platz für eine weitläufige Fußgängerzone schaffen soll. Die Fertigstellung der Arbeiten ist zum Fest Mariä Empfängnis am 8. Dezember 2024 geplant. An anderen Orten, wie der Piazza Venezia, sind die Bauarbeiten hingegen längerfristig geplant. Dort wird an der Verlängerung der U-Bahnlinie C gearbeitet, einem Projekt, das voraussichtlich bis 2030 andauern wird.

Baustellen als Dauerzustand

Die Baustellen führen vielerorts zu Verkehrschaos und Einschränkungen. Wichtige Verkehrswege sind aufgerissen, und Busse sowie Straßenbahnen fallen häufiger aus als gewöhnlich. Selbst bekannte Sehenswürdigkeiten wie der Trevi-Brunnen, dessen Fertigstellung für den 24. Dezember 2024 geplant ist, oder die Engelsbrücke, deren Bauarbeiten bis 2026 dauern, sind von den Renovierungen betroffen. Der Trevi-Brunnen wurde für Restaurierungen geleert, aber die Stadt hat eine provisorische Anlage geschaffen, in die Besucher weiterhin Münzen werfen können, was als Glücksbringer gilt. Diese Übergangslösung erhält jedoch gemischte Reaktionen und zeigt die Spannungen zwischen Erhaltung, Tourismus und städtischer Infrastruktur.

Sowohl an den Brunnen der Piazza Navona als auch am Konstantinsbogen sind Baugerüste errichtet worden. Die Restaurierungsarbeiten an den historischen Stätten wurden durch Sturmschäden, wie der Blitzschlag am Konstantinsbogen im September, beschleunigt. Zahlreiche dieser Projekte sollen bis zum Beginn des Jubiläumsjahres abgeschlossen werden, während andere erst in den nächsten Jahren vollendet werden.

Streitpunkte und Hoffnungen

Die Verzögerungen und die vielen Baustellen haben auch eine politische Dimension. Bürgermeister Roberto Gualtieri erklärt, dass die Probleme auf die späte Mittelbereitstellung durch die Regierung und die Auswirkungen der traditionell in Rom heiligen Sommerferien zurückzuführen sind. Seit September wird jedoch intensiv gearbeitet, und Gualtieri hob in den Medien hervor, dass sich die Stadt in einer entscheidenden Umgestaltungsphase befindet.

Nicht alle Baustellen stehen im Zusammenhang mit dem „Heiligen Jahr“. Der von der EU finanzierte Wiederaufbaufonds nach der Pandemie ermöglicht weitere Projekte, die die Stadt auf lange Sicht modernisieren sollen. Dazu zählen der Ausbau der U-Bahn und die Instandsetzung maroder Straßen und Plätze. Auch wenn die Bauarbeiten das Leben der Römer erschweren, ist die Veränderung notwendig, um die Stadt zukunftsfähig zu machen.

Zwischen Pilgerströmen und Touristenmassen

Die Vorbereitungen für das Jubiläumsjahr finden in einer Stadt statt, die schon jetzt von Besuchern überflutet wird. Lange Warteschlangen vor den Sehenswürdigkeiten und der steigende Druck auf die Infrastruktur sind längst alltäglich. Für zahlreiche Touristen, die nach Rom kommen, um klassische Fotomotive wie den Trevi-Brunnen oder die Engelsbrücke zu sehen, bringt dies Einschränkungen mit sich – nicht alle Attraktionen sind momentan zugänglich. Laut der Stadtverwaltung soll die Steuerung der Besucherströme jedoch auch dem Schutz der Denkmäler dienen.

Um den Massentourismus besser zu steuern, erwägt die Stadt Maßnahmen wie eine mögliche Eintrittsgebühr für den Trevi-Brunnen oder die Einführung fester Besuchszeiten. Diese Strategien zielen darauf ab, nicht nur das Erlebnis der Besucher zu verbessern, sondern auch die Belastung für die einheimische Bevölkerung zu verringern.

Ein Blick in die Zukunft

Rom bleibt eine Stadt der Kontraste: zwischen Antike und Moderne, zwischen Pilgertradition und moderner Infrastruktur. Die aktuellen Baustellen sind nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Chance, das Stadtbild nachhaltiger und zukunftsfähiger zu gestalten. Während viele Römer die Einschränkungen als notwendiges Übel akzeptieren, bleibt die Hoffnung, dass die Stadt rechtzeitig zum ‚Heiligen Jahr'“ wieder in altem – oder neuem – Glanz erstrahlt.

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