Vorzeichen schlecht, Hoffnung ruht auf Heimstärke. Stimmungstest für Krisenclub und Trainer Sahin.
Entscheidungsspiel für BVB gegen Leipzig mit Knall-Potenzial
Die Situation ist angespannt, der Druck enorm: Der krisengeplagte Borussia Dortmund und sein zunehmend kritisch betrachteter Trainer Nuri Sahin stehen vor einer entscheidenden Prüfung mit explosivem Potenzial gegen RB Leipzig. Gerade im Spiel gegen den Tabellenzweiten und Ex-Trainer Marco Rose muss unbedingt ein Sieg her.
Die Vorzeichen vor dem Bundesliga-Topspiel sind ungünstig. Das Selbstvertrauen ist niedrig, der Gegner ist seit 19 Bundesliga-Spielen in Folge ungeschlagen und der Kader von Dortmund stark dezimiert. Die Hoffnung liegt erneut auf der Heimstärke. Die Partie wird auch als Stimmungstest dienen.
Beim Aus im DFB-Pokal nach Verlängerung in Wolfsburg äußerte sich der Unmut der mitgereisten BVB-Fans in fassungslosem Schweigen. Nun sollen die Anhänger der so dringend benötigte Rückhalt sein. «Wir müssen zusammenstehen, wir müssen die Kräfte sammeln, wir müssen hart an den Dingen arbeiten. Dann werden wir am Samstag ein Heimspiel gegen starke Leipziger haben und dann werden wir unsere Fans auch benötigen», sagte Sportdirektor Sebastian Kehl. Zu Hause hat der BVB bislang jedes Saisonspiel gewonnen.
Sahin soll eigentlich die Trainerbaustelle schließen
Sowohl der 44 Jahre alte Kehl als auch Geschäftsführer Lars Ricken geben sich alle Mühe, Debatten um Sahin im Keim zu ersticken. «Wir führen ausschließlich Diskussionen darüber, wie wir unsere Qualität auf den Platz bekommen bzw. Spiele gewinnen. Über nichts anderes», sagte Ricken zuletzt der «Bild» auf die Frage, ob es auch bei einer weiteren Niederlage gegen Leipzig keine Trainer-Diskussion geben werde.
«Ich sehe Nuri nach Spielen natürlich auch nachdenklich, aber trotzdem fokussiert und kommunikativ», erklärte Ricken. Sein Verhältnis zur Mannschaft ist intakt, er bereitet die Spiele mit seinem Team sehr gut vor und nach. Das ist akribisch, analytisch.»
„Sahin soll beim BVB eigentlich eine Ära prägen. Seit dem Ende der Ära von Jürgen Klopp, der in den bei vielen Dortmunder Fans so verhassten Red-Bull-Kosmos wechselt, zu dem auch RB Leipzig gehört, ist die Trainer-Position beim Revierclub eine Art Dauer-Baustelle. Mit Sahin soll sie geschlossen werden.“
Bereits in seiner Jugend spielte der jetzt 36-Jährige für Dortmund und wurde dort Profi. Die Idee eines Borussia-Idols als Erfolgstrainer ist gut, aber sie droht sich bereits nach nicht einmal fünf Monaten zu einem Missverständnis zu entwickeln. Die große Frage bei weiteren Misserfolgen ist: Wie viel Geduld bringen die Bosse tatsächlich auf?
Eine schlechte Saison hätte auch finanziell große Auswirkungen
Die einzige wirklich realistische Chance auf einen Titel ist mit dem Ausscheiden aus dem DFB-Pokal bereits verloren. Im Kampf um die Bundesliga-Meisterschaft haben Bayern und Leipzig bereits einen Vorsprung von sieben Punkten. Noch entscheidender ist jedoch: Wenn der Abwärtstrend von Dortmund anhält, könnte der BVB auch im Rennen um die wichtigen Champions-League-Plätze ernsthaft ins Hintertreffen geraten.
«Auch über die Champions League-Quali finanzieren wir unser Geschäftsmodell. Wir haben keine Punkte mehr zu verschenken, der Ernst der Lage ist selbstverständlich erkannt», sagte Ricken. Das Erreichen der Königsklasse sei die «gemeinsame Messlatte». Das wisse jeder BVB-Trainer.
Ob gerade gegen die in der Liga noch ungeschlagenen Leipziger aber nun die Wende gelingt, darf bezweifelt werden. Zumal Sahin wie schon in Wolfsburg im Pokal kaum personelle Variationsmöglichkeiten hat. Unter anderem Karim Adeyemi, Julian Ryerson, Niklas Süle und Yan Couto fehlten. Eine wirkliche Verbesserung der Personallage ist nicht in Sicht. Sportdirektor Kehl bleibt dennoch optimistisch – zumindest äußert er sich so. «Ich bin davon überzeugt, dass uns nicht viel fehlt, um Spiele zu gewinnen», sagte er.