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Selenskyj appelliert nach tödlichen Angriffen an Verbündete

Wieder sterben Menschen bei russischen Luftangriffen in der Ukraine, wieder mahnt Präsident Selenskyj mehr Hilfe für den Schutz seiner Landsleute an. Auch auf dem Schlachtfeld ist die Lage schwierig.

Rettungskräfte sind nach russischen Luftangriffen auf Dnipro im Einsatz. Bei den Angriffen wurden mindestens fünf Menschen getötet.
Foto: Uncredited/Dnipro Regional Administration/AP/dpa

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ersucht die Verbündeten um verstärkte Bereitstellung von Flugabwehr-Systemen für sein Land. Seine Bitte bezieht sich auf den kürzlichen russischen Raketenangriff auf die Großstadt Dnipro, bei dem fünf Menschen getötet und über 50 weitere verletzt wurden. Ebenso sollen Wohngebäude und ein Krankenhaus Schaden genommen haben.

«Es gab auch Raketenangriffe auf unsere anderen Regionen, Lenkbomben auf Charkiw und unsere Frontstellungen», sagte Selenskyj gestern in seiner abendlichen Videoansprache. Beim Angriff auf einen Vorort von Charkiw wurden nach ukrainischen Angaben 14 Menschen verletzt.

Zur Abwehr dieser Angriffe benötige die Armee seines Landes mehr Waffen, sagte Selenskyj. «Wir können das alles nur mit mehr Luftverteidigungssystemen, nur mit mehr Langstreckenangriffen auf die Stützpunkte und Luftstützpunkte der russischen Terroristen stoppen.» 

Hoffnung auf Einigung beim Nato-Gipfel

Derzeit sind in der Ukraine vier Patriot-Flugabwehrsysteme im Einsatz. Zwei davon wurden aus Deutschland bereitgestellt. Selenskyj schätzt den zusätzlichen Bedarf seines Landes zuletzt auf mindestens sechs weitere Patriot-Systeme. Die Ukraine hofft, dass es dazu beim Nato-Gipfel in der kommenden Woche eine Entscheidung gibt.

Der ukrainische Präsident hat zudem mehrfach von den Verbündeten die Erlaubnis eingefordert, die gelieferten westlichen Waffen auch gegen Ziele tief auf russischem Staatsgebiet – etwa gegen Militärflughäfen – einsetzen zu dürfen. «Wir erörtern all dies aktiv mit unseren Partnern auf allen Ebenen», sagte der Staatschef.

Bis jetzt hat das ukrainische Militär nur im Frontgebiet sowie östlich von Charkiw im Grenzgebiet zu Russland schwere Waffen eingesetzt dürfen, da die Verbündeten besorgt sind über eine zu weitreichende Beteiligung am Krieg mit Russland. Wenn Angriffe tief im russischen Hinterland stattfinden, verwendet die Ukraine Drohnen, die nicht so viel Sprengkraft haben wie beispielsweise Marschflugkörper oder Raketen.

Schwere Kämpfe bei Pokrowsk in der Ostukraine

Die Umgebung von Pokrowsk in der Region Donezk ist derzeit im Mittelpunkt des Frontgeschehens. Laut der 47. mechanisierten Brigade der ukrainischen Streitkräfte versuchen russische Truppen, die Verteidigungslinien der Ukrainer zu durchbrechen. Brigadesprecherin Anastasija Blischtschik erklärte im Fernsehen, dass das russische Militär hauptsächlich auf massierte Infanterieangriffe setzt, die von Kampfdrohnen unterstützt werden.

«Dass wir seit einem Monat kaum gepanzerte Fahrzeuge auf dem Gefechtsfeld sehen, ist zumindest einzigartig, da ihnen (den Russen) diese Waffen ausgegangen sind», sagte Blischtschik. Aufklärungsdrohnen zeigten «riesige Friedhöfe» zerstörter gepanzerte Fahrzeuge. Deswegen versuche die russische Seite, das Kampfgeschehen mit starken Infanteriekräften zu dominieren.

Nach Darstellung des Generalstabs in Kiew versucht das russische Militär, in der Region um Pokrowsk «die Schlagzahl zu erhöhen». Entsprechend würden die Verteidigungslinien verstärkt und mehr Munition an diesen Frontabschnitt gebracht.

Auch in der Umgebung von Tschassiw Jar, nur wenige Kilometer westlich der von der russischen Armee eroberten Stadt Bachmut, fanden heftige Kämpfe statt. Ukrainische Militärs behaupten, dass russische Bodentruppen wiederholt versucht haben, unter dem Schutz von sogenannten Kamikaze-Drohnen und Artillerie in die ukrainischen Stellungen einzudringen. Die aktuelle Frontlinie kann von unabhängiger Seite nicht beurteilt werden.

dpa