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Streikverbot in Berliner Kitas: Eltern zwischen Erleichterung und Sorge – Wie geht es jetzt weiter?

Das Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg hat das Streikverbot in Berliner Kitas bestätigt. Eltern sind erleichtert, aber die drängenden Probleme bleiben ungelöst. Wie geht es weiter mit der Kita-Krise und den Forderungen der Erzieher*innen?

Foto: Shutterstock

Das Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg hat am 11. Oktober 2024 das geplante Streikverbot für die Berliner Kitas bestätigt. Ver.di hatte ursprünglich zu einem unbefristeten Erzwingungsstreik aufgerufen, um bessere Arbeitsbedingungen und eine Entlastung der Erzieher*innen zu erreichen. Doch das Gericht entschied, dass der Streik rechtswidrig sei, da die Friedenspflicht weiterhin besteht – das bedeutet, während eines laufenden Tarifvertrags sind keine Streiks erlaubt.

Erleichterung bei Eltern, aber gemischte Gefühle

Für viele Eltern – mich eingeschlossen – bedeutet das Urteil kurzfristig Erleichterung. Ich bin Vater von zwei Kindern, die beide in Berliner Kitas betreut werden. Meine Frau und ich hatten schon darüber nachgedacht, wie wir die kommenden Wochen organisieren sollten, falls der Streik wirklich umgesetzt würde. Arbeit, Kinderbetreuung, Haushalt – all das wäre nur schwer vereinbar gewesen. Dass die Betreuung nun vorerst gesichert ist, nimmt uns etwas Druck weg.

Doch gleichzeitig bleibe ich zwiegespalten. Die Belastung der Erzieher*innen ist real, und sie betrifft auch unsere Kinder. Jeden Tag sehe ich, wie überfordert das Personal ist. Es fehlt an Zeit, Ressourcen und Unterstützung. Und genau das war der Kern des geplanten Streiks: mehr Personal, Regenerationstage und bessere Arbeitsbedingungen. Ohne diese strukturellen Verbesserungen wird sich die Situation in den Kitas nicht ändern, und die Qualität der frühkindlichen Bildung leidet weiter.

Ver.di enttäuscht über Urteil

Ver.di hat nach dem Urteil ihre Enttäuschung deutlich gemacht. Die Gewerkschaft hatte gehofft, durch den Streik Druck auf den Berliner Senat auszuüben, um endlich konkrete Maßnahmen zur Entlastung der Kita-Fachkräfte zu erreichen. Zwar wurde in den letzten Tarifverhandlungen eine SuE-Zulage von 130 Euro pro Monat durchgesetzt, doch dies reicht nicht aus, um die wahren Probleme zu lösen. In der offiziellen Stellungnahme von Ver.di wird betont, dass finanzielle Zulagen nicht mit echter Entlastung gleichzusetzen sind.

Die Gewerkschaft kritisiert, dass das Gericht das Thema Entlastung als „abschließend geregelt“ ansieht, nur weil eine finanzielle Zulage eingeführt wurde. Doch es fehlen wichtige Maßnahmen wie Regenerationstage oder eine verbindliche Personalausstattung, die den Erzieher*innen tatsächlich helfen würden, ihre Arbeit besser zu bewältigen. Diese Punkte wurden in den Verhandlungen schlichtweg ignoriert.

Wie geht es jetzt weiter?

Die große Frage bleibt: Was passiert jetzt? Trotz des Streikverbots bleibt die Belastung in den Kitas extrem hoch. Ohne Verbesserungen wird es langfristig zu noch größeren Problemen kommen. Ver.di könnte nun alternative juristische Wege einschlagen, um den Druck aufrechtzuerhalten. Eine Möglichkeit wäre ein sogenanntes Beschlussverfahren, in dem kollektivrechtliche Streitigkeiten geprüft werden. Mehr über dieses Verfahren erfahren Sie hier.

Für uns Eltern bedeutet das Urteil vor allem eines: Zeit. Zeit, um durchzuatmen und den Alltag vorerst zu meistern, ohne uns um die Betreuung unserer Kinder sorgen zu müssen. Aber wir dürfen uns nicht täuschen – die Krise in den Kitas ist damit nicht gelöst. Ich sehe täglich, wie erschöpft die Erzieher*innen sind, wie sie kaum noch die Zeit finden, sich wirklich um die Kinder zu kümmern. Und das sollte uns alle alarmieren.

Langfristige Lösungen dringend nötig

Das Urteil des Landesarbeitsgerichts verschafft uns nur eine kurzfristige Lösung. Doch es muss jetzt etwas passieren, damit sich die Lage für alle Beteiligten verbessert. Der Berliner Senat ist gefragt, endlich nachhaltige Maßnahmen zu ergreifen. Ohne strukturelle Veränderungen wird sich nichts ändern. Und auch wir Eltern sollten nicht vergessen, dass die Entlastung der Erzieher*innen letztlich unseren Kindern zugutekommt.

Mehr über die Entscheidung des Landesarbeitsgerichts und die Hintergründe erfahren Sie hier.

Ricardo Bohn