Nach zwei Pleitemonaten und viel Selbstzweifel legte Zverev ein beeindruckendes Comeback hin. Er freut sich über den Titel und das Level, das er gespielt hat.
Comeback-König Zverev gewinnt BMW Open in München
Alexander Zverev, das Geburtstagskind, streckte überglücklich die Arme gen Himmel und strich die Pleitewochen endgültig aus seinem Gedächtnis. «Ich glaube, wir müssen nicht mehr über die letzten Wochen reden. Ich bin unfassbar glücklich über den Titel und das Level, das ich gespielt habe», sagte der deutsche Tennisstar bei Sky nach seinem Triumph bei den BMW Open in München an seinem 28. Geburtstag.
Nach zwei Pleitemonaten und viel Selbstzweifel legte Zverev ein beeindruckendes Comeback hin. In einem einseitigen Finale schlug der Weltranglistendritte den Amerikaner Ben Shelton mit 6:2, 6:4. «Ich werde jetzt erstmal den Geburtstag genießen und dass ich ein Turnier gewonnen habe», sagte der Hamburger.
Nach nur 71 Minuten verwandelte er den ersten Matchball und feierte seinen ersten Turniersieg in diesem Kalenderjahr. Gleichzeitig zog er durch den dritten Triumph in München nach 2017 und 2018 mit Rekordchampion Philipp Kohlschreiber gleich.
Neuer Schwung für den großen Grand-Slam-Traum
Für den Hamburger dürfte noch wichtiger sein: Im Hinblick auf die Ende Mai beginnenden French Open – dem Höhepunkt der Sandplatzsaison – kommt er immer besser in Form. Nun folgen für ihn die Masters-Turniere in Madrid und Rom, bevor es gen Paris geht.
Zverev hatte völlig verpatzte Wochen hinter sich, ehe er in die bayerische Landeshauptstadt reiste. Nach seiner Finalniederlage bei den Australian Open gegen Jannik Sinner zu Jahresbeginn verpasste der deutsche Star gleich bei sechs Turnieren nacheinander die Halbfinals – und das gegen deutlich schwächer eingestufte Gegner. Durch die Pleitenserie vergeigte er die Chance, den für drei Monate gesperrten Sinner an der Spitze der Weltrangliste abzulösen. «Es waren ein paar schwere Wochen für mich», räumte Zverev ein.
Der entscheidende Moment im Tennisjahr des Tokio-Olympiasiegers könnte das Viertelfinale von München gewesen sein, als er gegen den Niederländer Tallon Griekspoor knapp vor dem Ausscheiden stand, aber dennoch ein Comeback schaffte. Schon am nächsten Tag im Halbfinale gegen Fabian Marozsan aus Ungarn wirkte Zverev beim 7:6 (7:3), 6:3 energischer, mutiger und sicherer als zuvor.
Zverev von Beginn an dominant
Im Finale gegen Shelton setzte der Hamburger genau dort an: Er brach dem Weltranglisten-15. den Aufschlag ab, erzielte das Break zum 5:2 und gewann den ersten Satz nach 28 Minuten. Der Deutsche machte weniger Fehler als sein US-Rivale und gewann, ohne groß zu glänzen. Wie schon im Halbfinale wurde Shelton vergeblich von seiner Freundin Trinity Rodman, Fußball-Nationalspielerin und Tochter von NBA-Legende Dennis Rodman, angefeuert.
Im zweiten Satz sahen die Zuschauer ein ähnliches Szenario: Erneut konnte Shelton seinen ersten Aufschlag nicht durchbringen. Zverev schien wacher und konzentrierter, häufig ballte er zufrieden die Faust. Begeistert waren auch der Münchner Fußballprofi Thomas Müller und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder auf der Tribüne.
Deutsche Final-Niederlage im Doppel
Auch im Doppelwettbewerb gab es ein Finale mit deutscher Beteiligung – jedoch ohne Happy End. Die topgesetzten Kevin Krawietz und Tim Pütz unterlagen Andre Goransson aus Schweden sowie Sem Verbeek aus den Niederlanden mit 4:6, 4:6. Obwohl das deutsche Davis-Cup-Duo Ende 2024 noch bei den ATP-Finals in Turin triumphierte, verpasste es in diesem Jahr auch bei der zweiten Finalteilnahme den erhofften Titelgewinn.
Die BMW Open stiegen in diesem Jahr erstmals zum 500er-Turnier auf, was der dritthöchsten Kategorie nach den Grand-Slam-Turnieren und den Masters-Events entspricht. Die Veranstalter zogen ein begeistertes Fazit und verzeichneten 70.000 Zuschauer in den neun Turniertagen einschließlich der Qualifikation.
München-Organisatoren happy: «Wunderbare Woche»
«Der heutige Tag ist die Krönung für diese wunderbare Woche», sagte Turnierdirektor Patrik Kühnen am Ostersonntag. Der neue, provisorische Center Court mit mehr als 6000 Plätzen war jeden Tag ausverkauft – 2027 soll ein fixes Stadion mit Dach her. 2026 steht das Turnier vom 11. bis 19. April im Kalender.