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U-Boot auf Landgang – U17 findet Liegeplatz im Museum

Aus den Wellen auf die Wiese: Die letzte Fahrt von U17 führt über Land. Nach einem ungewöhnlichen Transport kommt der maritime Oldtimer ans Ziel. Hinter ihm liegen auch bange Momente.

Das Marine-U-Boot U17 kommt in Sinsheim an.
Foto: Uwe Anspach/dpa

Das ehemalige Marine-U-Boot U17 ist nach einer abenteuerlichen Reise über Wasser und Land im Technik Museum Sinsheim angekommen. Viele Schaulustige haben den rund 350 Tonnen schweren Stahlkoloss mit Applaus und Musik begrüßt. Ab Sommer 2025 können Besucher das U-Boot dort von allen Seiten inspizieren, ohne nass zu werden.

Seit dem Start in Kiel war das imposante Ausstellungsstück gut ein Jahr lang unterwegs, mal fest verzurrt auf einem massiven Schwimmponton, dann huckepack auf einem Tieflader mit 30 Achsen.

Nun fand die Reise des «Ü-Boots», wie ein Zuschauer das monumentale Frachtstück scherzhaft nannte, ein Ende. «Wir haben ein faszinierendes Exponat in einem großen Team in einem spektakulären Transport zu uns gebracht», sagte Projektleiter Michael Einkörn. Zu fachkundigen Führungen stehen künftig auch ehemalige U-Boot-Fahrer bereit.

Aus der Tiefe ins Trockene

Die Überführung des fast 50 Meter langen Gefährts war eine logistische Meisterleistung. Die Planung allein dauerte Monate, denn der maritime Oldtimer konnte nicht einfach auf der Schiene oder einem Lastwagen transportiert werden. Züge mussten angehalten, Autobahnen gesperrt und Ampeln sowie Verkehrsschilder abgebaut werden, damit der Konvoi unbeschadet ankommen konnte.

Einkörn sprach von «unglaublicher Präzision» – nicht nur während des Transports, sondern auch bei der Vorbereitung. «Eines Tages kam die Meldung: Wir haben eine Strecke, die unter bestimmten Voraussetzungen funktionieren kann. Dass dann alles so klappen würde, war für uns als Museum, das sich nicht täglich mit Schwertransporten beschäftigt, unglaublich.»

Als einer der spektakulärsten Momente gilt die Fahrt unter der Alten Brücke in Heidelberg hindurch. Millimetergenau wurde das U-Boot auf dem Neckar durch die Bögen manövriert. Weil die historische Brücke niedrig ist, musste U17 auf dem Schwimmponton um mehr als 70 Grad gekippt werden. Auch die engen Ortsdurchfahrten waren schwierig. «Da kam es auf wenige Zentimeter an», meinte Einkörn. Kniffligster Moment sei eine Behelfsbrücke gewesen. «Da gab es einen Punkt, da waren vier Achsen in der Luft und hatten keinen Bodenkontakt.»

Nadelöhr Neckarbrücke

Nach der Ankunft wird das ikonische Gefährt nun für das Publikum vorbereitet. «Das U-Boot ergänzt im Technik Museum die Ausstellung um eine marinegeschichtliche Perspektive und bietet den Besuchern die seltene Gelegenheit, ein solches Fortbewegungsmittel aus nächster Nähe zu erleben», erklärte Museumsleiter Andreas Hemmer. 

Besucher haben die Möglichkeit, weitere Informationen über das Leben an Bord, die Einsätze des U-Boots und seine Technik zu erhalten. Ebenso können sie einen Einblick in die beengten Bedingungen der Besatzung und die Herausforderungen, die der Dienst unter Wasser mit sich bringt, gewinnen.

Die U17 war von 1973 bis 2010 im Einsatz. Der Standort des Fahrzeugs für eine Besatzung von 23 Mann war Eckernförde. Nach der Ausmusterung folgte ein Leihvertrag durch die Technik Museen Sinsheim Speyer, nach Gesprächen mit dem Bundesverteidigungsministerium und der Bundeswehr. Vor mehr als einem Jahr wurde das Fahrzeug dann in Kiel auf einen Schwimmponton gehoben, seitdem nähert es sich schrittweise seinem Ziel.

Maritimer Oldtimer

Tausende Menschen standen am Rheinufer in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen und beobachteten den Transport des ungewöhnlichen Exponats auf seinem Weg zum Etappenziel Speyer (Pfalz). Dort wurden unter anderem tonnenschwere Batterien entfernt. Ende Juni begann der stählerne Riese seine letzte Fahrt in den Kraichgau.

Viele Menschen verfolgten erneut das Boot, zum Beispiel in Heidelberg, Bad Rappenau oder nachts entlang der gesperrten A6, wie es sich fortbewegte. Den Museen zufolge beläuft sich das Gesamtprojekt auf rund zwei Millionen Euro und wird hauptsächlich durch Spenden finanziert.

Im Süden Deutschlands ist nur ein U-Boot zu sehen: U1, das erste U-Boot der Marine von 1906. Der Bereich im Deutschen Museum in München bleibt jedoch bis 2028 geschlossen.

dpa