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Gefährlich schlechte Noten: Deutschland als Wirtschaftsstandort nur Mittelmaß

Reformen nötig für Abbau von Bürokratie und Investitionen in Infrastruktur und Digitalisierung, ohne Schuldenbremse zu lockern.

Fahrzeuge des Volkswagen Konzerns stehen im Hafen von Emden zur Verschiffung bereit. Volkswirte haben Deutschland als Wirtschaftsstandort ein schlechtes Zeugnis ausgestellt (Symbolbild).
Foto: Jörg Sarbach/dpa

Ökonomen haben dem Standort Deutschland ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. 180 vom Münchner Ifo-Institut befragte Wirtschaftsprofessoren geben ihm im internationalen Vergleich nur die Schulnote 3,4. Das sei «für die Industrienation Deutschland besorgniserregend schlecht», sagte Ifo-Experte Niklas Potrafke. Besonders deutlich beklagten sie Bürokratie und Regulierungen.

«Damit es dem Wirtschaftsstandort Deutschland besser geht, werden Reformen benötigt», betonte Potrafke. «Dazu zählen der Bürokratieabbau und mehr öffentliche Investitionen in die Infrastruktur und Digitalisierung. Dafür sollte aber auf keinen Fall die Schuldenbremse aufgeweicht werden, vielmehr bedarf es beispielsweise einer Anpassung des Renteneintrittsalters an die Lebenserwartung.»

Mehr Schwächen als Stärken

In neun von 13 untersuchten Kategorien haben die befragten Experten im internationalen Vergleich häufiger eine Schwäche als eine Stärke Deutschlands festgestellt. Bei Regulierung und Bürokratie sprachen 87 Prozent von einer Schwäche, bei Energie und Rohstoffen 74 Prozent und beim Thema Digitalisierung 67 Prozent. Auch Lohnnebenkosten, Steuern und Infrastruktur wurden oft negativ beurteilt. Das Lohnniveau in Deutschland spielte in der Umfrage hingegen keine besondere Rolle, etwa drei Viertel der Ökonomen bewerteten es als neutral.

Als Stärke wurden mit 67 Prozent am häufigsten die politischen Institutionen in Deutschland bezeichnet. «Unsere nach wie vor funktionierende Demokratie, verbunden mit Merkmalen wie Rechtsstaatlichkeit, wirtschaftlicher Freiheit, Schutz des Eigentums und geringer Korruption ist – gerade im Vergleich zu Diktaturen oder Autokratien – ein klarer Standortvorteil für Deutschland», sagte Potrafke. Tendenziell als Stärke Deutschlands sahen die befragten Experten zudem Bildung und Humankapital, Sicherheit und geopolitische Risiken sowie den Zugang zu Finanzierung.

Am Ökonomenpanel von Ifo und «FAZ» nahmen vom 16. April bis zum 23. April insgesamt 180 Professorinnen und Professoren der Volkswirtschaftslehre teil.

dpa