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Vom Statussymbol zum Ladenhüter? Einbruch bei Cabrio-Verkauf

Sie sind schick und gelten als Inbegriff für Freiheit – kaufen möchte Cabrios aber trotzdem niemand mehr. Die Verkäufe gehen immer weiter zurück. Aber warum?

Cabrios stehen für einen bestimmten Lifestyle, sind aber aus der Mode gekommen. (Archivbild)
Foto: Felix Hörhager/dpa

Früher galten Cabrios als trendy und begehrenswert, ein Symbol für Freiheit – heutzutage verkaufen sich immer weniger von ihnen. Ein genauer Blick in die Neuzulassungsstatistik des Kraftfahrt-Bundesamtes zeigt, wie sehr Cabrios in Deutschland aus der Mode gekommen sind. Für das Jahr 2024 werden 40.984 Cabrios ausgewiesen, das sind gut ein Fünftel weniger als im Vorjahr. Vor fünf Jahren waren es noch über 70.000 und vor 15 Jahren fast 103.000.

Der Anteil von Cabrios am gesamten Neuwagenmarkt liegt damit nur bei 1,5 Prozent. «Diese Zahlen bestätigen einen Trend, den wir in unserer Branche schon länger beobachten», sagt ein Sprecher vom Verband des Kraftfahrzeuggewerbes in Stuttgart. «Das Cabrio, einst Symbol für automobile Freiheit, steht unter Druck durch SUVs und E-Mobilität.» Die Hersteller ziehen schon länger Konsequenzen.

Hersteller fahren Angebot zurück

Der Rückgang betrifft nicht nur die Stückzahlen, sondern auch das Angebot – obwohl die Modellpaletten erweitert wurden, verkaufen die meisten Hersteller heute keine Cabrios mehr in Deutschland. Und diejenigen, die es noch tun, haben ihr Angebot reduziert.

Früher gab es bei BMW oder Audi etwa die Hälfte aller Modelle als Cabrio, aber heute sind es nur noch knapp ein Fünftel. Beim VW zählt das KBA sogar nur noch ein einziges Cabrio, bei Opel gibt es keines mehr – 2009 waren es noch drei Modelle bei der Marke mit dem Blitz.

Deutsche Modelle dominieren den Markt

Immerhin beherrschen die deutschen Hersteller und ihre Tochtergesellschaften praktisch den geschrumpften deutschen Cabrio-Markt. Volkswagen ist mit 7.718 Neuzulassungen im letzten Jahr die Nummer eins, was allein dem T-Roc zu verdanken ist, der somit auch 2024 das meistverkaufte Cabrio war.

Hinter ihnen sind BMW mit 7.472, Porsche mit 6.979, die BMW-Tochter Mini mit 4.689, Audi mit 4.492 und Mercedes mit 4.073 Cabrios. „Alleine das sind zusammen 35.486 – also rund sieben Achtel des Marktes.“ Die stärkste komplett ausländische Marke ist Mazda mit 1.617 Fahrzeugen.

Im Fahrzeugbestand sind Cabrios weiterhin beliebt. Die Modelle sind normalerweise gut gepflegt, da sie in der Regel als Zweit- oder sogar Drittwagen genutzt werden und nicht als tägliches Fahrzeug. Laut Statistik des Kraftfahrt-Bundesamtes waren im letzten Jahr mehr als sechs Millionen Cabrios auf deutschen Straßen unterwegs – den größten Anteil davon am Starnberger See in der Nähe von München.

Spiegel eines besonderen Lifestyles

Aber wieso haben die Menschen keine Lust mehr auf Cabrios? Ihre Hochzeit hatten die Oben-Ohne-Fahrzeuge in den 1980er Jahren, wie der Leiter von Volkswagen Heritage, Dieter Landenberger, sagt. Das Cabrio sei der Spiegel eines ganz besonderen Lifestyles, so der Experte. «Das ist auch einer der Gründe, warum das Segment gerade ausstirbt.» 

Wohlstand zur Schau zu stellen, passe für viele Menschen nicht in die aktuelle Zeit. «Ein Cabriolet ist ja kein Auto, das irgendjemand braucht.» Es sei ein Luxus, der Freude mache. «Und das fühlt sich in Krisenzeiten, wo es vielen wirtschaftlich nicht so gut geht, für manche fehl am Platz an.» Seit dem Banken-Crash 2008/09 sei der Markt für Cabrios um 70 Prozent geschrumpft.

Aber wie passt das mit der Nachfrage nach teils protzigen SUVs zusammen? Der Experte sieht keinen Widerspruch darin. «Ein SUV vermittelt ein Gefühl von Sicherheit», sagt Landenberger. «Man sitzt da sprichwörtlich in seiner Panzerung und ist ein bisschen entkoppelt von der Welt.» 

Cabrio ist heute kein Saisonwagen mehr 

Ein Cabriolet gehe schon ein klein wenig in Richtung Exhibitionismus, sagt Landenberger. Verkaufsschlager bei VW seien das Käfer-Cabrio gewesen und das Cabrio des Golf 1, die heute Kultstatus erreicht haben. «Man zeigt sich in diesem Auto, man wird drin gesehen.» 

Auch auf Sylt sei die Cabrio-Dichte deutlich höher als im Rest von Deutschland, so der Experte weiter. In «Exklaven des Wohlstands» sei die Nachfrage weiter da – in strukturschwachen Gegenden würde es sich für viele Kunden wohl eher nicht gut anfühlen, in so einem Auto zu sitzen. «Auch wenn sie es sich leisten können.» 

Die neuen Cabrios hätten ihren Preis und seien keine Saisonfahrzeuge mehr. Dank technischer Weiterentwicklungen seien die Dachkonstruktionen deutlich ausgefeilter. «Früher waren das mehr oder weniger einfach Zeltgestänge. Heute sind Cabriolets allwettertauglich und unterscheiden sich auch im Winter kaum von normalen Limousinen. Ein Cabrio-Verdeck ist heute ein High-Tech-Produkt.» 

Klassisch werde ein Cabriolet auch gerne von Frauen gefahren, sagt Landenberger. Für Familien mit drei Kindern mache der Wagen aus Platzgründen wohl eher keinen Sinn. Auch wenn es dieses Modell gerade schwer habe: Das Cabriolet werde sicher weiter existieren, aber nur in bestimmten Nischen. «Die Faszination ist weiter da.» 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Volkswagen hat die Produktion seines letzten Cabrios eingestellt. Das Modell war seit 2016 im Angebot und wurde in Osnabrück gefertigt. Laut dem Hersteller ist die Nachfrage nach Cabrios in den letzten Jahren stark gesunken.

Der Artikel auf der Website autobild.de gibt Tipps zum Kauf von gebrauchten Cabrios.

 

Beim schnellen Googeln habe ich auch gesehen, wer diese Autos erfunden hat und wann sie besonders „IN“ waren. VW will aus dem Cabrio-Geschäft aussteigen.

dpa