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BVB-Coach Kovac unter Druck gegen Union Berlin

Nach dem enttäuschenden 0:0 gegen Sporting Lissabon muss Kovac dringend einen Sieg gegen Union Berlin einfahren, um die Erwartungen zu erfüllen.

Noch wirken die Maßnahmen von Niko Kovac nicht so recht.
Foto: Federico Gambarini/dpa

Niko Kovac kümmerte sich selbst um den Druck. Der emotionslos abgehandelte Einzug ins Achtelfinale der Champions League war schnell erledigt. Der neue Trainer des BVB weiß genau, was von ihm jetzt erwartet wird: ein Sieg am Samstag (18.30 Uhr/Sky) gegen Union Berlin. «Wir sind zu Hause unter Zugzwang. Wir müssen gewinnen. Das wissen wir auch», sagte der Chefcoach von Borussia Dortmund nach dem einschläfernden 0:0 im Playoff-Rückspiel gegen Sporting Lissabon.

Der Erfolg, der so sehnlichst gewünscht und benötigt wurde, wäre der erste überhaupt in einem Bundesliga-Spiel seit Kovacs Amtsübernahme am 2. Februar und der erste Heimsieg im dritten Pflichtspiel vor eigenem Publikum für den 53-Jährigen. Die Frage steht im Raum, was der Trainerwechsel eigentlich gebracht hat außer einer guten Halbzeit in vier Spielen, die dem BVB beim 3:0 in Lissabon den Achtelfinal-Einzug in der Königsklasse sicherte.

«Er musste eine Mannschaft übernehmen, die verunsichert war», verteidigte Sportdirektor Sebastian Kehl den neuen Coach für dessen Einstand, der in der Champions League erfolgreich, in der Bundesliga mit zwei Niederlagen aber katastrophal war. Kehls Anmerkung mutete etwas seltsam an, hatte Interimscoach Mike Tullberg die BVB-Profis nach der Beurlaubung von Nuri Sahin doch eigentlich stabilisiert. 

Interimscoach Tullberg hatte den BVB eigentlich stabilisiert

Tullberg hatte mit seinem extrovertierten Auftreten, klaren Ansagen und viel Temperament mit zwei Siegen in drei Spielen eigentlich den Weg für Kovac geebnet. Doch nach zwei Bundesliga-Niederlagen und festgestelltem Mittelmaß beim Tabellenelften ist wieder Tristesse eingekehrt.

Gegen das vollkommen harmlose Sporting-Team, das nach dem 0:3 im Hinspiel das Weiterkommen schon spürbar abgehakt hatte, breitete sich im gesamten Stadion eine seltsame Lethargie aus. Stimmung oder gar Jubel über das Weiterkommen wollte nicht so recht aufkommen. Vom Rasen sprangen auch keine Impulse aufs Publikum über. «Dass die Mannschaft nicht vor Selbstvertrauen strotzt, ist logisch angesichts der Situation», meinte Kehl.

Der Sportdirektor konzentriert sich nun auf die kommende Woche nach dem Union-Spiel, in der nur trainiert werden kann. «Er hatte bislang nur wenige Einheiten», sagte Kehl über Kovac über dessen Einstand mit zwei Englischen Wochen. «Jeder Trainer bringt seine eigenen Themen und er jede Menge Erfahrung mit.»

Anti-Tullberg Kovac stellt sich weiter vor die Spieler

Kovac geriert sich bislang vor allem als eine Art Anti-Tullberg. Der neue Coach ist deutlich zurückhaltender und öffentlich auffallend unkritisch mit seinen phlegmatisch erscheinenden Stars. «Ich sehe trotzdem, dass sie sich bemühen», sagte Kovac nach der Nullnummer, die er in ihrer Art und Weise auch registrierte: «Wir haben heute sicher keinen Zauberfußball gespielt.» 

Wer aber einen Kovac erwartet hatte, der personell durchgreift oder Führungsspieler rasiert, sieht sich bislang enttäuscht. «Wir versuchen in die Köpfe der Spieler zu kommen», sagte Kovac. «Ich sehe viele Sachen, die schon gut sind, die aber noch besser funktionieren müssen.»

Es bleibt nicht mehr viel Zeit dafür. Wenn gegen Union erneut kein Sieg erzielt wird, wird der Rückstand auf das internationale Geschäft weiter zunehmen. Der Champions-League-Finalist des Vorjahres liegt derzeit bereits acht Punkte hinter dem Minimalziel Rang vier.

Unzufriedenheit der Spieler wächst

Problematisch könnte auch die Diskrepanz werden zwischen dem Innenleben der Spieler und dem Bemühen von Kehl und Kovac, möglichst das Positive zu betonen. «Wir haben das erreicht, was wir wollten», sagte Kovac. «Es war kein großartiges Spiel. Aber wir haben das Spiel dominiert.» Und Kehl meinte: «Es ging darum, weiterzukommen. Das haben wir geschafft. Das gibt uns ein gutes Gefühl für diesen Wettbewerb.»

Das angeblich «gute Gefühl» stellte sich etwa bei Julian Brandt dann doch etwas anders dar. «Da ist noch eine Menge Luft nach oben», sagte der Nationalspieler bei DAZN offen: «Das Selbstverständnis ist gerade und seit mehreren Wochen nicht da. Wir stehen uns selbst auf den Füßen. Wir kriegen es nicht richtig sortiert.» Eine Lösung hatte auch er nicht parat: «Da hilft auch kein Schamane mehr.» Und das ist Kovac nun wirklich auch nicht.

dpa