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Oktoberfest 2023: Zelte, Bier und Sicherheit

Die Vielfalt der Zelte, die Geschmacksvielfalt des Biers und die Sicherheitsmaßnahmen auf dem größten Volksfest der Welt.

«Die Krüge hoch!» (Archivbild)
Foto: Felix Hörhager/dpa

Das 190. Oktoberfest ist angebrochen. Es ist an der Zeit, über einen Besuch auf der Wiesn nachzudenken. Welches Zelt ist am besten zum Feiern? Wie schmeckt das Bier auf der Wiesn? Und wie steht es um die Sicherheit? Fragen und Antworten rund um das vermutlich größte Volksfest der Welt.

Schottenhamel oder Käfer-Zelt, Hofbräu oder Augustiner?

Auf dem Oktoberfest gibt es insgesamt 14 große Zelte, zusätzlich zu den kleineren Zelten und denen, die auf der Oidn Wiesn stehen. Doch wer denkt, dass es keine Rolle spielt, in welchem Zelt man auf dem Oktoberfest feiert, der war vermutlich noch nie dort.

«Diese Zelte sind ganz viele verschiedene Biotope», sagt der Autor Christian Rupprecht, der gerade das Buch «Inside Wiesn» auf den Markt gebracht hat. Untertitel: «Sag mir, wo Du trinkst, und ich sag Dir, wer Du bist!» 

Die Spanne reicht – so beschreibt er es in seinem Buch – von traditioneller Beschaulichkeit im Augustiner-Zelt zu ausgelassener Partystimmung im Schottenhamel oder im Paulaner-Zelt, von der Luxusvariante im Käfer-Zelt bis zur «UN-Trachten-Hauptversammlung», wie Rupprecht es nennt, im Hofbräu-Zelt mit seinem internationalen Feierpublikum. «Das sind unterschiedliche Universen eigentlich», sagt er. 

Wie reserviert man einen Tisch?

Jetzt wohl gar nicht mehr. In den meisten Zelten sind die Tische vor allem für Abende und die Wochenenden schon seit dem Frühjahr ausgebucht, und auch die Sonderreservierungen für Münchner, die manche Zelte anbieten, waren in Rekordzeit weg. «Münchner Freunde anrufen, ob sie Anfang September noch schnell einen Tisch reservieren können – das ist ziemlich aussichtslos», sagt Wiesnbuch-Autor Rupprecht. 

Die Plätze werden nicht alle von den Wirten vergeben. Wer fit genug ist, eilt am Morgen des Festbeginns zum Zelt seiner Wahl. Es ist jedoch keine gute Idee – eigentlich ein absolutes Tabu -, tausende von Euro bei Zweitverkäufern auszugeben. Auch wenn die Wiesnwirte jetzt gemeinsam mit einer spezialisierten Anwaltskanzlei vorgehen, befürchtet der Sprecher der Wiesnwirte, Peter Inselkammer, dass man wohl nicht alle unseriösen Wucherangebote finden wird.

Was sind die anderen absoluten No-Gos?

Wer im Zelt auf den Tisch steigt und eine Maß auf ex trinkt, kann sicher sein, dass es das Letzte ist, was er im Zelt tut. Wer erwischt wird, wird hinausgeworfen und muss anderswo oder draußen weiterfeiern.

Der kleine Hang hinter den Zelten an der Westseite der Theresienwiese ist eine No-Go-Area im wahrsten Sinne des Wortes. Die Grünfläche mag verlockend sein, wenn Füße und Kopf schmerzen oder nach der fünften Maß Schwindel oder Müdigkeit einsetzen – aber die Fläche heißt bei den Münchnern nicht umsonst «Kotzhügel». Also Obacht.

Welches Bier schmeckt am besten?

Sechs Münchner Biere sind – bis jetzt – für den Ausschank auf dem Oktoberfest zugelassen: Augustiner, Hacker-Pschorr, Hofbräu, Löwenbräu, Paulaner und Spaten. Der Alkoholgehalt der Biere variiert zwischen 5,9 und 6,3 Prozent.

Bei der offiziellen Wiesn-Bierprobe kurz vor dem Start des Oktoberfestes wird deutlich, dass es nicht nur Geschmackssache ist, welches der Wiesnbiere am besten schmeckt, sondern vor allem eine Glaubensfrage. Wer anfangs behauptet, sein Lieblingsbier sicher erkennen zu können, wird eines Besseren belehrt.

Das galt in diesem Jahr sogar für Wirtesprecher Inselkammer, der sich zum Schluss alles andere als sicher war, ob er richtig lag bei der Frage, welches der anonym getesteten Biere das ist, das in seinem Armbrustschützenzelt ausgeschenkt wird: «Das eigene – tatsächlich, glaube ich, habe ich mich da vertan», hatte er gesagt. 

Wie teuer ist das Bier? 

Das Bier auf der Wiesn wird wieder teurer: Zwischen 14,50 und 15,80 Euro soll die Maß auf dem Oktoberfest in diesem Jahr nach Angaben der Stadt kosten. Das sind im Schnitt 3,52 Prozent mehr als 2024. Damals kostete der Liter noch zwischen 13,60 und 15,30 Euro.

«Im internationalen Vergleich ist das Bier auf der Wiesn noch relativ günstig. Es gibt zum Beispiel in Las Vegas in einem großen bayerischen Wirtshaus die Maß Bier für 24 Dollar, aber da ist halt nicht dieselbe Stimmung wie auf der Wiesn», sagt Wirtesprecher Inselkammer. 

Wer zählt überhaupt die Millionen Wiesn-Besucher? 

Nach offiziellen Angaben sind es in der Regel etwa sechs Millionen Besucher. Im Rekordjahr 2023 kamen sogar 7,2 Millionen Menschen auf die Wiesn. Die Festleitung zählt dabei nicht jeden Gast einzeln.

Die Zählung der Besucher ist ein komplexer Prozess. Es werden Erfahrungswerte und Hochrechnungen berücksichtigt, sowie tatsächliches Zählen. Zur Validierung der Schätzungen werden weitere Faktoren wie der Bierkonsum einbezogen. Ebenso werden der Strom-, Gas- und Wasserverbrauch berücksichtigt.

Im Jahr 1997 wurde die Genauigkeit der geschätzten Besucherzahlen durch eine einmalige Besuchererfassung per Radar bestätigt. Die Zählung wurde damals von Walter Weitmann, dem größten Wirt auf dem Cannstatter Wasen in Stuttgart, in Auftrag gegeben, da er die Zahlen des Oktoberfests als zu hoch empfand. Die Radar-Erfassung zeigte jedoch, dass die Schätzungen der Wiesn-Festleitung eher zu niedrig waren.

Darf man auf der Wiesn eigentlich kiffen?

Selbstverständlich nicht. Immerhin handelt es sich hier immer noch um Bayern. Der Freistaat hat das Rauchen von Marihuana auf Volksfesten und in Biergärten durch ein Landesgesetz verboten.

Wie steht es um die Sicherheit?

«Derzeit liegen uns keine Hinweise auf eine konkrete Gefährdung vor», sagt Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) der Deutschen Presse-Agentur. «Auch in diesem Jahr setzen wir auf unsere bewährten Maßnahmen, um die Sicherheit auf der Theresienwiese und im Umfeld zu gewährleisten.» 

Das bedeutet, dass der Zaun um das Oktoberfest bestehen bleibt und auch die Einlasskontrollen. Personen, die großes Gepäck dabei haben, müssen dies an einer der Aufbewahrungsstationen abgeben und dürfen es nicht mit auf das Gelände nehmen.

Die «Wiesnwache» der Münchner Polizei wird unterstützt von der Bayerischen Bereitschaftspolizei, spezialisierten Taschendieb-Fahndern und internationalen Einsatzkräften, wie Herrmann sagt. Traditionell sind beispielsweise vor allem zum mittleren «Italiener-Wochenende» auch Polizisten aus Italien im Einsatz. 

«Gerade die Anschläge in verschiedenen deutschen Städten in den vergangenen zwei Jahren haben deutlich gezeigt, dass es richtig und wichtig war, dass schon seit vielen Jahren die Sicherheitsinvestitionen und Vorkehrungen – etwa Poller und Absperrungen – gemeinsam mit der Landeshauptstadt München nochmals deutlich verstärkt wurden. Angesichts dieser Erfahrungen kann gegenwärtig darauf auch nicht verzichtet werden», sagt Herrmann. 

Für Notfälle, Bedrohungen oder sexuelle Übergriffe unterstützen einige Zelte die «SafeNow»-App, mit der per Klick das Sicherheitspersonal gerufen werden kann. Nach Angaben von Wirtesprecher Inselkammer wurde die App in seinem Zelt im vergangenen Jahr vor allem von Bedienungen genutzt. 

Die Bundespolizei hat eine Allgemeinverfügung für den Zeitraum des Oktoberfestes erlassen, die unter anderem für den Münchner Hauptbahnhof und den S-Bahnhof Hackerbrücke gilt: „Dort ist das Mitführen von gefährlichen Werkzeugen, Schusswaffen, Schreckschusswaffen, Hieb-, Stoß- und Stichwaffen sowie Messern aller Art in der Zeit verboten.“ Das Messerverbot, das bereits in den vergangenen Jahren auf dem Festgelände galt, wurde auf den Bereich um die Wiesn herum ausgedehnt.

dpa