Der beste deutsche Tennisprofi kämpfte sich ins Halbfinale und beendete damit seine Negativserie von sechs Turnieren ohne Vorschlussrunde.
Zverev siegt trotz Zwischenruf im ATP-Turnier in München
Alexander Zverev hat sich trotz des Zwischenrufs eines Zuschauers erfolgreich ins Halbfinale des ATP-Turniers in München gekämpft. Der beste deutsche Tennisspieler besiegte Tallon Griekspoor aus den Niederlanden mit 6:7 (6:8), 7:6 (7:3), 6:4 und beendete damit seine jüngste Negativserie von sechs Turnieren ohne Einzug ins Halbfinale.
«Am Ende des Tages bin ich sehr glücklich, dass ich dieses Match gewonnen habe», sagte Zverev bei Sky. «Er hat fürs Match aufgeschlagen und ich habe ihn kein einziges Mal gebreakt vorher. Ich bin froh, dass ich im Halbfinale bin.»
Nach einem ganz schwachen ersten Durchgang ohne Mumm, Ideen und Aggressivität zeigte Zverev eine Leistungssteigerung und trotzte einem Vorfall im zweiten Satz: Beim Stand von 5:5 und Aufschlag Zverev brüllte ein Mann gut hörbar von der Tribüne: «Du Scheiß-Frauenschläger!»
Zwischenrufer sorgt für Unruhe auf den Rängen
Es kam kurz zu Unruhe auf den Rängen, Zverev brach den Aufschlag ab und blickte verdutzt in Richtung des Mannes. Dieser verließ daraufhin den Center Court. «Es gibt immer ein, zwei Idioten im Stadion. Das ist kein Problem», sagte Zverev nach dem Spiel zu dem Vorfall.
Es gab eine ähnliche Situation bei der Siegerehrung der Australian Open, als eine Frau während Zverevs Rede etwas von den Rängen rief und sich auf frühere Gewaltvorwürfe von Zverevs Ex-Freundinnen bezog.
Im letzten Juni wurde ein Verfahren vor dem Amtsgericht Tiergarten in Berlin gegen Zverev ohne Urteil gegen eine Geldauflage von insgesamt 200.000 Euro eingestellt. Der Entscheidung war eine außergerichtliche Einigung des Sportlers und seiner Ex-Freundin Brenda Patea als Nebenklägerin vorausgegangen. Mit der Zustimmung zur Zahlung einer Geldauflage ist kein Schuldeingeständnis verbunden. Zverev gilt weiterhin als unschuldig.
Mini-Krise schien sich fortzusetzen – dann dreht Zverev auf
Nach dem Finale der Australian Open war es sportlich für den gebürtigen Hamburger vorbei. Bei sechs aufeinanderfolgenden Turnieren in Südamerika, Mexiko, den USA und Monte-Carlo kam er nicht über das Viertelfinale hinaus. In München wollte der zweimalige Turniersieger ein Comeback schaffen und sich auf die French Open Ende Mai in Paris vorbereiten.
Im ersten Satz schien es jedoch nicht so aus – im Gegenteil: Zverev spielte sehr defensiv, machte viele einfache Fehler, wirkte nervös und ohne Ideen. Zwei Tage vor seinem 28. Geburtstag schien es, dass er an einem feuchtkalten Münchner Karfreitag erneut früh scheitern würde. Immer wieder ärgerte er sich und sah ratlos zu seinem Vater und Trainer auf der Tribüne.
Auch Shelton und Cerundolo im Halbfinale
Ausgerechnet nach dem Vorfall mit dem Zuschauer aber drehte sich das Match. Zverev übernahm vor gut 6000 Zuschauern die Initiative und sicherte sich den zweiten Abschnitt im Tiebreak. «Ich war, ehrlich gesagt, komplett mental raus aus dem Match, ich habe nicht gut returniert, habe nicht gut gespielt. Ich hatte keine Breakchancen», sagte Zverev zu seiner Leistung. «Die Zuschauer haben mich durchgetragen durch das Match bei 5:4 und den Tie-Break. Dann habe ich am Ende auch durch die Zuschauer gewonnen.»
Im entscheidenden dritten Satz brach er Griekspoor den Aufschlag zum 4:3 und hatte bereits drei Matchbälle bei 5:3. Der Niederländer konnte diese noch abwehren, aber Zverev ließ sich dann nicht mehr täuschen und konnte nach 3:13 Stunden jubeln.
Nun wird er gegen den Sieger des Spiels Fabian Marozsan (Ungarn) gegen Zizou Bergs (Belgien) antreten. Im zweiten Halbfinale stehen sich der an Nummer zwei gesetzte Amerikaner Ben Shelton und Francisco Cerúndolo aus Argentinien gegenüber. Shelton, Halbfinalist der Australian Open im Januar, besiegte Luciano Darderi aus Italien mit 6:4, 6:3. Cerúndolo, auf Position fünf bei den BMW Open gelistet, schlug den ehemaligen Top-Ten-Spieler David Goffin aus Belgien 6:2, 6:4.