Das THW in Bayern feiert sein 75-jähriges Bestehen. Rund 16.000 Einsatzkräfte engagieren sich ehrenamtlich zum Schutz der Bevölkerung in Bayern.
Nürnberg: THW Bayern feiert 75-jähriges Jubiläum
München (ost)
Das THW in Bayern feiert sein 75-jähriges Jubiläum. Etwa 16.000 Freiwillige engagieren sich in ihrer Freizeit für den Schutz der Bevölkerung in Bayern. Die bayerische Staatskanzlei veranstaltet heute einen Empfang für etwa 350 THW-Mitglieder in München anlässlich dieses Jubiläums.
Der 22. August 1950 gilt als Gründungstag des THW. An diesem Tag vereinbarte der damalige Bundesinnenminister Gustav Heinemann mit Otto Lummitzsch, dass ein ziviler Ordnungsdienst aufgebaut werden sollte. Lummitzsch wurde zum Gründer und ersten Leiter des THW ernannt. Im Jahr 1953 erließ das Bundesinnenministerium einen Gründungserlass und das THW wurde eine Bundesanstalt. Im selben Jahr war das THW bereits bei seinem ersten Auslandseinsatz beteiligt: Eine Sturmflut in den Niederlanden.
Ursprünglich wurde das THW gegründet, um die Bevölkerung vor den Auswirkungen des Krieges zu schützen und die Folgen des Zweiten Weltkriegs zu bewältigen. Aufgrund sich verändernder geopolitischer Situationen musste es seine Ausrichtung immer wieder anpassen. Mit dem Ende des Kalten Krieges verlagerte sich der Fokus auf die Unterstützung des Katastrophenschutzes in den Bundesländern. Nach der Annexion der Krim durch Russland im Jahr 2014 erweiterte das THW unter anderem seine Fähigkeiten im Zivilschutz zur Notversorgung und -instandsetzung.
Prägende Einsätze für das THW Bayern:
Gleichzeitig rückte das THW Maßnahmen in den Vordergrund, um auf die Folgen des Klimawandels reagieren zu können. Dies zahlte sich bereits mehrfach aus. Im vergangenen Jahr leisteten die freiwilligen Helfer unzählige Einsatzstunden bei der Hochwasserkatastrophe, die durch das Tief „Orinoco“ im Süden Bayerns verursacht wurde. Tausende bayerische Einsatzkräfte aus allen 111 Ortsverbänden waren Tag und Nacht im Einsatz, um den Unwetterfolgen in Südbayern entgegenzuwirken. Sie retteten Menschen, pumpten Wasser ab, sicherten die Stromversorgung, bereiteten tausende Liter verschmutztes Wasser auf, betrieben Bereitstellungsräume und bauten die Infrastruktur wieder auf. Auch im Ahrtal 2021 waren Tausende bayerische Einsatzkräfte vor Ort, um den Schäden der Flutkatastrophe entgegenzuwirken.
Das tragische Zugunglück 2016 in Bad Aibling prägte die freiwilligen Einsatzkräfte stark. Über 400 THW-Kräfte waren damals im Einsatz und retteten schwer verletzte Personen aus den Trümmern des Zuges. Dabei bargen sie auch Tote. Der Einsatz dauerte mehrere Tage und stellte aufgrund des Unfallgeschehens eine hohe psychische Belastung dar.
THW Bayern: Einsatz im Ausland
Die bayerischen THW-Kräfte sind nicht nur im Inland einsatzbereit. Sie leisten auch im Ausland technische Hilfe. So auch 2023, als Slowenien von starken Regenfällen überschwemmt wurde. Über zwei Wochen lang bauten etwa 50 bayerische THW-Kräfte zerstörte Brücken wieder auf, räumten Bäche frei und reparierten Straßen.
In der Türkei unterstützte das THW Bayern 2023 ebenfalls vor Ort, als das Land von einem schweren Erdbeben getroffen wurde. Verschüttete Personen wurden gesucht und gerettet, und die Stromversorgung wurde sichergestellt.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche Spezialkräfte für Auslandseinsätze in Bayern. Sie sind unter anderem darauf spezialisiert, verunreinigtes Trinkwasser aufzubereiten oder mit Hochleistungspumpen bis zu 15.000 Liter pro Minute in überschwemmten Gebieten abzupumpen.
Zivilschutz im Fokus:
Mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine haben die Zivilschutzfähigkeiten des THW zuletzt wieder an Bedeutung gewonnen. Der Überfall auf die Ukraine war auch der Beginn des größten Logistikeinsatzes in der Geschichte des THW. Im Auftrag der Bundesregierung beschaffte das THW hauptsächlich mit Mitteln des Auswärtigen Amtes bisher Hilfsgüter im Wert von insgesamt mehr als 138 Millionen Euro, darunter Fahrzeuge, Baumaschinen und Stromerzeuger.
Der älteste Ortsverband befindet sich in Bayern: Zu den ältesten Ortsverbänden gehört Nürnberg – dieser wurde 1950 als einer der ersten deutschlandweit gegründet. In den 50er Jahren gab es im THW Bayern nur knapp 20 Ortsverbände mit insgesamt etwa 1000 ehrenamtlichen Einsatzkräften und nur wenigen hauptberuflichen Mitarbeitern. Heute engagieren sich rund 16.000 Menschen ehrenamtlich in ihrer Freizeit für das THW in 111 Ortsverbänden. Nur etwa 300 Personen arbeiten hauptberuflich beim THW in Bayern.
Sechs freiwillige Einsatzkräfte aus den Ortsverbänden Bayreuth, Selb, Ingolstadt, Aschaffenburg, Freising und Simbach sind bereits seit über 70 Jahren Mitglied im THW Bayern.
Das THW ist die freiwillige Einsatzorganisation des Bundes. Das Engagement der bundesweit mehr als 80.000 Freiwilligen bildet die Grundlage für die Arbeit des THW im Bevölkerungsschutz. Mit seinem Fachwissen und seiner vielfältigen Erfahrung ist das THW ein gefragter Unterstützer für Feuerwehr, Polizei, Hilfsorganisationen und andere. Das THW wird auch im Auftrag der Bundesregierung weltweit eingesetzt. Dazu gehören unter anderem technische und logistische Hilfe im Rahmen des Katastrophenschutzverfahrens der Europäischen Union sowie im Auftrag von UN-Organisationen.
Quelle: Presseportal