Am heutigen Mittwoch wurde im Polizeipräsidium Frankfurt die Ausstellung „Ja, DAS ist Antisemitismus!“ eröffnet. Sie ist bis zum 25.06.2025 zu sehen.
Frankfurt am Main: Polizeipräsidium Frankfurt zeigt Ausstellung zu Antisemitismus
Frankfurt (ost)
Am heutigen Mittwoch, 30.04.2025, wurde im Polizeipräsidium Frankfurt am Main die Ausstellung
„Ja, DAS ist Antisemitismus!“- Jüdische Erfahrungen in Hessen
eröffnet. Sie ist bis zum 25.06.2025 zu sehen. Es handelt sich um ein internes Angebot für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Polizeipräsidiums.
Antisemitismus ist Alltag. Auf der Straße, in der Bahn oder auf dem Campus – er findet überall statt. Nach dem 7. Oktober 2023 werden das Ausmaß und die Anschlussfähigkeit von Antisemitismus an alle Milieus überdeutlich. Authentische antisemitische Vorfälle – ob strafrechtlich relevant oder nicht – bilden die Grundlage für die Ausstellung von RIAS Hessen. Die Vorfälle wurden in anonymisierter Weise verarbeitet. Sie sind geschehen. Es sind Vorfälle, die Jüdinnen und Juden widerfahren sind. Sie haben als betroffene Personen unterschiedlichste Reaktionen ihrer Umwelt erlebt: Ignoranz, Gelächter, Bagatellisierung und Relativierung – aber auch Solidarität. Viele nehmen nach dem Kontakt mit RIAS Hessen professionelle Hilfe in Anspruch, vor allem von OFEK Hessen e.V., der Beratungsstelle für von Antisemitismus Betroffene. Die Vorfälle wurden von den Berliner Illustratorinnen Sophia Hirsch und Büke Schwarz in Bilder bzw. Bildgeschichten umgesetzt. Sie haben Schimpfworte und Gesten oft als Symbole gezeichnet und Reaktionen auf die antisemitischen Vorfälle durch Mimik und Gestik der Betroffenen oder der in das Geschehen involvierten Personen dargestellt. Die Ausstellung ist ein Ausgangspunkt, um sich mit der Betroffenenperspektive zu befassen. Es braucht die Anerkennung dessen, dass, wer Antisemitismus erlebt, dies nicht erst erklären muss, sondern Solidarität und Empathie entgegengebracht bekommt. Daher auch der Ausstellungstitel: „Ja, DAS ist Antisemitismus!“
„Antisemitismus ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Es berührt die fundamentale Frage, ob unsere Freiheitsrechte von allen Menschen gleichermaßen angstfrei in Anspruch genommen werden können. Dazu müssen wir den Betroffenen zuhören und ihre Perspektiven verstehen. Als Polizei stehen wir direkt an einem neuralgischen Punkt in der Gesellschaft: Nämlich dort, wo gesellschaftliche Konflikte den Rahmen legitimer Auseinandersetzung verlassen und in Hass, Einschüchterung, Bedrohung und Gewalt umschlagen können. Die interne Auseinandersetzung mit der Ausstellung „Ja, DAS ist Antisemitismus!“ dient dazu, unsere Sensibilität gegenüber Betroffenen weiter zu steigern. Nach innen ist es ein weiterer Baustein zur Stärkung unserer demokratischen Resilienz. Nach außen senden wir ein klares Signal an alle von Antisemitismus Betroffenen: Beim Schutz des blühenden jüdischen Lebens in Frankfurt am Main ist auf die Polizei Verlass. Ich danke Frau Dr. Urban und RIAS Hessen für die fruchtbare Zusammenarbeit sowie dem hessischen Antisemitismusbeauftragten, Uwe Becker, für die Würdigung unseres Engagements.“ (Christian Vögele, Polizeivizepräsident des Polizeipräsidiums Frankfurt am Main)
„Antisemitische Haltungen und Übergriffe nehmen spürbar zu – und das nicht erst seit dem 7. Oktober 2023. Jüdisches Leben in Deutschland und Europa ist so bedroht wie seit dem Ende der Shoah nicht mehr. Diese Entwicklung ist erschütternd – und sie erfordert eine klare, entschlossene Haltung. Wir dürfen nicht wegsehen, wenn Jüdinnen und Juden beleidigt, ausgegrenzt oder bedroht werden. Aufklärung, Bildung und Sensibilisierung sind der Schlüssel im Kampf gegen Antisemitismus – insbesondere dort, wo das Wissen fehlt, um seine vielfältigen Erscheinungsformen zu erkennen. Gerade Polizei, Justiz und öffentliche Institutionen müssen dafür gestärkt und geschult werden. Und darüber hinaus gilt: Es liegt in der Verantwortung eines jeden Einzelnen, Gesicht zu zeigen – für ein Hessen, in dem Jüdinnen und Juden sicher und selbstverständlich leben können. Die Ausstellung von RIAS Hessen macht deutlich, wie sich Antisemitismus im Alltag zeigt – leise, verletzend, oft bagatellisiert. Sie gibt Betroffenen eine Stimme und macht ihre Erfahrungen sichtbar. Genau das brauchen wir: ein genaues Hinsehen, ein offenes Zuhören – und den Mut, hinzustehen, wo andere schweigen. Haltung zu zeigen ist dabei keine Aufgabe einzelner Institutionen – sie ist eine Verantwortung, die uns alle betrifft. Jeder und jede Einzelne ist gefordert, antisemitischem Denken und Handeln entgegenzutreten – im Beruf, in der Schule, im Freundeskreis und im öffentlichen Raum. Diese Ausstellung ist ein wichtiger Beitrag dazu.“ (Uwe Becker, Beauftragter der Hessischen Landesregierung für Jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus)
„Die Ausstellung wurde vor der Zäsur des 7. Oktober 2023 konzipiert. Wir haben sie 2024, zum ersten Jahrestag dieses Massakers, um Vorfälle aus der Zeit danach ergänzt. Es zeigt sich auch in der Ausstellung: die antisemitische Welle ist enorm und sie betrifft alle Lebensbereiche. Antisemitismus bedeutet für Jüdinnen und Juden: Räume verengen sich, das Sicherheitsgefühl schwindet. Manche verbergen ihre jüdische Identität, andere wieder entwickeln starke Resilienz. Für Betroffene, die sich an RIAS Hessen wenden, stellen sich Fragen: Wo gibt es Solidarität, Unterstützung, wie sich selbst empowern, welche Handlungsoptionen gibt es? Wir zeigen die Betroffenenperspektive. Wir möchten die Zivilgesellschaft zu mehr Solidarität bewegen. Es ist ebenso wichtig, dass Betroffene den Sicherheitsbehörden vertrauen können. Dass das Polizeipräsidium Frankfurt die Ausstellung zeigt, freut uns deshalb sehr.“ (Dr. Susanne Urban, Projektleiterin RIAS Hessen)
Informationen und Kontakt RIAS Hessen
Susanne Urban E-Mail: susanne.urban@rias-hessen.de Mobil: 0151 24003697 www.rias-hessen.de https://www.instagram.com/rias_hessen/
Quelle: Presseportal