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Groß-Gerau: Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen

Femizide sind die extremste Form geschlechtsspezifischer Gewalt, oft durch (Ex-)Partner oder Familienmitglieder. In Deutschland gab es 2024 859 Opfer von Tötungsdelikten.

Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen/Aktion "Ein Schuhabdruck - ein Femizid" auf dem Marktplatz Groß-Gerau (Foto: Kreis Groß-Gerau/Pressestelle).
Foto: Presseportal.de

Groß-Gerau (ost)

Die extremste Ausprägung geschlechtsspezifischer Gewalt sind Femizide: Die Ermordung von Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts oder weil sie gegen traditionelle Verhaltens- und Rollenbilder verstoßen haben. Oftmals wird die Tötung vom (Ex-)Partner oder Familienmitgliedern begangen. Hinter solchen Taten stehen patriarchale Machtstrukturen, die sich in Besitzansprüchen, Kontroll- oder Dominanzverhalten äußern.

Jedes Jahr werden in Deutschland bis zu tausend Frauen und Mädchen Opfer von versuchten oder vollendeten Tötungsdelikten, bei denen die Täter überwiegend männlich sind. Der Täter stammt fast immer aus dem persönlichen und sozialen Umfeld. Im Jahr 2024 wurden laut Bundeskriminalamt 859 Mädchen und Frauen Opfer von versuchten oder vollendeten Tötungsdelikten, davon waren 328 vollendete Taten. Das bedeutet, dass beinahe jeden Tag ein Femizid in Deutschland stattfand. 65 Femizide wurden der innerfamiliären Gewalt zugeordnet und 133 der Partnerschaftsgewalt. Auch im Kreis Groß-Gerau gab es im letzten Jahr drei vollendete oder versuchte Femizide durch (Ex-)Partner in Mörfelden-Walldorf, Ginsheim-Gustavsburg und Rüsselsheim.

Um Femizide sichtbar zu machen, organisierte das Büro für Frauen und Chancengleichheit des Kreises Groß-Gerau in Zusammenarbeit mit „Frauen helfen Frauen e.V.“, den Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Groß-Gerau und der Opferschutzkoordinatorin der Polizeidirektion Groß-Gerau einen Aktionstag auf dem Marktplatz in Groß-Gerau am Dienstag (25.11.).

Der 25. November ist der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen. An diesem Tag wird weltweit der Opfer gedacht und auf die fortwährende Gewalt gegen Frauen aufmerksam gemacht. In Anlehnung an die Aktion „Rote Schuhe gegen Femizide“ und die UN-Kampagne „Orange the World“ werden leuchtend orangefarbene und rote Schuhspuren für jeden Femizid aus dem Jahr 2024 auf dem Marktplatz Groß-Gerau aufgesprüht. Jede Spur soll an die ermordeten Frauen und Mädchen erinnern.

Der Aktionstag sollte nicht nur an die Opfer erinnern, sondern auch Möglichkeiten aufzeigen, wie Betroffene unterstützt und Gefahrensituationen frühzeitig erkannt werden können. Ein wichtiges Hilfsmittel dafür ist das sogenannte stille Hilfesignal – eine einfache Geste, mit der Menschen in Bedrohungssituationen diskret um Hilfe bitten können.

Das Handzeichen wurde während der Corona-Pandemie von der Canadian Women’s Foundation entwickelt, um Opfern häuslicher Gewalt die Möglichkeit zu geben, in Videotelefonaten unauffällig um Hilfe zu bitten. Mittlerweile hat sich die Geste international etabliert und wird auch in Deutschland immer bekannter.

So funktioniert das Zeichen:

1. Die Hand wird mit der offenen Handfläche nach außen gezeigt.

2. Der Daumen wird in die Handfläche gelegt.

3. Anschließend werden die vier Finger über den Daumen geschlossen, als würde man den Daumen „einschließen“.

Diese Bewegung signalisiert: „Ich brauche Hilfe.“ Das Zeichen kann in einem Gespräch, in einem Videoanruf oder in der Öffentlichkeit verwendet werden, wenn Betroffene sich unsicher fühlen oder nicht laut um Hilfe rufen können. Was ist zu tun, wenn man das Zeichen sieht? Wer das stille Notruf-Handzeichen bemerkt, sollte nicht direkt eingreifen oder laut reagieren, um die betroffene Person nicht weiter zu gefährden.

Stattdessen gilt: Ruhe bewahren und die Situation einschätzen. Wenn möglich, diskret nachfragen, ob Hilfe benötigt wird.

Bei akuter Gefahr: Sofort die Polizei über 110 verständigen. Dabei ist es wichtig, die Situation und den Ort so genau wie möglich zu beschreiben.

Insbesondere in Situationen häuslicher Gewalt, sexueller Belästigung oder Entführungsgefahr kann das stille Handzeichen ein entscheidender Hinweis auf eine Notsituation sein. Das stille Handzeichen ist ein einfacher, aber äußerst wichtiger Schritt zur Zivilcourage. Jeder, der es kennt, kann im Ernstfall helfen und Menschen vor weiterem Schaden bewahren.

(Text: Landrat des Kreises Groß-Gerau – Pressestelle)

Quelle: Presseportal

Statistiken zu Mord, Totschlag und Tötungsdelikten in Hessen für 2022/2023

Die Mordraten in Hessen zwischen 2022 und 2023 sind leicht gesunken. Im Jahr 2022 wurden 243 Fälle gemeldet, während es im Jahr 2023 nur noch 229 waren. Die Anzahl der gelösten Fälle ging ebenfalls zurück, von 224 auf 216. Die Anzahl der Verdächtigen war im Jahr 2022 mit 308 höher als im Jahr 2023 mit 267. Unter den Verdächtigen waren mehr Männer als Frauen, und die Anzahl der nicht-deutschen Verdächtigen betrug 147 bzw. 130. Im Vergleich dazu verzeichnete die Region Nordrhein-Westfalen im Jahr 2023 die höchste Anzahl von Mordfällen in Deutschland mit 470 Fällen.

2022 2023
Anzahl erfasste Fälle 243 229
Anzahl der aufgeklärten Fälle 224 216
Anzahl der Verdächtigen 308 267
Anzahl der männlichen Verdächtigen 283 237
Anzahl der weiblichen Verdächtigen 25 30
Anzahl der nichtdeutschen Verdächtigen 147 130

Quelle: Bundeskriminalamt

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