Eine auffallende Bank vor der Polizeiinspektion Weende zeigt: Kein Platz für häusliche Gewalt! Die PI Göttingen reiht sich in die Aktionen zum “Orange Day” ein.
Duderstadt: Orangene Bank vor Polizeiinspektion in Göttingen
Göttingen (ost)
GÖTTINGEN (ckr/jk) – Menschen, die sich in häuslicher Atmosphäre gewalttätig zeigen, können es sich vor und in der Polizeiinspektion (PI) Göttingen nicht gemütlich machen! Dies macht eine auffallend orangene Bank vor der Dienststelle der Polizeiinspektion Weende seit Mittwoch (27.11.24) deutlich.
Mit Aufstellung der Bank reiht sich die PI Göttingen in die anderen Inspektionen der Polizeidirektion Göttingen ein. Die Sitzgelegenheiten mit “klarer Botschaft”, die dauerhaft vor den Dienststellen verbleiben, wurden von der Behörde im Rahmen mehrerer Aktionen rund um den “Orange Day” zur Verfügung gestellt (siehe auch Pressemitteilung der Polizeidirektion Göttingen vom 25.11.24 unter https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/7452/5916321).
Zum Hintergrund/Fallzahlen “Häusliche Gewalt” steigen weiter an
Die Zahlen in Verbindung mit häuslicher Gewalt (hG) stiegen in der PI Göttingen in den letzten Jahren kontinuierlich an. Im Jahr 2023 wurden insgesamt 1.282 Vorfälle in diesem Deliktsfeld bearbeitet, verglichen mit 1.215 im Jahr 2022.
Was ist “Häusliche Gewalt”?
Im Rahmen der erweiterten Definition “Häusliche Gewalt”, fallen unter diesen Begriff nicht nur Gewalttaten zwischen Partnern (780 Delikte in 2023), sondern auch innerfamiliäre Gewalt (347 Delikte in 2023) sowie Delikte ohne direkte Opfer (176 Delikte in 2023), wie etwa Diebstähle innerhalb der Familie.
“Häusliche Gewalt ist absolut inakzeptabel und darf auch unter Beachtung ethnischer Grundprinzipien unter keinen Umständen geduldet werden. Die intensive, interdisziplinäre Bekämpfung dieser Delikte bleibt eine zentrale Aufgabe der Polizei und steht auch im Jahr 2024 im Mittelpunkt unserer kriminalistischen Arbeit. Die Sicherheit im Handeln der Polizeikräfte sowie die intensive Kooperation mit allen festgelegten Netzwerkpartnern spielen weiterhin, wie entsprechende Gewaltprävention, eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung dieser Taten”, hatte der Leiter des Zentralen Kriminaldienstes, Kriminaldirektor Oliver Tschirner, im März dieses Jahres angesichts der Fallzahlenentwicklung bei Bekanntgabe der “Polizeilichen Kriminalstatistik 2023” (siehe Pressemitteilung unter https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/119508/5736226) betont.
Gemeinsames Netzwerk gegen “Häusliche Gewalt”
Seit Inkrafttreten des Gewaltschutzgesetzes 2004 haben sich im Bereich Göttingen mehrere Behörden wie Jugendamt, Staatsanwaltschaft und Polizei, aber auch Beratungsstellen wie der Frauen-Notruf oder Hilfeeinrichtungen wie das Frauenhaus und die Opferhilfe zu einem Verbund zusammengeschlossen, um die Bekämpfung von häuslicher Gewalt voranzubringen.
Das Ende 2022 mit einer Kooperationsvereinbarung manifestierte Netzwerk im Bereich von Stadt und Landkreis Göttingen (siehe auch https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/119508/5401077) arbeitet eng zusammen, um Gewaltvorfälle im Kontext von häuslichen und familiären Bereichen vorzubeugen bzw. zu bekämpfen. Die Verdichtung und Ausweitung des Netzwerks mit verschiedensten im Thema arbeitenden Menschen führte mit der Umsetzung der Kooperationsvereinbarung zu einem noch engeren Austausch.
Das Netzwerk der ermittelnden und auch beratend tätig werdenden Organisationen führt zu einem effektiv und schneller handelndem Umgang mit häuslicher Gewalt: “Die Zahl der Straftaten im Kontext mit häuslicher Gewalt sind nicht nur angestiegen, auch die Intensität solcher Delikte ist schärfer und gefährlicher für die Opfer geworden,” so Kriminaldirektor Oliver Tschirner.
Fallmanagement “Hochrisikofälle”
Kommt es zu einer Bedrohungslage sehr ernsten Ausmaßes, sprich gefährlicher Körperverletzung oder gar der Bedrohung mit der Tötung, so schließt sich in kürzester Zeit das “Fallmanagement Hochrisikofälle” (HRF) zusammen. Zu dem HRF gehören neben der Polizei als ermittelnde Behörde auch die Staatsanwaltschaft, der Frauen-Notruf, das Frauenhaus, das Opferhilfebüro und, sollten Kinder mitbetroffen sein, auch das Jugendamt der Stadt oder des Landkreis Göttingen. Sie kommen in Präsenz oder online zusammen, um schnelle Maßnahmen zu koordinieren. Die Einberufung eines HRF liegt beim 1. Fachkommissariat (FK) der PI Göttingen.
“Effektiver und hilfreicher Austausch im Sinne der Opfer”
Die Leiterin des 1. FK, Erste Polizeihauptkommissarin Margret Reinecke, spricht von einem sehr effektiven und hilfreichen Austausch im Sinne der Opfer. In Zeiten, in denen keine Akut-Lage zu bearbeiten ist, trifft sich das Fallmanagement viermal im Jahr zu periodischen Terminsitzungen. Dabei wird das Vorgehen in Gewaltvorfällen immer wieder aufeinander abgestimmt und über mögliche Maßnahmen gesprochen. Daneben gibt es regionale Arbeitskreise (AK), in denen Mitwirkende des Netzwerkes regelmäßig zu einem Austausch zusammenkommen.
Vierteljährlich treffen sich die AK in Hann. Münden, Duderstadt, Osterode und auch in Göttingen. Um alle Regionen untereinander zu vernetzen und die Austausche möglich zu machen, ist bei der PI Göttingen der Aufgabenbereich “Ansprechpartnerin hG Prävention” mit Polizeihauptkommissarin Corinna Klaus-Rosenthal besetzt worden. Durch sie bleibt das Netzwerk stets in Kontakt und im engen Austausch.
Die Bekämpfung von häuslicher Gewalt ist und bleibt ein wichtiger Bestandteil der Polizeiarbeit und bietet Täter*Innen keinen Platz! Die orangefarbene Bank, die jetzt neu vor der Polizeidienststelle aufgestellt ist, soll dies symbolisch verdeutlichen.
Am Fototermin am Mittwoch (27.11.24) nahmen rund 20 Vertretende des gemeinsamen Organisations-Netzwerkes teil.
Quelle: Presseportal