Im Jahr 2023 wurden 2889 Fälle häuslicher Gewalt gemeldet. Die Polizei setzt ein sichtbares Zeichen für Opferschutz und Prävention.
Gewalt gegen Frauen: Polizeiaktion in Göttingen
Göttingen (ost)
Im Jahr 2023 sind im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Göttingen in 2889 Fällen Frauen Opfer häuslicher Gewalt geworden. Bei dieser Zahl handelt es sich jedoch nur um die Fälle, die der Polizei auch gemeldet worden sind. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher ausfallen. Und für das laufende Jahr zeichnet sich eine ähnliche Entwicklung ab. Darauf macht die Polizeidirektion Göttingen anlässlich des Internationalen Tages zur Beseitigung der Gewalt an Frauen (25. November) aufmerksam und nimmt auch an diesem Jahr wieder an der UN-Kampagne “Orange The World” teil, um ein sichtbares Zeichen für eine Gesellschaft zu setzen, in der Frauen ohne Angst vor Gewalt leben können.
Gewalt gegen Frauen ist die Menschenrechtsverletzung, die am häufigsten vorkommt. Das Phänomen tritt auf der ganzen Welt auf und betrifft Frauen unabhängig von ihrer Herkunft oder dem sozialen Milieu, in dem sie leben. Es umfasst alle Formen physischer, sexueller und psychischer Gewalt. Gerade häusliche Gewalt betrifft dabei nicht nur die direkten Opfer – auch beispielsweise Kinder lernen Gewalt als Muster zur Konfliktlösung und werden später nicht selten selbst zu Opfern. Oder sogar zu Tätern. Die Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen hat bei der Polizei aus diesem Grund einen sehr hohen Stellenwert und bildet einen besonderen Schwerpunkt in der polizeilichen Arbeit.
Die Zahlen aus der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik belegen die Bedeutung dieses Schwerpunkts: Im Jahr 2023 sind im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Göttingen fast 2889 Fälle bekannt geworden, in denen eine Frau Opfer von Gewalt geworden ist. Eine Frau wurde von ihrem Partner ermordet, in sieben Fällen kam es zum Totschlag. Hohe Fallzahlen weisen auch Straftaten wie Vergewaltigung, sexuelle Belästigung, gefährliche und schwere Körperverletzung sowie Stalking, Nötigung und Bedrohung auf. “Gewalt gegen Frauen tritt am häufigsten dort auf, wo die Opfer sich eigentlich am sichersten fühlen sollten – in ihrem eigenen Zuhause. Dabei sind diese Taten keine Privatangelegenheit, sondern Straftaten, die verfolgt und bestraft werden müssen. Uns als Polizei kommt eine besondere Verantwortung zu, die Opfer zu schützen, und das tun wir auch – mit allen uns zu Verfügung stehenden Mitteln”, sagt Tanja Wulff-Bruhn, Präsidentin der Polizeidirektion Göttingen. Neben dem repressiven Ansatz setzt die Göttinger Behörde aber auch auf Prävention. Hierbei steht die PD Göttingen viele Kooperationspartnerinnen und -partner anderer Behörden, aber auch aus der Zivilgesellschaft zur Seite. “Diese Netzwerke sind von großem Wert, insbesondere wenn es darum geht, Gefahren zu erkennen und einzuschreiten, bevor es zu spät ist. Nur so können wir Opfern schnelle Hilfe und effektiven Schutz zuteilwerden lassen und weitere Opferwerdung verhindern.”
Aktionen rund dem den “Orange Day”
Am heutigen 25. November verleiht die Polizeidirektion Göttingen ihren Bemühungen auch ganz sichtbar Ausdruck und beteiligt sich aktiv an der UN Women-Kampagne “Orange The World”. Das Polizeigebäude an der Groner Landstraße in Göttingen wird in orangenes Licht getaucht. Weiterhin wurden anlässlich des Aktionstages jeder Polizeiinspektion im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Göttingen orangene Bänke mit der Aufschrift “Kein Platz für häusliche Gewalt” zur Verfügung gestellt, die einen dauerhaften Aufstellort Platz vor den Polizeistandorten oder auch im öffentlichen Raum erhalten und damit nicht nur am Aktionstag auf das Thema aufmerksam machen sollen. Die Bänke gehen zurück auf eine Idee der Dein Werk gGmbH, einer Werkstatt für Menschen mit psychischen Behinderungen aus dem Landkreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen. Die Bänke werden von der Dein Werk gGmbH produziert und europaweit vertrieben. “Sie sollen unter anderem aufgrund ihrer besonderen Farbgebung und ungewöhnlichen Gestaltung in Zukunft weithin sichtbar auf ein Thema aufmerksam machen, das häufiger vorkommt, als man sich vielleicht vorstellen kann”, sagt Tanja Wulff-Bruhn abschließend über die außergewöhnliche Aktion.
Quelle: Presseportal
Statistiken zu Mord, Totschlag und Tötungsdelikten in Niedersachsen für 2022/2023
Die Mordraten in Niedersachsen zwischen 2022 und 2023 sind rückläufig. Im Jahr 2022 wurden 278 Fälle registriert, wovon 258 aufgeklärt wurden. Es gab insgesamt 380 Verdächtige, darunter 329 Männer, 51 Frauen und 152 nicht-deutsche Verdächtige. Im Jahr 2023 sank die Anzahl der Mordfälle auf 236, wovon 225 aufgeklärt wurden. Es gab insgesamt 315 Verdächtige, darunter 269 Männer, 46 Frauen und 127 nicht-deutsche Verdächtige. Im Vergleich dazu verzeichnete die Region Nordrhein-Westfalen im Jahr 2023 die höchste Anzahl an Mordfällen in Deutschland mit 470 Fällen.
2022 | 2023 | |
---|---|---|
Anzahl erfasste Fälle | 278 | 236 |
Anzahl der aufgeklärten Fälle | 258 | 225 |
Anzahl der Verdächtigen | 380 | 315 |
Anzahl der männlichen Verdächtigen | 329 | 269 |
Anzahl der weiblichen Verdächtigen | 51 | 46 |
Anzahl der nichtdeutschen Verdächtigen | 152 | 127 |
Quelle: Bundeskriminalamt