Die Polizeiliche Kriminalstatistik der Landeshauptstadt Kiel zeigt einen deutlichen Anstieg der registrierten Delikte im Jahr 2024, vor allem bei Diebstahlsdelikten.
Anstieg der Straftaten in Kiel
Kiel (ost)
Im Jahr 2024 gab es nach mehreren Jahren kontinuierlicher Rückgänge von 2018 bis 2021 und einem ersten Anstieg in 2022/2023 erneut einen deutlichen Anstieg der Fallzahlen in der Hauptstadt Kiel. Die erfassten Delikte stiegen von 26.468 auf 28.128 (+1.660) und damit um 6,3 %. Die Anzahl der gemeldeten Straftaten erreichte den höchsten Wert der letzten zehn Jahre. Die Aufklärungsquote ist mit 49 Prozent im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken (2023: 50,1 Prozent).
Diebstahl bleibt das dominierende Verbrechen
Mehr als 50 Prozent aller erfassten Straftaten in Kiel sind Diebstahlsdelikte (15.004 Fälle). Das entspricht einem Anstieg von 13,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Verteilung zwischen einfachem und schwerem Diebstahl blieb fast unverändert. Von den 15.004 Fällen entfallen 3.532 auf einfachen Ladendiebstahl, 2.377 auf Fahrraddiebstahl und 2.642 auf Diebstähle in/aus Kellern, Lagerräumen und Waschküchen.
Rückgang bei Wohnungseinbrüchen
Erfreulicherweise gab es einen Rückgang bei Wohnungseinbrüchen. Nach einem Anstieg auf 290 Fälle im Jahr 2023 wurde 2024 ein deutlicher Rückgang um 31,7 Prozent auf 198 Fälle verzeichnet. Landesweit betrug der Rückgang 9,6 %. Bemerkenswert ist, dass erstmals über 50 % der Einbrüche im Versuchsstadium scheiterten. Dies ist auf erhöhte Nachbarschaftswachsamkeit, verbesserte Sicherheitstechnik, eine Verschärfung der Strafen und gezielte polizeiliche Maßnahmen zurückzuführen. In diesem Zusammenhang appelliert die Polizei, bei verdächtigen Vorkommnissen im Wohnumfeld sofort die 110 zu wählen. Schnelle Ermittlungen erhöhen die Chance, die Täter auf frischer Tat zu erwischen.
Beschaffungskriminalität und Autodiebstähle
Die Diebstähle in Kellern, Lagerräumen und Waschküchen werden hauptsächlich der Beschaffungskriminalität zugeordnet, um Geld für den Drogenkauf zu bekommen. Im Berichtsjahr wurden 2.642 Diebstähle erfasst, 1.222 Fälle (86,1 %) mehr als 2023. Landesweit stieg die Zahl um 34,7 %. Besonders in städtischen Gebieten mit vielen Mehrfamilienhäusern wird festgestellt, dass durch unverschlossene Hauseingangstüren günstige Gelegenheiten für die Täter entstehen. Die Anzahl der Autodiebstähle ging leicht auf 84 Fälle zurück, während Diebstähle aus oder an Autos um 7,1 % auf 1.877 Fälle stiegen (Vorjahr: 1.752).
Zunahme von Gewaltdelikten und Raubstraftaten
Die Anzahl der Gewaltdelikte stieg im dritten Jahr in Folge und erreichte 3.903 Fälle (+8,0 % im Vergleich zum Vorjahr). Landesweit wurde ein Anstieg um 5,1 % verzeichnet. Während landesweit ein Rückgang bei Raubstraftaten zu verzeichnen war, stiegen sie in Kiel um 18,1 % auf 281 Fälle (Vorjahr: 238). Um das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger zu stärken und Gewaltdelikte weiter zu bekämpfen, setzt die Polizei neben gezielten Präventionsmaßnahmen auch auf verstärkte Polizeipräsenz an den entsprechenden Brennpunkten.
Rückgang bei Kinder- und Jugendpornografie, aber weiterhin hohe Zahlen
Im Bereich der Verbreitung von Kinder- und Jugendpornografie gab es 2024 einen Rückgang von 17 Fällen auf 80 Fälle. Nach einem starken Anstieg in den letzten Jahren deutet sich hier eine gewisse Stabilisierung an. In 55 % der Fälle gab es keine Beziehung zwischen Opfer und Tatverdächtigem. Es wurden 258 Tatverdächtige ermittelt. Insgesamt gab es 275 Opfer, davon waren 92 % (254) weiblich. Dennoch bleibt die Verbreitung von kinder- und jugendpornografischem Material ein ernstes Problem, insbesondere im Internet. Digitale Kriminalität bleibt eine große Herausforderung. Mehr Aufklärung und technische Maßnahmen sind erforderlich, um Kinder und Jugendliche zu schützen.
Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung stabil, aber weiterhin besorgniserregend
Die Anzahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung ist nicht weiter gestiegen. Die Aufklärungsquote stieg um 3,2 Prozentpunkte auf 79,8 %.
Partnerschaftsgewalt weiterhin auf hohem Niveau
Im Jahr 2024 gab es in Kiel 563 Fälle von Partnerschaftsgewalt. Die meisten davon waren vorsätzliche Körperverletzungen (331 Fälle), gefolgt von gefährlicher Körperverletzung (69 Fälle). In 137 Fällen wurden Opfer bedroht, gestalkt oder genötigt. Die Opferzahlen sind im Vergleich zum Vorjahr gesunken (-628 Fälle, -10,4 %). Dabei waren 467 Frauen (82,9 %) Opfer partnerschaftlicher Gewalt. Um möglichen Gewalttaten in Fällen partnerschaftlicher Gewalt entgegenzuwirken, wurde im Frühjahr 2024 in der Polizeidirektion Kiel ein Hochrisikomanagement eingerichtet, um schwere Fälle häuslicher Gewalt frühzeitig zu erkennen oder zu verhindern. Es ermöglicht eine fundiertere Bewertung zusammen mit anderen behördlichen und nicht behördlichen Partnern, beispielsweise in Fallkonferenzen, erhöht die Sensibilität und schafft Handlungssicherheit, um die Gewaltspirale frühzeitig zu durchbrechen.
Betrugsmaschen im Internet bleiben ein Risiko
Die Nutzung des Internets hat auch die Vermögens- und Fälschungsdelikte beeinflusst. Die Polizei Kiel warnt vor neuen Taten, wie z. B. Anrufe von „falschen Polizeibeamten“ oder „WhatsApp-Betrugsfällen“, durch entsprechende tägliche Präventionshinweise.
Alarmierender Anstieg von Messerangriffen in Kiel
Die Polizei hat mit Besorgnis festgestellt, dass bei Raubüberfällen und Körperverletzungen zunehmend Messer eingesetzt werden. Oft hängt die Schwere der Folgen für die Opfer vom Zufall ab. Meistens blieb es bei der Drohung, das Messer einzusetzen, und es kam nicht zur tatsächlichen Anwendung. Im Jahr 2024 wurden in Kiel 172 Straftaten mit Messerangriffen erfasst. Dies sind 25 Fälle (17 %) mehr als im Jahr 2023 (147 Fälle). Der landesweite Trend liegt darunter mit einem Anstieg von 12 %. Diese Tendenz setzt sich fort, so dass rechnerisch fast jeden zweiten Tag eine Tat in diesem Bereich verzeichnet wurde. Taten mit einem Messer sind grundsätzlich sehr gefährlich. Von insgesamt 211 Opfern wurden 53 leicht und 14 schwer verletzt. Ein Angriff endete tödlich. 137 Opfer blieben unverletzt oder der Grad der Verletzung war nicht bekannt. 59 % der Opfer hatten keine Beziehung zum Täter, das heißt, Täter und Opfer kannten sich nicht. 125 der 172 Fälle wurden aufgeklärt, was einer Aufklärungsquote von 73 % entspricht. Im Jahr 2024 wurden insgesamt 144 Tatverdächtige ermittelt. In 90 % der Fälle handelte es sich um Männer, und zwei Drittel der Tatverdächtigen waren 21 Jahre oder älter. Die meisten Taten fanden auf öffentlichen Straßen/Wegen/Plätzen (91 Fälle) statt, gefolgt von Taten in Mehrfamilienhäusern/Wohnblöcken (25 Fälle).
Die Polizei führt seit Dezember 2024 verstärkte Kontrollen im öffentlichen Nahverkehr in Zusammenarbeit mit der Bundespolizei durch. Die Grundlage dafür ist die seit Ende 2024 geltende Landesverordnung über das Verbot des Führens von Waffen und Messern in öffentlichen Verkehrsmitteln.
Fokus auf jugendliche Tatverdächtige und Prävention von kriminellen Karrieren
Jugendliche und Heranwachsende sind überdurchschnittlich oft Tatverdächtige. Dieser hohe Anteil wird seit Jahren beobachtet und im Allgemeinen mit der typischen Entwicklungsphase junger Menschen erklärt. Die Anzahl der Tatverdächtigen unter 21 Jahren im Verhältnis zu den Gesamtstraftaten ist im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Auffällig ist, dass im Bereich der Gewaltdelikte die Anzahl der Tatverdächtigen unter 21 Jahren zugenommen hat. Auch der Anteil der tatverdächtigen Kinder ist gestiegen. Um die weitere Entwicklung zu stoppen, werden Ermittlungen gegen jugendliche Intensivtäter im Kommissariat 13 der BKI Kiel seit Jahren konzentriert bearbeitet. Im Jahr 2023 wurde dort eine spezielle „Ermittlungsgruppe Jugend“ eingerichtet. Dort wird mit spezialisierten Ermittlungsbeamten frühzeitig gegen die Etablierung krimineller Karrieren vorgegangen. Es wird auch eine enge Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen für Jugendarbeit in der Stadt Kiel und der Justiz angestrebt. Darüber hinaus führen die Polizeireviere und -stationen Ermittlungen gegen Jugendliche durch spezialisierte Jugendsachbearbeiter. Es ist erfreulich, dass die Anzahl der ermittelten Tatverdächtigen unter 21 Jahren nach zwei Jahren des Anstiegs im Jahr 2024 wieder gesunken ist.
Schwerpunkt auf Handel und Besitz harter Drogen – Verdrängung des offenen Konsums aus dem öffentlichen Raum
Die Anzahl der Drogendelikte hat durch verstärkte polizeiliche Kontrollen und die gezielte Verdrängung aus der Öffentlichkeit sowie durch die teilweise Legalisierung des Cannabiskonsums am 01.04.24 abgenommen, was insgesamt zu weniger Konsumdelikten geführt hat. Die Verfolgung von Handelsdelikten bleibt jedoch bestehen. Die Polizei wird weiterhin den illegalen Handel mit Drogen und den Besitz von harten Drogen besonders im Auge behalten.
Mit spezialisierten Ermittlungseinheiten zur Bearbeitung von Wiederholungstätern und Cyberkriminalität ist die Polizeidirektion Kiel gut gerüstet, um den festgestellten oder prognostizierten Entwicklungen in verschiedenen Bereichen entgegenzuwirken. Im Jahr 2024 wurde zudem eine neue Abteilung zur Bekämpfung der Verbreitung von sexuellem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen im Internet eingerichtet.
Effektive Kriminalitätsbekämpfung durch gezielte Maßnahmen der Polizeidirektion Kiel
Die Polizeidirektion Kiel setzt auf ein umfassendes Kriminalitätsbekämpfungssystem, das durch kontinuierliche Lageanalysen und eine gezielte Präsenzerhöhung es ermöglicht, schnell auf entstehende Kriminalitätsschwerpunkte zu reagieren. Mit organisatorischen Maßnahmen wie der Einrichtung temporärer und dauerhafter Ermittlungseinheiten agiert die Polizeidirektion Kiel, um den festgestellten oder prognostizierten Entwicklungen entgegenzuwirken.
Die vollständige Kriminalstatistik 2024 der Stadt Kiel finden Sie unter folgendem Link: https://t1p.de/pks2024kiel
Für Rückfragen steht die Pressestelle Kiel telefonisch unter der bekannten Rufnummer zur Verfügung. Der Kriminaldirektor Alexander Hahn der Bezirkskriminalinspektion Kiel wird am 10. April 2025 im Rahmen eines Pressegesprächs die Kriminalitätsentwicklungen im Jahr 2024 erläutern und einordnen. Die Veranstaltung richtet sich ausschließlich an Medienvertreter. Zur besseren Planung bitten wir um Anmeldung bis Mittwoch, 9. April, 14 Uhr, unter der Rufnummer 0431 / 160 2010.
Stephanie Lage
Quelle: Presseportal
Einbruchstatistiken in Schleswig-Holstein für 2022/2023
Die Einbruchsraten in Schleswig-Holstein stiegen zwischen 2022 und 2023 leicht an. Im Jahr 2022 wurden 2675 Fälle registriert, während es im Jahr 2023 bereits 3271 Fälle waren. Die Anzahl der gelösten Fälle stieg ebenfalls von 400 im Jahr 2022 auf 520 im Jahr 2023. Die Anzahl der Verdächtigen stieg von 380 auf 427, wobei die Anzahl der männlichen Verdächtigen von 335 auf 382 stieg. Die Anzahl der weiblichen Verdächtigen blieb konstant bei 45, während die Anzahl der nicht-deutschen Verdächtigen von 158 auf 191 stieg. Im Vergleich dazu verzeichnete Nordrhein-Westfalen im Jahr 2023 die höchste Anzahl an Einbrüchen in Deutschland mit 27061 Fällen.
2022 | 2023 | |
---|---|---|
Anzahl erfasste Fälle | 2.675 | 3.271 |
Anzahl der aufgeklärten Fälle | 400 | 520 |
Anzahl der Verdächtigen | 380 | 427 |
Anzahl der männlichen Verdächtigen | 335 | 382 |
Anzahl der weiblichen Verdächtigen | 45 | 45 |
Anzahl der nichtdeutschen Verdächtigen | 158 | 191 |
Quelle: Bundeskriminalamt
Statistiken zu Fahrraddiebstählen in Schleswig-Holstein für 2022/2023
Die Fahrraddiebstahlraten in Schleswig-Holstein zwischen 2022 und 2023 zeigen einen leichten Rückgang. Im Jahr 2022 wurden 10989 Fälle registriert, während es im Jahr 2023 10044 Fälle waren. Die Anzahl der gelösten Fälle stieg jedoch von 901 im Jahr 2022 auf 991 im Jahr 2023. Die Anzahl der Verdächtigen stieg von 717 im Jahr 2022 auf 785 im Jahr 2023, wobei die Anzahl der männlichen Verdächtigen mit 707 die weiblichen Verdächtigen überwiegt. Die Anzahl der nicht-deutschen Verdächtigen stieg ebenfalls von 226 im Jahr 2022 auf 331 im Jahr 2023. Im Vergleich dazu wurden in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2023 insgesamt 62036 Fahrraddiebstähle registriert, was die höchste Anzahl in Deutschland ist.
2022 | 2023 | |
---|---|---|
Anzahl erfasste Fälle | 10.989 | 10.044 |
Anzahl der aufgeklärten Fälle | 901 | 991 |
Anzahl der Verdächtigen | 717 | 785 |
Anzahl der männlichen Verdächtigen | 642 | 707 |
Anzahl der weiblichen Verdächtigen | 75 | 78 |
Anzahl der nichtdeutschen Verdächtigen | 226 | 331 |
Quelle: Bundeskriminalamt
Statistiken zur Drogenkriminalität in Schleswig-Holstein für 2022/2023
Die Drogenraten in Schleswig-Holstein zwischen 2022 und 2023 zeigen einen leichten Rückgang. Im Jahr 2022 wurden 10944 Fälle erfasst, während es im Jahr 2023 nur noch 10838 Fälle waren. Die Anzahl der gelösten Fälle ging ebenfalls von 9931 auf 9644 zurück. Die Anzahl der Verdächtigen sank von 8645 auf 8326, wobei die Anzahl der männlichen Verdächtigen mit 7225 höher war als die der weiblichen Verdächtigen mit 1101. Die Anzahl der nicht-deutschen Verdächtigen stieg von 1664 auf 1795. Im Vergleich dazu verzeichnete Nordrhein-Westfalen im Jahr 2023 die höchste Zahl an Drogenfällen in Deutschland mit 73917 Fällen.
2022 | 2023 | |
---|---|---|
Anzahl erfasste Fälle | 10.944 | 10.838 |
Anzahl der aufgeklärten Fälle | 9.931 | 9.644 |
Anzahl der Verdächtigen | 8.645 | 8.326 |
Anzahl der männlichen Verdächtigen | 7.470 | 7.225 |
Anzahl der weiblichen Verdächtigen | 1.175 | 1.101 |
Anzahl der nichtdeutschen Verdächtigen | 1.664 | 1.795 |
Quelle: Bundeskriminalamt
Cybercrime-Statistiken in Schleswig-Holstein für 2022/2023
Die Cyberkriminalitätsraten in Schleswig-Holstein zwischen 2022 und 2023 sind leicht gestiegen. Im Jahr 2022 wurden 2966 Fälle registriert, während es im Jahr 2023 bereits 3254 Fälle waren. Die Anzahl der gelösten Fälle stieg ebenfalls von 815 im Jahr 2022 auf 935 im Jahr 2023. Die Anzahl der Verdächtigen blieb mit 814 relativ konstant, wobei die meisten Verdächtigen männlich waren (542) im Vergleich zu weiblichen Verdächtigen (272) und nicht-deutschen Verdächtigen (172). Im Vergleich dazu verzeichnete Berlin im Jahr 2023 die höchste Anzahl von Cyberkriminalitätsfällen in Deutschland mit 22125 registrierten Fällen.
2022 | 2023 | |
---|---|---|
Anzahl erfasste Fälle | 2.966 | 3.254 |
Anzahl der aufgeklärten Fälle | 815 | 935 |
Anzahl der Verdächtigen | 693 | 814 |
Anzahl der männlichen Verdächtigen | 475 | 542 |
Anzahl der weiblichen Verdächtigen | 218 | 272 |
Anzahl der nichtdeutschen Verdächtigen | 137 | 172 |
Quelle: Bundeskriminalamt