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Kiel: Internetbetrug durch Cybertrading-Fraud

Das Landeskriminalamt warnt vor betrügerischen Anlageversprechen im Internet. Opfer erleiden hohe finanzielle Verluste und riskieren sogar ihr Hab und Gut.

Foto: unsplash

Kiel (ost)

Die Versprechungen von Gewinnen klingen fast zu schön, um wahr zu sein – und das sind sie auch nicht. Cybertrading-Betrug ist die perfide Betrugsmasche, mit der auch in Schleswig-Holstein gutgläubige Kleinanleger um ihr Erspartes gebracht werden, im schlimmsten Fall sogar um Haus und Hof. Das Landeskriminalamt Schleswig-Holstein (LKA) warnt angesichts steigender Fallzahlen und hoher Schadenssummen eindringlich vor dieser Form des Internetbetrugs.

„Im vergangenen Jahr 2024 haben wir nur mit den Schäden über 5000 Euro eine Schadenssumme von insgesamt mehr als 20 Millionen Euro registriert“, sagt Volker Willert, Leiter des Dezernats für Wirtschafts-, Korruptions- Umweltkriminalität. Darüber hinaus sei eine hohe Dunkelziffer zu befürchten, da gerade bei kleineren Beträgen viele Opfer aus Scham nicht zur Polizei gingen. „Besonders schlimm sind die Fälle, bei denen sich die Geschädigten hoch verschuldet haben und die finanzielle Existenz bedroht ist.“ In 53 Fällen hätten Opfer im Jahr 2024 Summen von mehr als 100.000 Euro verloren. Die Täter seien skrupellos und psychologisch geschult.

Letztere sitzen zumeist im Ausland und locken ihre Opfer mit dem Traum vom schnellen Geld. Über gefälschte Trading-Plattformen im Internet, über soziale Medien, Fake-Nachrichtenseiten oder -Werbung mit Prominenten wie Günther Jauch oder Markus Lanz treten die Täter an interessierte Anleger heran. In den Beiträgen berichten die Prominenten von ihren angeblich erfolgreichen Geldanlagen und ihrem schnellen Weg zum Reichtum. Dadurch wird eine Seriosität in Verbindung mit hohen Gewinnversprechen und geringem Risiko vorgegaukelt. Auch Dating-Portale werden genutzt, um potenzielle Anleger für angeblich lukrative Geldanlagen in Kryptowährungen zu gewinnen, nachdem zuvor ein luxuriöser Lebensstil auf Basis dieser Anlagen suggeriert wurde.

Ob Aktien, Rohstoffe oder Kryptowährungen: Fast alle betrügerischen Angebote eint, dass die Geschädigten aufgefordert werden, eine telefonische Erreichbarkeit zu hinterlegen und eine Startinvestition in Höhe von rund 250 Euro zu tätigen. Hat das Opfer auf diese Weise angebissen, nehmen die Täter – getarnt als erfahrene Anlage- und Vermögensberater – sofort Kontakt auf. Über eine von den Tätern betriebene Plattform wird den Kunden eine positive Entwicklung ihrer Anlage vorgespielt. Tatsächlich erfolgt jedoch zu keinem Zeitpunkt eine Anlage des Geldes.

Um das Vertrauen der Kunden zu stärken und sie zu höheren Investitionen zu animieren, „füttern“ die Täter sie anfangs mit einer kleinen „Gewinnausschüttung“ an. Diese wird durch die betrügerisch erworbenen Gelder weiterer Opfer finanziert. Das böse Erwachen folgt erst dann, wenn die Kunden tatsächliche Auszahlungswünsche äußern. Entweder wird mit plötzlichen Kurseinbrüchen argumentiert oder die Täter tauchen einfach ab. Das Ergebnis ist immer gleich: Das Geld ist weg – und mit ihm die freundlichen „Anlageberater“.

So ging es auch einem 65-jährigen Anleger aus dem Kreis Schleswig-Flensburg. Nachdem sich seine erste Investition von 250 Euro gut zu entwickeln schien und er eine erste „Gewinnausschüttung“ von 1000 Euro erhalten hatte, zahlte er rund 120.000 Euro auf verschiedene ausländische Konten ein. Der späte Versuch einer Rückbuchung über die Bank misslang und auch die Anzeigenerstattung erfolgte leider so spät, dass das Geld auch im Ausland nicht mehr rückholbar war.

Verloren ist auch das Ersparte eines 44-Jährigen, der über die Dating-App „Tinder“ eine junge Frau aus Kanada kennengelernt hatte, die ihm riet, über eine Trading-Plattform in Gold zu investieren. Auch in diesem Fall wurde auf seinem (gefälschten) Konto ein hoher Gewinn angezeigt. Doch als er sich einen Teil davon auszahlen lassen wollte, wurde ihm mitgeteilt, er müsse zunächst „Steuern“ dafür zahlen. Der Geschädigte ist am Ende auf einem Schaden von 60.000 Euro sitzengeblieben.

Cybertrading-Betrug treffe inzwischen alle Altersgruppen, betont Volker Willert. Er rät dazu, im Familienkreis immer wieder über die Gefahren dieser Betrugsmasche zu sprechen. Geschädigte sollten in jedem Fall Strafanzeige erstatten. Mit etwas Glück können Überweisungen bei zeitnahem Einschreiten noch durch die Hausbank gestoppt werden.

Weitergehende Tipps zum Verhalten im Schadensfall sowie zum Erkennen unseriöser Online-Tradingplattformen gibt es unter

https://www.polizei-beratung.de/aktuelles/detailansicht/trading-scam/

Quelle: Presseportal

Cybercrime-Statistiken in Schleswig-Holstein für 2022/2023

Die Cyberkriminalitätsraten in Schleswig-Holstein zwischen 2022 und 2023 sind leicht gestiegen. Im Jahr 2022 wurden 2966 Fälle registriert, wovon 815 gelöst wurden. Es gab insgesamt 693 Verdächtige, darunter 475 Männer, 218 Frauen und 137 Nicht-Deutsche. Im Jahr 2023 stieg die Anzahl der registrierten Fälle auf 3254, wobei 935 Fälle gelöst wurden. Die Anzahl der Verdächtigen blieb mit 814 relativ konstant, wobei 542 Männer, 272 Frauen und 172 Nicht-Deutsche beteiligt waren. Im Vergleich dazu verzeichnete Berlin im Jahr 2023 die höchste Anzahl von Cyberkriminalitätsfällen in Deutschland mit 22125 Fällen.

2022 2023
Anzahl erfasste Fälle 2.966 3.254
Anzahl der aufgeklärten Fälle 815 935
Anzahl der Verdächtigen 693 814
Anzahl der männlichen Verdächtigen 475 542
Anzahl der weiblichen Verdächtigen 218 272
Anzahl der nichtdeutschen Verdächtigen 137 172

Quelle: Bundeskriminalamt

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