Laut Augenzeugen brannte die Lokomotive und entgleiste aufgrund der zu hohen Geschwindigkeit. Die Frage nach der Unfallursache muss nun geklärt werden.
Schweres Zug-Unglück in NRW
Fast einen vollen Tag lang blieb der leblose Körper des 30-jährigen Lokführers unter den Trümmern gefangen, ehe seine Rettung möglich wurde. War sein tragischer Tod die Konsequenz seiner mutigen Versuche, die Katastrophe zu verhindern, während er draußen auf einem Waggon saß, der in den schrecklichen Unfall verwickelt war?
Zugunglück in Geseke
Am Sonntagnachmittag gegen 15:30 Uhr kam es zu einem Zugunglück der Westfälischen Landes-Eisenbahn (WLE), als der Güterzug auf dem Weg aus dem Zementwerk in Geseke (Kreis Soest) entgleiste und mehrere Waggons sich ineinander verkeilten. Dieses tragische Ereignis wirft viele Fragen auf. Die Polizei analysiert derzeit Videos, darunter auch solche, die der BILD-Zeitung vorliegen, welche die Lokomotive in Flammen und den Lokführer außen an einem Kesselwagen zeigen.
Der Polizeisprecher Marco Baffa-Scinelli (46) erklärte: „Die Aufnahme wurde etwa 200 Meter vor dem Unfallort gemacht. In bestimmten Situationen, wie Rangierfahrten oder an unbeschrankten Bahnübergängen, ist es üblich, dass der Lokführer außen auf dem Zug steht und ihn per Fernbedienung steuert. Der genaue Grund für das Verlassen der Lok in diesem speziellen Fall wird derzeit von den Ermittlern untersucht.“
Es besteht die Möglichkeit, dass ein technischer Defekt am Zug der Grund dafür war, dass sich der Mann außerhalb seiner Lokomotive befand – möglicherweise in dem Versuch, von einem Waggon aus die Bremse auszulösen.
Zugunglück in Geseke! Lokführer kam ums Leben! pic.twitter.com/mA9r4jDSbP
— André Müller (@andre10787) September 11, 2023
Die Ermittlungen konzentrieren sich derzeit darauf, warum der Zug offenbar mit einer Geschwindigkeit von mehr als 30 Stundenkilometern unterwegs war. Die Untersuchung der Lokomotive und die Auswertung des Fahrtenschreibers stehen nun im Fokus. Zu Beginn war die Identität der Person auf dem Video unklar, weshalb die Polizei mit Hilfe von Wärmebildtechnik die Umgebung aus dem Hubschrauber heraus nach möglichen weiteren beteiligten Personen absuchte.
Anwohner erleben das Unglück hautnah
Thomas Behrens (60), ein Anwohner, war Augenzeuge des schrecklichen Vorfalls. Seine Wohnung liegt lediglich zehn Meter von den Gleisen und etwa 100 Meter von der Stelle entfernt, an der der Unfall geschah. „Ich befand mich gerade in der Küche, als ich den Zug hörte. Das Geräusch war völlig anders als gewöhnlich. Ich schätze, er bewegte sich mit einer fünf- bis zehnfach höheren Geschwindigkeit. Man konnte sofort erkennen, dass etwas nicht in Ordnung war.“
Die Rettungskräfte vor Ort standen ebenfalls vor einer enormen Herausforderung im Wettlauf gegen die Zeit. Zahlreiche Versuche, das Todesopfer zu bergen, waren erfolglos. Polizeisprecher Baffa-Scinelli (46) erklärte: „Es war notwendig, mehr als 20 Tonnen Zement abzupumpen, um das Gewicht des Waggons ausreichend zu reduzieren, damit er schließlich angehoben werden konnte.“
Arbeitgeber drückt Mitgefühl aus
Anschließend wurde der Leichnam dem Bestatter übergeben. André Pieperjohanns, Geschäftsführer der Bahngesellschaft WLE, äußerte seine Bestürzung: „Es ist tragisch, dass hier ein junger Mensch während seiner beruflichen Tätigkeit ums Leben gekommen ist.“
Auch die Eisenbahngesellschaft Potsdam mbH (EGP), die die Lokomotive von der WLE für den Transport gemietet hatte, zeigt ihr tiefes Mitgefühl. Mathias Tenisson, Geschäftsführer der EGP, erklärte: „Unsere Gedanken und unser aufrichtiges Mitgefühl gelten dem verunglückten Triebfahrzeugführer und seinen Angehörigen.“