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Es krabbelt was aus dem Sommerloch

Sie lauern im Wald, im Badesee oder gar im Treppenhaus: Im Juli und August schaffen es regelmäßig außergewöhnliche Tiere in die Schlagzeilen. Wer erinnert sich nicht an Bruno, Skippy oder Sammy?

Allabendlich zieht eine Bache mit ihren beiden Frischlingen rund um den Teufelssee im Grunewald.
Foto: Ingolf König-Jablonski/dpa

Wenn sich die Ferienruhe über das Land legt, kriechen sie aus dem Sommerloch: Bären, Alligatoren und andere wilde Tiere. Warum diese regelmäßig in der derzeitigen Jahreszeit (Medien-)Konjunktur haben? 

Geschichten über «charismatische Tiere», die aus menschlicher Sicht gefährliche Lebewesen seien, faszinieren eben. Das sagt jemand, der es wissen muss: der Tierfilmer Andreas Kieling. «Sie werden im Sommer, wenn wenig los ist, gerne von den Medien befeuert. Mit der Gefahr lässt sich gut spielen.»

Der Grenzgänger-Bär (2022): In Kufstein ist es derzeit nicht so friedlich und still wie in einem beliebten Volkslied besungen. Zumindest nicht im entsprechenden Bezirk – dort ist ein Bär unterwegs. Im bayerisch-österreichischen Grenzgebiet also. Er wird erst von einer Wildkamera fotografiert. Dann gibt es auch den genetischen Nachweis, nachdem er drei Schafe getötet hat. Doch reicht das für einen Karrieresprung zum Sommertier? Von einem medialen Sommerloch war 2022 bislang jedenfalls noch nichts zu spüren…

Die Laptop-Sau (2020): Die halbe Welt lacht über die Fotos vom Berliner Teufelssee. Ein nackter Mann rennt einem Wildschwein hinterher, das seine gelbe Tüte geklaut hat. Darin soll sich ein Laptop befunden haben. Die Sau kommt ungestraft davon. Anschließend kündigt das Landesforstamt jedoch an, es sei nicht ausgeschlossen, dass sie in der Jagdsaison erlegt werde. Modellbahn-Fans können die Szene inzwischen sogar in ihre Eisenbahn-Landschaft integrieren. «Wildschweinalarm» heißt das Set, erhältlich für Spurgröße H0.

Die Monokel-Kobra (2019): In einem Treppenhaus im nordrhein-westfälischen Herne entdeckt eine Bewohnerin eine stattliche Giftschlange. Fast eine Augustwoche lang versteckt sich die rund 1,60 Meter lange Kobra im Häuserblock. 30 Bewohner müssen ihre Wohnungen verlassen. Beim mutmaßlichen Besitzer werden 21 weitere Schlangen entdeckt. Die Kobra wird schließlich bei Mäharbeiten hinter dem Haus aufgeschreckt und wieder eingefangen.

Känguru Skippy (2015): Ein Beuteltier hüpft kreuz und quer durchs Sauerland, bis es schließlich von einem Weidezaun am Diemelsee in Nordhessen gestoppt wird. Bei einer Züchterfamilie findet Känguru Skippy ein neues Zuhause.

Bär Bruno (2006): Zugewandert aus Österreich, streift er durch die bayerischen Wälder. Als der Braunbär Schafe erbeuten will, kommt er Siedlungen zu nahe – und wird zum Abschuss freigegeben. Seine Bezeichnung als «Problembär» durch den damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber wird zum geflügelten Wort. Tierschützer laufen Sturm. Vergebens. Jäger erlegen Bruno. Sein Schicksal schafft es bis in die «New York Times».

Wels Kuno (2001): Die Geschichte von «Killer-Wels Kuno» aus Mönchengladbach schreckt Hundefreunde auf. Der riesige Fisch soll angeblich einen Dackelwelpen vom Ufer eines Weihers ins Wasser gezerrt und verschlungen haben. Ob das tatsächlich so passiert ist, bleibt unklar. Dennoch geht die Story um die Welt. Viele Angler versuchen, den Wels zu schnappen. Vergeblich. Als zwei Jahre später ein 1,50 Meter großer Wels im See tot gefunden wird, wird der mutmaßliche «Kuno» ausgestopft und im Museum ausgestellt.

Alligator Sammy (1994): Ein entflohener Brillenkaiman wird weltweit zum Medienstar. Sein damaliger Besitzer macht mit Sammy einen Ausflug an einen Baggersee bei Dormagen (nahe Düsseldorf). Das Tier nutzt die Gelegenheit, reißt sich von seiner Leine los und verschwindet. Tagelang hält seine Flucht Polizei, Feuerwehr und Medien in Atem. Aus Angst vor dem 80 Zentimeter langen Reptil bleibt der Badesee tagelang gesperrt.

dpa