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Ukraine-Krieg: Raketenangriffe auf Kiew

Selenskyj bezeichnet Russland als einen barbarischen Staat, der nicht einmal vor dem kulturellen Erbe halt mache. Unterdessen gehen die Kämpfe weiter. Die Entwicklungen im Überblick:

Etwa 40 km westlich von Kiew inspizieren zwei junge Menschen einen zerstörten Panzer der russischen Armee.
Foto: Sergei Chuzavkov/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa

Angesichts der massenhaften Vernichtung von kulturellem Erbe durch Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine hat deren Präsident Wolodymyr Selenskyj mit Nachdruck den Ausschluss Moskaus aus der Unesco gefordert.

«Die Unesco ist kein Platz für Barbaren», sagte Selenskyj in einer Videoansprache aus Kiew. Die russischen Truppen würden massenhaft Kulturdenkmäler, Kirchen und andere religiösen Stätten zerstören. Das sei Grund genug, dass Land aus der Kultur- und Bildungsorganisation der Vereinten Nationen auszuschließen, sagte er.

113 Kirchen seien bereits zerstört oder beschädigt worden. Russland sei ein «Terrorstaat», der mit seiner Artillerie das historische Erbe zerstöre. Schon Ende Mai hatte er den Ausschluss Russlands aus der Unesco verlangt.

Kiew: Mehrere Raketenangriffe auf Hauptstadt und Vorort

Russland beschoss nach Angaben des ukrainischen Generalstabs am Morgen die Hauptstadt Kiew und einen Vorort erneut mit Raketen. Es seien militärische und zivile Infrastruktur getroffen worden, teilte die Militärführung in Kiew mit. Auch Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko berichtete in seinen Telegram-Kanal von Raketenschlägen. Betroffen waren demnach die Stadtbezirke Darnyzja im Südosten und Dnipro im Westen der Millionenmetropole. Es gebe nach bisherigem Stand einen Verletzten, der im Krankenhaus behandelt werde, aber keine Toten, sagte Klitschko.

Einsatzkräfte waren demnach an Ort und Stelle. Auch der bereits mehrfach beschossene Vorort Browary wurde Behörden zufolge von Raketen getroffen. Das genaue Ausmaß der Schäden war zunächst unklar.

In sozialen Netzwerken veröffentlichten Menschen Bilder und Videos von Bränden und Rauchwolken. Auch Geräusche von Einschlägen waren zu hören. Am Morgen hatte es langen Luftalarm gegeben. Die Bewohner werden immer wieder aufgefordert, sich für diesen Fall in Schutzbunker zu geben. Es handelte sich um den schwersten Angriff auf die Hauptstadtregion seit Wochen.

Ukrainer halten die Stellung

Seit Beginn des Kriegs am 24. Februar habe Russland bereits mehr als 2500 Raketen auf die Ukraine abgefeuert, klagte Selenskyj. «Unsere Helden halten die Stellung und tun alles, um dem Feind maximale Verluste zu verursachen.» Mit Blick auf den Schwerpunkt der Kämpfe im Donbass in der Ostukraine meinte der Staatschef, es werde der Tag kommen, an dem Russland das Gebiet in Ruhe lassen werde. Dafür sei nur der Befehl eines Menschen entscheidend, sagte er, ohne Kremlchef Wladimir Putin in Moskau beim Namen zu nennen.

Selenskyj und der ukrainische Generalstab berichteten von schweren Kämpfen vor allem im Osten der Ukraine. Dort liegt ein Schwerpunkt im Gebiet Luhansk mit dem schwer umkämpften Verwaltungszentrum Sjewjerodonezk. Die blutigen Straßenkämpfe dauerten an, sagte Selenskyj. Die ukrainischen Streitkräfte wollen weiter verhindern, dass die russischen Truppen dort komplett die Vorherrschaft übernehmen. Fällt die Großstadt, hätte Russland ein wichtiges Kriegsziel erreicht: die vollständige Kontrolle über das Gebiet Luhansk. Gemeldet wurden auch russische Luftangriffe in der Region.

Erster Bericht über getöteten Deutschen auf ukrainischer Seite

Die Ukraine informierte erstmals offiziell über den Tod eines deutschen freiwilligen Kämpfers bei den Gefechten. Auch drei Freiwillige aus Frankreich, Australien und den Niederlanden seien unter den «gefallenen Waffenbrüdern», teilte die Internationale Legion für die Verteidigung der Ukraine in Kiew mit. Die Namen der vier Männer wurden ebenfalls genannt in der Mitteilung, nicht aber der Zeitpunkt und der Ort ihres Todes. Aus dem Auswärtigen Amt in Berlin war zu hören, die Botschaft in Kiew bemühe sich um Aufklärung und stehe «mit den ukrainischen Stellen in Kontakt, die entsprechende Nachrichten verbreitet haben».

Selenskyj hatte Freiwillige aus der ganzen Welt aufgerufen, sich dem Kampf gegen die russische Armee anzuschließen. Dazu wurde die Legion gegründet, die inzwischen aktiv rekrutiert. Das russische Militär meldet immer wieder die «Vernichtung» von Söldnern, die Zahl der getöteten Ausländer geht nach den Moskauer Angaben in die Tausenden.

Erstmals Leichen ausgetauscht

Die Ukraine und Russland haben nach Behördenangaben aus Kiew der jeweils anderen Seite die Leichen von 160 Soldaten übergeben. Der Austausch sei am 2. Juni entlang der Frontlinie im Gebiet Saporischschja erfolgt, hieß es. Nach ukrainischen Angaben laufen auch weiter Verhandlungen über den Austausch von Kriegsgefangenen auf beiden Seiten. In russischer Gewalt sind Tausende ukrainische Kämpfer, darunter die Verteidiger von Mariupol, die dort im Stahlwerk Azovstal die Stellung gehalten hatten, bis Kiew die Stadt im Mai aufgab.

Russische Region berichtet über Beschuss

In Russland ist nach Angaben der Region Brjansk erneut ein Dorf an der Grenze zur Ukraine von dem Nachbarland aus beschossen worden. Beim Beschuss des Dorfes Slutschewsk sei ein Mann verletzt worden, zwei Wohnhäuser seien in Brand geraten. Das teilte der Gouverneur der Region, Alexander Bogomas, in seinem Nachrichtenkanal bei Telegram mit. Er warf den ukrainischen Streitkräften vor, auf das Dorf geschossen zu haben. Der verletzte Einwohner musste demnach in ein Krankenhaus gebracht werden. Die Feuer seien gelöscht worden.

Große Holzkirche in Swjatohirsk abgebrannt

Per Videobotschaft warf Selenskyj russischen Streitkräften vor, eine große Holzkirche in Swjatohirsk (Swjatogorsk) beschossen und in Brand gesetzt zu haben. Auf Bildern war zu sehen, dass das Bauwerk mit den Zwiebeltürmen lichterloh brannte. Das russische Verteidigungsministerium wies die Vorwürfe zurück und beschuldigte die ukrainischen Streitkräfte, selbst geschossen zu haben.

Das bringt der Tag

Während ihr Heimatland unter dem russischen Angriffskrieg leidet, fehlt der ukrainischen Nationalmannschaft nur noch ein Sieg für die Qualifikation zur Fußball-WM Ende des Jahres in Katar. Um dieses große Ziel zu erreichen, muss die Mannschaft um den früheren Dortmunder Bundesliga-Profi Andrij Jarmolenko heute in Cardiff Wales besiegen.

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Es geht um das letzte europäische Ticket für die Weltmeisterschaft – und auch darum, durch einen Erfolg auf internationaler Bühne den Nationalstolz der Ukrainer und die Moral der Soldaten zu stärken. Das Endspiel der Playoffs hatte die Ukraine durch ein 3:1 in Schottland erreicht. Es war das erste Pflichtspiel seit Beginn des Krieges Ende Februar. Sollte sich die Ukraine qualifizieren, würde sie in der WM-Vorrunde in der Gruppe B auf England, den Iran und die USA treffen.

dpa