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«Lang lebe der König» – Charles III. beerbt die Queen

Erster Arbeitstag für Charles, letzte Reise für Elizabeth: Das britische Königshaus erlebt derzeit epochale Veränderungen. Am Wochenende rücken auch die zerstrittenen Queen-Enkel William und Harry in den Fokus.

König Charles III. trifft nach dem Tod seiner Mutter, Königin Elizabeth II., im Buckingham Palast in London ein, nachdem er am Samstag im St. James Palast offiziell zum neuen britischen König ernannt worden ist.
Foto: Ian West/PA Wire/dpa

«God Save the King»: Zum ersten Mal seit 70 Jahren ist diese Zeile nun wieder als Nationalhymne in London zu hören. Mit Fanfarenstößen und im Beisein zahlreicher Soldaten mit Bärenfellmützen wurde es am Samstag auch offiziell verkündet: Charles III. ist neuer britischer König. Nur einen Tag später trat Queen Elizabeth II. ihre letzte Reise an. Von Schloss Balmoral, wo die Königin am Donnerstag im Alter von 96 Jahren gestorben war, wurde der Sarg ins schottische Edinburgh überführt. Tausende Menschen säumten die Straßen. Das Staatsbegräbnis ist für den 19. September geplant.

Gleich am Wochenende machte Charles die Erfahrung, dass er als König künftig noch stärker im Fokus der Öffentlichkeit stehen wird als bisher. Denn trotz der überaus positiven Resonanz auf den neuen (und doch erfahrenen) Monarchen, gab es in sozialen Netzwerken bereits erste Kritik an ihm. Als Charles nämlich seine Proklamation unterzeichnete, passte ihm offenbar die Platzierung des Tintenfässchens nicht. Mit einer herrischen Geste gegen seine Mitarbeiter machte er seinen Unmut deutlich – das kam nicht gut an.

Für das eigentliche Bild des Tages sorgten am Samstag aber ohnehin die Queen-Enkel William und Harry. Die zerstrittenen Brüder und ihre Frauen Kate und Meghan schlenderten die Auffahrt zu Schloss Windsor herunter und schütteln am Zaun ausgiebig Hände. Beinahe wirkte es wie zu Zeiten, als alles noch in bester Ordnung war. Als ein Zeichen der Annäherung oder gar der Versöhnung wollten Royal-Experten den Auftritt jedoch noch nicht deuten.

William ist jetzt Prinz von Wales

William, bislang offiziell Herzog von Cambridge, trägt nun den Titel Prinz von Wales, den der Thronfolger üblicherweise trägt. Das hatte Charles bereits in seiner ersten Rede an die Nation am Freitag bestätigt. Kate (40) wird Prinzessin von Wales. Diesen Titel hatte zuletzt die 1997 bei einem Autounfall gestorbene Mutter von William, Prinzessin Diana, aktiv getragen. Charles‘ Ehefrau Camilla wurde mit dem Tod von Queen Elizabeth II. zur Queen Consort.

Die Proklamation von Charles am Samstag war zwar ein rein formeller Akt, doch für viele markierte sie doch den Beginn einer neuen Ära. Als die Ausrufung auf dem Balkon des St.-James’s-Palastes verlesen wurde, brach nebenan Jubel aus. «Lang lebe der König», schallte es herüber. Was nun noch folgt, ist die Krönung – der Termin dafür ist allerdings noch offen. Elizabeth II. war erst 16 Monate nach ihrer Thronbesteigung gekrönt worden.

Auf ihrem letzten Weg wird Elizabeth nun von Tausenden Menschen begleitet. Schon früh am Morgen warteten am Sonntag viele an den Straßen, um einen Blick auf den Sarg zu werfen. Am Nachmittag erreichte er nach mehrstündiger Fahrt die offizielle Residenz der Königin in Edinburgh, Holyroodhouse. Dort empfingen ihn eine Ehrengarde und die Queen-Söhne Prinz Andrew und Prinz Edward. Prinzessin Anne, die einzige Tochter der Queen, hatte den Sarg in einem anderen Wagen begleitet. Der Sarg sollte über Nacht in dem Palast aufgebahrt werden.

König Charles III. und andere Mitglieder der königlichen Familie wollten den Sarg am Montag zur St.-Giles‘-Kathedrale begleiten, wo er für 24 Stunden stehen soll, ehe die Reise per Flugzeug weiter nach London geht. In der Kathedrale bekommt die Öffentlichkeit auch erstmals Gelegenheit, der Queen noch einmal Respekt zu zollen.

Prozession in London am Dienstag

Am Dienstag wird der Sarg dann in London erwartet. Tags darauf soll er in einer öffentlichen Prozession durch die Straßen der Innenstadt gefahren werden. Auch dort haben die Menschen noch einmal die Gelegenheit, von der Queen Abschied zu nehmen. Vor den Palästen hatten viele bereits in den vergangenen Tagen Mitbringsel abgelegt. Das bereitet allerdings der Parkbehörde, die auch für die Entsorgung zuständig ist, zunehmend Kopfschmerzen. Sie bat darum, lediglich Blumen ohne Plastikschutz abzulegen. Weniger gern gesehen sind Teddys, Corgi-Kuscheltiere oder eingepackte Marmeladen-Sandwiches.

Zum Staatsbegräbnis am 19. September werden zahlreichen Staatsgäste und Vertreter königlicher Familien erwartet. Um 12.00 Uhr (MESZ) ist dann in der Westminster Abbey in London ein Gottesdienst geplant. Die Menschen in Großbritannien erhalten zudem einen zusätzlichen arbeitsfreien Tag.

Ihre letzte Ruhestätte findet die Queen in der St.-George-Kapelle auf dem Gelände von Schloss Windsor, wo auch ihr Ehemann Prinz Philip ruht, der am 9. April 2021 starb. Dort wurden auch ihre engsten Angehörigen, ihr Vater George VI., ihre «Queen Mum» genannte Mutter und ihre Schwester, Prinzessin Margaret, beigesetzt.

Ein Blick zurück prägte auch die ersten Tage der Regentschaft von König Charles. Er sagte, er werde sich bemühen, «dem inspirierenden Vorbild, das mir gegeben wurde, zu folgen, indem ich die Verfassung hochhalte und Frieden, Harmonie und Wohlstand der Völker dieser Inseln, der Commonwealth-Gebiete und Territorien auf der ganzen Welt anstrebe».

Unterdessen wurde bekannt, dass der Regierungschef des karibischen Inselstaates Antigua und Barbuda das britische Staatsoberhaupt ablösen und das Land zu einer Republik machen will. Dazu plant er innerhalb von drei Jahren eine Volksabstimmung. Antigua und Barbuda hat knapp 100.000 Einwohner. Der Inselstaat wurde 1981 unabhängig. Er ist einer von 14 Staaten, in denen der britische Monarch Staatsoberhaupt ist. Im vergangenen Jahr war der Inselstaat Barbados weiter südlich in der Karibik bereits eine Republik geworden.

Zumindest für die nächste Zeit will der australische Premierminister Anthony Albanese hingegen auf ein Referendum über die Abschaffung der Monarchie verzichten. Er hatte zuvor wiederholt Pläne angedeutet, das Land zu einer Republik machen zu wollen. Nun aber sei erstmal die Zeit, der gestorbenen Königin Tribut zu zollen. Es gehe nun darum, Bewunderung zu zeigen für die Verdienste der Queen «um Australien, das Commonwealth und die Welt».

dpa