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Protest gegen Putin: Russischer Mann zündet sich selbst an

Dramatischer Zwischenfall nach Putins Aufruf zur Mobilisierung. Die Proteste in Russland drohen zu eskalieren.
Die News im Überblick.

Kremlchef Wladimir Putin in Moskau.
Foto: Gavriil Grigorov/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa

Russlands Präsident Wladimir Putin hat am 21. September eine Mobilisierung angekündigt. Seitdem sind im ganzen Land Proteste ausgebrochen, mit jedem weiteren Tag andauern wird der Widerstand in der Bevölkerung größer.

Vor allem in russischen Regionen wie Dagestan und Sibirien scheint die Protestbewegung rasant an Kraft zu gewinnen. Entgegen der offiziellen Ankündigung kam es in einigen russischen Regionen zu einer vollständigen Mobilisierung der Wehrpflichtigen Männer

Proteste gegen Putin und die Mobilisierung

Der Leiter eines Rekrutierungsbüros wurde von einem Mann, der gegen die Mobilisierung protestierte, bei einer Schießerei verletzt; ein anderer russischer Mann soll sich aus Protest gegen Putin´s Rekrutierungsmaßnahmen selbst angezündet haben.

An den Grenzen Russlands zu Georgien und Kasachstan bildeten sich Warteschlangen, da viele russische Männer versuchten, sich dem Wehrdienst zu entziehen.

Russischer Mann zündet sich selbst an, um nicht mobilisiert zu werden.

Ein russischer Mann hat sich Berichten zufolge selbst angezündet, um gegen die von Präsident Wladimir Putin angekündigte Mobilisierung von Soldaten für den Krieg gegen die Ukraine zu protestieren. Die russische Zeitung Novaya Gazeta berichtet, dass der Mann, der sich selbst in Brand gesetzt hat, Verbrennungen an 90 Prozent seines Körpers hatte.

Zusätzlich zu den Berichten über einen Mann, der sich selbst in Brand setzte, kam es am Montag zu einem weiteren Vorfall, bei dem ein Mann aus Protest gegen die Mobilisierung auf ein russisches Einberufungsbüro schoss.

„Ein russischer Mann hat sich an einem Busbahnhof in Rjasan selbst angezündet und dabei geschrien, dass er nicht am Krieg in der Ukraine teilnehmen wolle. Am selben Morgen wurde ein Militärkommandant, der die Einberufung in einer sibirischen Stadt beaufsichtigte, erschossen. Die Spannungen in Russland wegen der Mobilisierung sind groß“, schrieb Andrew Roth, Moskau-Korrespondent des Guardian, auf Twitter und teilte ein Video des Mannes, der von den Behörden eskortiert wurde.

Ukraine-Krieg: So ist die aktuelle Lage

Mit der laufenden Teilmobilmachung der Streitkräfte will Russland Aussagen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zufolge lediglich den Moment der eigenen Niederlage hinauszögern. Das machte Selenskyj in seiner nächtlichen Videoansprache deutlich.

Rund sieben Monate nach Kriegsbeginn hatte Russlands Präsident Wladimir Putin am Mittwoch eine Mobilmachung von Reservisten angeordnet. Seitdem herrscht vielerorts in Russland Entsetzen. Landesweit gibt es Proteste. Mehrfach gab es auch schon Angriffe auf Einberufungszentren.

Putins Vertrauter Jewgeni Prigoschin gab unterdessen erstmals die Gründung der gefürchteten Söldnertruppe «Wagner» zu. Außerdem erkannte Putin dem bekannten US-Whistleblower Edward Snowden die russische Staatsbürgerschaft zu.

Selenskyj: Russland will Moment der Niederlage hinauszögern

«Sie haben gefühlt, dass sie verlieren werden. Und sie versuchen einfach, diesen Moment hinauszuzögern, um zumindest etwas Aktivität an der Front zu haben», sagte Selenskyj. «Leider ist sich die russische Bevölkerung noch nicht der gesamten Brutalität der russischen Regierung gegenüber ihrem eigenen Volk bewusst», sagte Selenskyj weiter. Das müsse den Russen klar gemacht werden.

Putins «Koch» bekennt sich zur Gründung der Wagner-Kampfgruppe

Der als Koch von Kremlchef Putin bekannt gewordene russische Geschäftsmann Prigoschin räumte erstmals direkt öffentlich ein, die berüchtigte Söldnertruppe «Wagner» gegründet zu haben. Er habe die Einheit 2014 für den Einsatz auf russischer Seite im ukrainischen Donbass gebildet, erklärte Prigoschin auf der Internet-Seite seines Unternehmens Konkord. Am 1. Mai 2014 sei eine «Gruppe von Patrioten geboren worden» – mit dem Namen «Wagner».

Zuvor hatte Prigoschin Verbindungen zur «Wagner»-Truppe nie klar benannt. Zuletzt ließ er aber indirekt durchblicken, dass es sich um sein Projekt handelte. Auch Insider hatten das bestätigt. Prigoschin bestätigte nun unter anderem Einsätze der «Wagner»-Gruppe in Syrien, anderen arabischen Ländern sowie in Afrika und Lateinamerika. Kürzlich hatte ein Video in Russland für Aufsehen gesorgt, das den Geschäftsmann und Putin-Freund beim Rekrutieren von Gefängnisinsassen als Kämpfer für den Ukraine-Krieg zeigen soll.

Putin gewährt US-Whistleblower Snowden russische Staatsbürgerschaft

Putin erkannte dem US-Whistleblower Snowden die russische Staatsbürgerschaft zu. Der Name des 39-Jährigen findet sich auf einer vom Kreml veröffentlichten Liste mit neuen Staatsbürgern. Snowden hatte zuvor nach der Geburt seines Sohnes in Russland mitgeteilt, dass er die Staatsbürgerschaft beantrage, um dieselben Rechte zu haben wie das 2020 geborene Kind, das die russische Staatsbürgerschaft automatisch erhielt.

Snowden hatte 2013 Dokumente zu Ausspäh-Aktivitäten des US-Abhördienstes NSA und seines britischen Gegenparts GCHQ an Journalisten gegeben. Auf der Flucht über Hongkong wollte er nach eigenen Angaben nach Ecuador, strandete aber in Moskau am Flughafen, nachdem die US-Regierung seinen Reisepass annulliert hatte.

Keine EU-Lösung für Umgang mit russischen Kriegsdienstverweigerern

Die EU-Staaten suchen weiter nach einer gemeinsamen Linie im Umgang mit russischen Kriegsdienstverweigerern, die ihre Heimat verlassen wollen. Ein erstes Krisentreffen der 27 EU-Botschafter brachte keine Lösung. Man habe die EU-Kommission dazu aufgefordert, die jüngsten Leitlinien zur Visavergabe «unter Berücksichtigung der Sicherheitsbedenken der Mitgliedstaaten zu überprüfen, zu bewerten und gegebenenfalls zu aktualisieren», teilte die derzeitige tschechische EU-Ratspräsidentschaft anschließend lediglich mit.

USA unterstützen ukrainische Strafverfolgung mit Millionensumme

Die US-Regierung stellt zur Unterstützung der ukrainischen Strafverfolgungs- und Strafjustizbehörden eine Millionensumme bereit. US-Außenminister Antony Blinken sagte der ukrainischen Regierung hierfür zusätzlich 457,5 Millionen US-Dollar (rund 474 Millionen Euro) zu. Seit Mitte Dezember 2021 haben die USA damit insgesamt mehr als 645 Millionen US-Dollar (rund 668 Millionen Euro) für diesen Bereich zur Verfügung stellt, unter anderem für die Polizei des Landes, wie es hieß.

Ein Teil der neuen Mittel sei auch vorgesehen zur Unterstützung der ukrainischen Regierung «bei der Dokumentation, Untersuchung und strafrechtlichen Verfolgung der von den russischen Streitkräften begangenen Gräueltaten».

Britischer Geheimdienst vermutet fehlenden Rückhalt in Bevölkerung

In den von Russland besetzten Gebieten in der Ukraine findet der letzte Tag der Scheinreferenden über einen Beitritt zu Russland statt. Die russische Führung will nach Einschätzung britischer Geheimdienste mit der erwarteten Annexion ukrainischer Gebiete den Angriffskrieg vor der eigenen Bevölkerung rechtfertigen. Jegliche Ankündigung einer Einverleibung der Gebiete werde der Rechtfertigung von Russlands «spezieller Militäroperation» in der Ukraine dienen und beabsichtige, die patriotische Unterstützung des Konfliktes zu festigen, hieß es am Dienstag in einem Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums.

Es sei damit zu rechnen, dass der russische Präsident Wladimir Putin am Freitag in einer Rede vor dem russischen Parlament die Annexion der Gebiete im Osten und Süden der Ukraine formell bekanntgeben werde. Die britischen Geheimdienste gehen jedoch davon aus, dass die Russen Putins Pläne nicht so unterstützen werden wie von ihm erhofft. Die kürzliche Teilmobilmachung russischer Reservisten sowie das zunehmende Wissen über die Rückschläge in der Ukraine dürften die Zustimmung deutlich trüben, hieß es.

dpa, bh
Quellen: newsweek.com