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Weihnachten in der Energiekrise: Bleibt es zum Fest dunkel?

Nach den durch Corona gedämpften Weihnachtsfesten der letzten Jahre soll es nun endlich wieder heimelige Weihnachtsstimmung geben. Doch die Inflation treibt zum Energiesparen. Es könnte ungemütlich werden.

In vielen Kommunen Deutschlands droht eine Weihnachtszeit mit weniger Beleuchtung als in früheren Jahren.
Foto: Boris Roessler/dpa

Lichterglanz trotz Energiekrise? Auch wenn die Strompreise noch so durch die Decke gehen: Zu Weihnachten wollen der Oberhausener Dirk van Acken und seine Frau Barbara ihr Haus und den Garten auch in diesem Jahr wieder in ein Winter-Glitzer-Paradies verwandeln. Das Ehepaar verfällt Jahr für Jahr in der Vorweihnachtszeit in einen Licht- und Deko-Rausch mit zahllosen Lichterketten, leuchtenden Schneemännern, Engelchen und Weihnachtsmusik in Dauerschleife.

Daran wird auch die aktuelle Energiekrise nichts ändern, versichert der 44-Jährige. «Wir werden jedes Jahr von so vielen Leuten angesprochen, die vorbeikommen wollen. Da hat man auch eine Verpflichtung. Wir bleiben am Start.» Nun beginnt die wochenlange Dekoarbeit mit Tausenden Weihnachtsartikeln, die ansonsten in der Garage gelagert werden.

Umweltschützer fordern Verzicht auf Weihnachtsbeleuchtung

Doch so entspannt sehen das nicht alle. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) forderte angesichts der Energiekrise in diesem Jahr den Verzicht auf Weihnachtsbeleuchtung in Städten und Privathaushalten. «In diesem Winter sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass sowohl auf die Weihnachtsbeleuchtung in Städten, wie auch die der Häuser und Wohnungen verzichtet wird», sagte Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

«Angesichts des Kriegs in der Ukraine, der Energieknappheit aber auch aus Gründen des Klimaschutzes sollten wir einmal innehalten», erklärte er. Resch wies auf den Stromverbrauch hin und schlug einen beleuchteten Baum pro Stadt und Gemeinde vor. «Hier bewusst zu verzichten, zu sparen und solidarisch zu sein, das könnte diese Weihnachtszeit sogar zu einer ganz besonderen machen.»

Ob sein Weihnachtshaus erstrahlen soll, hat Jörg Meißel mit einer Umfrage im sozialen Netzwerk Facebook entscheiden lassen. In den Kommentarspalten war die Antwort schnell klar: «Auf alle Fälle», schrieb eine Nutzerin, «Weihnachten ist das Fest der Liebe, und das Leuchten gehört dazu.» Nach zwei Jahren Corona-Pause will Meißel das Haus in Lichtenstein nun wieder dekorieren: mit 80.000 LED-Lichtern und bis zu 180 Figuren.

Doch nicht alle entscheiden sich in diesem Jahr für den aufwendigen Lichterglanz: «Ich will den Diskussionen aus dem Weg gehen», sagte Thorsten Grüger, der seit Jahren sein Haus in Karlsruhe-Neureut im Advent beleuchtet.

Städtebund: Kommunen müssen selbst entscheiden

Alexander Handschuh vom Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB) betont, es komme in der Energiekrise auf die Gegebenheiten vor Ort an. Zu möglichen Energiesparmaßnahmen könnte in diesem Jahr auch eine Reduzierung der Weihnachtsbeleuchtung gehören.

Doch: «Die Abwägungsentscheidung zwischen der notwendigen Energieeinsparung auf der einen Seite und der Erhaltung der Innenstadtbeleuchtung oder der Durchführung von Weihnachtsmärkten auf der anderen Seite können die Städte und Gemeinden nur vor Ort treffen.»

Dabei gehe es sowohl um die Frage, wie hoch das zu erzielende Einsparpotenzial ist, als auch um die wirtschaftlichen Folgen des Verzichts etwa für den Einzelhandel. Der Vorschlag der Deutschen Umwelthilfe sei «in der Pauschalität nicht zielführend».

Das wird zum Beispiel im Südwesten ähnlich gesehen. So sollen in Stuttgart die mit Ökostrom betriebenen Lichterketten nur noch 240 statt 450 Stunden an Tannenbäumen leuchten, wie die Stadt mitteilte. Das Rathaus selbst verzichtet sogar ganz auf Beleuchtung.

Im Weihnachtsdorf Waldbreitbach in Rheinland-Pfalz, das jedes Jahr Besucher aus ganz Deutschland anzieht, bleibt die Beleuchtung diesmal morgens aus. «Die Beleuchtung wird etwas verkürzt auf 6 Stunden täglich von 14.00 bis 20.00 Uhr, da in dieser Zeit auch die meisten Besucher anwesend sind», sagte Sprecher Florian Fark. In den vergangenen Jahren habe man bereits auf LED umgestellt. Laut Betreiber werde der Stromverbrauch für die acht Wochen bei rund 3000 Kilowatt stehen. «Der Verbrauch ist vergleichbar dem, was ein Einfamilienhaus mit vier Personen im Jahr verbraucht», sagte Fark. Bei rund 30.000 Besuchern seien das Stromkosten von unter 600 Euro.

Dass der Strom empfindlich teurer geworden ist und der Gaspreis sich bei ihnen sogar verdoppelt hat, haben auch Dirk van Acken und seine Frau aus Oberhausen bemerkt. In diesem Jahr lassen sie eigenen Angaben zufolge die Lampen, die sonst schon um fünf Uhr früh angingen, morgens ganz aus. Abends soll eher Schluss sein mit der Beleuchtung.

Weihnachtsmarktsaison ist in Gefahr

Doch nicht nur Privathaushalte und städtische Gebäude unterliegen einem zunehmenden Sparzwang; nach den Ausfällen während der Corona-Pandemie ist auch die Weihnachtsmarktsaison erneut in Gefahr. In vielen Kommunen droht eine Weihnachtszeit mit weniger Beleuchtung als in früheren Jahren – es wird ein fahleres Fest, auch wenn keine großen Absagen in berühmten Weihnachtsstädten wie Dresden, Nürnberg, Heidelberg oder Frankfurt am Main anzustehen scheinen.

Dennoch kündigten viele Städte bereits an, weniger Weihnachtsbeleuchtung aufzubauen, sie seltener anzuschalten oder Öffnungszeiten zu verringern. Beim Essener Weihnachtsmarkt soll gut 20 Prozent weniger Strom verbraucht werden. In Mainz will man den mit der Landesregierung abgestimmten Beschluss umsetzen, 15 Prozent weniger Energie zu verbrauchen. In Berlin sind die großen Adventsbeleuchtungen an Einkaufsstraßen wie dem Kurfürstendamm in Gefahr.

Und wie reagieren die Kirchen in der für viele Gläubige bedeutungsvollen Weihnachtszeit? Um Energie zu sparen, verzichteten viele Kirchen seit einiger Zeit auf aufwendige Außenanstrahlungen, teilte ein Sprecher der evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) mit. Die vorweihnachtlichen Lichter, die in den Kirchen die Geburt Jesu ankündigten, seien «keine grellen Gigawatt-Lichter, sondern flackernde Hoffnungszeichen». Laut der EKD transportieren sie die himmlische Botschaft vom Frieden auf Erden. «Dieses Hoffnungslicht wird gerade in diesem Jahr dringender denn je gebraucht.»

dpa