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Wo mitten im Sommer schon Weihnachten vorbereitet wird

Das Thermometer zeigt Werte um die 30 Grad, mancherorts wird aber schon ans Fest gedacht. Stollen werden gebacken und Weihnachtssterne herangezogen. Und wie gedeihen die Tannenbäume bei der Trockenheit?

Die Dresdner Christstollen werden im Hochsommer gebacken.
Foto: Robert Michael/dpa

Der Hochsommer lässt Gedanken an Weihnachten in fünf Monaten in weite Ferne rücken. Doch bei Betrieben etwa im Erzgebirge laufen längst die Vorbereitungen fürs Fest.

Für deren Mitarbeiter ist das auch bei hohen Temperaturen Routine. So gehen etwa Weihnachtsschmuck und Christstollen schon jetzt auf die Reise in ferne Länder, damit alles rechtzeitig da ist.

Kunsthandwerk

Bei den Kunsthandwerkern im Erzgebirge rotieren auch im Sommer die Drechselbänke, wird gesägt, geklebt und verziert. «Weihnachten ist bei uns das ganze Jahr», sagt Verbandschef Frederic Günther. Nicht nur in Fachgeschäften und im Internet werden Räuchermänner, Engel und Schwibbogen ganzjährig angeboten. Auch müssen die Pakete für den Export fertig gemacht werden, damit alles rechtzeitig ankommt. Die gehen vor allem in die USA und nach Japan.

Produziert wird aber auch schon für das Weihnachtsgeschäft hierzulande. Dabei hoffen die Hersteller, dass nach den Corona-Wirren dieses Jahr wieder überall über Weihnachtsmärkte geschlendert wird.

Christbaumkugeln

Glasbläser im Thüringer Wald haben Weihnachten ebenfalls im Blick. In Lauscha wurde die Christbaumkugel erfunden: Hier entsteht seit mehr als 170 Jahren gläserner Weihnachtsschmuck. Die Herstellung gehört seit 2021 zum immateriellen Kulturerbe. Zu jeder Jahreszeit werden etwa bei Krebs Glas, einem von rund 100 Südthüringer Glasbetrieben, Kugeln in den beliebten Farben Rot, Gold und Silber, aber auch anderen Farben mundgeblasen, handverziert und -gefertigt.

Die Arbeit mit dem fauchenden Feuerstrahl und den Glaskolben ist nicht nur im Sommer eine Herausforderung. «Die Glasbläser schwitzen, das lässt sich gar nicht vermeiden», sagt Leiter Roger Müller. Dagegen helfe nur «viel trinken».

Weihnachtssterne

Die meist rot leuchtenden Topfpflanzen gehören für viele Menschen zum Fest: Weihnachtssterne in großer Zahl stehen schon in Gewächshäusern parat – wenn auch noch im Kleinformat. Die Stecklinge kommen meist aus Afrika per Flugzeug nach Europa, wie Markus Gläser sagt. Er ist Geschäftsführer des Gartenbaubetriebs Fontana im Küstriner Vorland, einem von mehreren Brandenburger Betrieben, die laut Statistik voriges Jahr rund 140.000 Weihnachtssterne produziert haben.

Die neuen Pflanzen sind erst fünf Zentimeter groß. Ihre Farbe entwickeln sie gegen Ende Oktober. In diesem Advent dürften die Topfpflanzen aber teurer werden. Gläser nennt höhere Materialpreise und gestiegene Energiekosten als Gründe.

Weihnachtsbäume

Was wäre Weihnachten ohne geschmückten Tannenbaum? Die Bäume wachsen natürlich bereits heran. «Es gibt schön gewachsene Weihnachtsbäume in diesem Jahr», sagt Weihnachtsbaumerzeuger Hardi Busche im Harz. Trotz der Trockenheit seien keine größeren Ausfälle zu erwarten.

Die Nordmanntanne habe eine senkrechte Wurzel, die genauso lang wie der Baum selbst sei, erklärt Saskia Blümel, Geschäftsführerin des Verbandes Natürlicher Weihnachtsbaum. Größere Nordmanntannen hätten somit kein Problem, an Wasser in tieferen Schichten zu kommen. Bei frisch gepflanzten Bäumen sei das riskanter.

Dresdner Stollen

Mitten im Hochsommer werden die ersten Dresdner Christstollen gebacken. «Wir produzieren seit Mai», sagt Werkleiter Robert Schiehandl von der Bäckerei Dr. Quendt, die den Einzelhandel beliefert. Dort wird das Weihnachtsgebäck Ende August/Anfang September ausliefert. «Bis dahin soll der Stollen gut durchziehen und sich entwickeln, damit er dann schön saftig ist.»

Für die meisten Mitglieder beginnt die Saison erst im September, sagt Andreas Wippler vom Schutzverband Dresdner Stollen, der mit dem Echtheitssiegel über die Qualität der süßen Köstlichkeit wacht. Das Dresdner Backhaus hat bereits in die USA geliefert, wie Geschäftsführer Tino Gierig berichtet. «Das Schiff ist ja vier bis fünf Wochen unterwegs.»

dpa