Die Grafologin Johanna Krain kämpft für die Freiheit ihres unschuldigen Mannes und gerät dabei in ein emotionales Dickicht politischer Ränke. Ihr Schicksal wird auf die Probe gestellt.
Theater in München am 16.02.25: Erfolg
für die Bühne bearbeitet von Barbara Sommer und Stefan Bachmann
München, Anfang der 1920er-Jahre: Dr. Martin Krüger, progressiver Direktor der Staatsgalerie, erwirbt für sein Museum anstößige Bilder – eine willkommene Gelegenheit für die bayerische Regierung, den unbequemen Zeitgenossen endlich von der Bildfläche verschwinden zu lassen. Ein politisch motivierter Prozess katapultiert den unschuldigen Mann ins Gefängnis. Der 26-jährigen Grafologin Johanna Krain, zunächst Verlobte, dann Ehefrau des Gefangenen, sitzt das erlebte Unrecht wie ein Stachel im Fleisch. Ihre Mission ist klar: Martin muss zurück in die Freiheit. Johanna beginnt zu kämpfen, gerät tief in das Dickicht machtpolitischer Ränke und verstrickt sich auf dem Nährboden der bayerisch-bierseligen Lebensart bald auch emotional. Sie geht ein Verhältnis mit einem Großindustriellen ein, schläft mit einem zwielichtigen Emporkömmling, verbindet sich schließlich mit einem egozentrischen Schriftsteller. Alle versprechen Hilfe im Fall Krüger, doch Schicksal und Zeitläufte stellen Johanna hart auf die Probe.
Mit «Erfolg» reisen wir ins Innere einer Gesellschaft, in welcher der eigene Karrierevorteil, die Ansprüche gekränkter Seelen, der Hass auf die Nachbar*innen, die Wut auf die politisch Andersdenkenden oder die eigene Orientierungslosigkeit zum Maß aller Dinge werden. Die Politik wird zum Schauplatz persönlicher Emotionalität und individueller Bedürftigkeit. Gefundenes Fressen für einen Skrupellosen wie den Nationalisten Rupert Kutzner, der mit seinen «Wahrhaft Deutschen» den Rechtsstaat sukzessive außer Kraft setzt und zum fatalen Hoffnungsträger avanciert.
Nach seiner Inszenierung von «Graf Öderland» (eingeladen zum Berliner Theatertreffen 2021) widmet sich Stefan Bachmann mit Feuchtwangers «Erfolg» einem Stoff, der hellsichtig und erstaunlich zeitgemäß die gesellschaftspsychologischen Mechanismen seziert, in denen sich demokratische Strukturen verflüchtigen.
2 Stunden 40 Minuten
1 Pause
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Theater
20.00-54.00 €
Residenztheater München
Residenz Theater
Max-Joseph-Platz 1, 80539, München
So. 16.02.25 16:00
Bewertungen
Das Resi ist eine sehr empfehlenswerte Theaterlocation, die von den Besuchern als sehr anspruchsvoll und interessant bewertet wird. Die Schauspieler zeigen tolle Leistungen und schaffen es, das Publikum in die Vorstellungen einzubinden. Auch das Bühnenbild wird gelobt. Manche Stücke können jedoch etwas schwer verständlich sein, besonders wenn sie komplizierte Sätze aus Romanbüchern enthalten. Insgesamt wird das Resi mit 4,80/5 Sternen bewertet und als ein Ort empfohlen, an dem Theater Spaß macht.