Stefan Zweig beschreibt historische Augenblicke, die die Weltgeschichte verändert haben. Seine Miniaturen zeigen das Chaos und die Eitelkeit der fragwürdigen Helden.
Theater in München am 22.02.25: Sternstunden der Menschheit
Napoleons Untergang bei Waterloo, Lenins heimliche Rückkehr nach Russland, Scotts knapp verpasste Entdeckung des Südpols oder die schwierige Verlegung eines Telegrafenkabels durch den Atlantik – Stefan Zweig beschreibt in seinen historischen Miniaturen Augenblicke, in denen sich die Weltgeschichte in einem kurzen Moment für immer verändert hat. Und er beschreibt das Chaos, die Unfälle und Gleichzeitigkeiten, die dazu geführt haben. Die Irrtümer, der Starrsinn und die Eitelkeit seiner fragwürdigen Helden reihen sich zu einem unfreiwilligen Porträt der Menschheit in all ihren Widersprüchen.
Die Theaterversion von Zweigs «Sternstunden» spielt im Hier und Heute: In einer Museumslagerhalle voller nutzlos gewordener Statuen und Trümmer aus zweitausend Jahren europäischer Geschichte stellt das Münchner Ensemble dieses Durcheinander von Zufällen und umstürzenden hochtrabenden Plänen nach. Ein zirzensisches, absurdes Panorama aus fallenden Wänden, einstürzenden Kartenhäusern und sprechenden Kanonenkugeln. Zweigs Beschwörungen der vermeintlich sicheren Welt von gestern, des Pioniergeists und der Heldenhaftigkeit seiner Entdecker, Dichter, Denker und Generäle vermischen sich dabei mit der Erzählung seines eigenen verschlungenen
Fluchtwegs durch die tobende Weltgeschichte: Aus seiner Salzburger Heimat vertrieben, rastlos auf der Suche nach einer neuen, sicheren Bleibe, wählt er schließlich in Brasilien den Freitod.
Wie immer im Theater von Thom Luz, seit 2019 Hausregisseur am Residenztheater, spielt dabei auch die Musik eine Hauptrolle. Während sich im Verlauf der Vorstellung die Klänge von Zweigs Erzählungen übereinanderstapeln wie Hemden in einem Überseekoffer, treffen die Expeditionen der Schauspieler* innen auf die Melodien der neuen Welt, die brasilianische Saudade, die bei aller Melancholie nie wirklich traurig ist.
Theater
33.00 €
Residenztheater München
Residenz Theater
Max-Joseph-Platz 1, 80539, München
Sa. 22.02.25 19:30
Bewertungen
Das Resi ist ein Theater, das immer einen Besuch wert ist. Die Bühnenbilder sind toll und die Stücke sind nicht immer sofort zugänglich, aber es lohnt sich, sich intensiver darauf vorzubereiten. Bei verschiedenen Aufführungen wie “Sternstunden der Menschheit” oder “Dantons Tod” wurden beeindruckende Darsteller:innen und imposante Kulissen gelobt.
Die Vorstellungen wie “Werther” oder “Minetti” wurden als farbenfroh, spannend und packend beschrieben. Die Schauspieler haben überzeugende Leistungen gezeigt und das Publikum in die Vorstellung eingebunden. Trotz kleinerer Kritikpunkte wie einem holprigen Einstieg bei “Dantons Tod” wurde das Theater insgesamt sehr gelobt.
Insgesamt wird das Resi mit 4,80/5 Sternen bewertet und als empfehlenswertes Theatererlebnis mit tollen Schauspielern und beeindruckenden Inszenierungen beschrieben.