Florian Zeller überrascht mit dramaturgischem Clou in “Die Kehrseite der Medaille”, indem er die Realität ungeschminkter Beziehungen zeigt. Mit intelligentem Dialog und französischem Esprit sorgt die Komödie für Vergnügen beim Publikum.
Theater in Berlin am 03.01.25: Die Kehrseite der Medaille
Wenn ein intelligenter und gewiefter Meister des gehobenen Boulevards eine Beziehungskomödie „Die Kehrseite der Medaille“ nennt, ist vorhersehbar, dass er nicht nur wie gewohnt das Enthüllungs- und Spannungslevel auf die Spitze treibt, sondern mit einem dramaturgisch brillanten Clou überraschen wird, mit dem er gleichzeitig beide Seiten einer Medaille zeigen kann: die glänzende Schauseite, die repräsentative äußere Fassade, und die dazu im Kontrast stehende Realität der ungeschminkten Seite einer Beziehung, die man normalerweise verbirgt.
Zu seinem Welterfolg „Die Wahrheit“, in dem alles, was die Figuren voneinander wussten, nur die halbe Wahrheit war, weil natürlich fast nie die Wahrheit gesagt wurde, musste Zeller mit „Die Lüge“ noch ein Gegen-Stück schreiben, in dem es wieder nicht nur darum ging, herauszufinden, wer mit wem, wann und wo, sondern auch um die existenziellste aller Fragen: Wie viel Wahrheit steckt in der Lüge und wie viel Lüge in der Wahrheit?
Der „Wahrheit“-Personenkonstellation – Isabelle und Daniel sind das seit langem verheiratete Ehepaar, Patrick und Laurence dessen langjährige Freunde – ist Zeller auch in „Die Kehrseite der Medaille“ treu geblieben. Nur hat Patrick jetzt eine Neue an seiner Seite. Sie heißt Emma und ist sehr attraktiv. Natürlich gehen Isabelle und Daniel auf Distanz. Unglücklicherweise hat Daniel seine Frau überredet, die beiden zum Essen einzuladen. Dass der vorhersehbar nicht sehr erfreulich verlaufende Abend in dieser mit französischem Esprit geschriebenen Komödie für den (schadenfrohen!) Zuschauer zum Vergnügen wird, liegt nicht nur an den brillanten Dialogen, sondern auch an dem oben erwähnten virtuosen Clou: Das Publikum hört die höfliche Konversation der vier Personen und die heimlichen, nicht immer sehr freundlichen Gedanken, die sie normalerweise voreinander verbergen. Zeller greift dafür auf ein fast vergessenes Stilmittel des Theaters zurück: das A-part (Beiseite)sprechen. Natürlich nutzt der Autor diesen Kunstgriff, durch den die Figuren das Publikum zum Komplizen machen, auf so amüsante wie perfide Weise.
Das Publikum darf sich auf eine rundherum gelungene Komödie freuen, auf intelligente Unterhaltung mit französischem Esprit und jenem Hauch von Schadenfreude, der wirklich guten Gesellschaftskomödien eigen ist.
Sagen wir immer, was wir denken? In „Die Kehrseite der Medaille“ legt der mit allen Handlungsaufbau-Theaterwassern gewaschene Autor das Interesse weniger auf das Gesagte als auf das normalerweise Nicht-Gesagte. Dabei gelingt es ihm bei aller Leichtigkeit und komödiantischer Dynamik auch das Konfliktpotenial für die Stimmungsschwankungen der Beteiligten immer spürbar zu machen.
Dass die vielen Theaterpreise, die der Star-Autor schon erhalten hat, kein Zufall sind, beweisen auch die anderen Werke Zellers, die ebenfalls über mehrere Spielzeiten im Spielplan der Konzertdirektion Landgraf zu sehen waren: das emotional berührende Stück „Vater“ (ausgezeichnet mit dem 2. INTHEGA-Preis 2017), die Komödie „Eine Stunde Ruhe“ sowie die Komödie „Die Wahrheit“, mit der Zeller von jetzt auf gleich den Pariser Theater Olymp erreichte und seine geradezu atemberaubende literarische Karriere begann.
Komödie von: Florian Zeller
Deutsch von: Annette und Paul Bäcker
Regie: Pascal Breuer
Ausstattung: Monika Maria Cleres
Uraufführung: Théâtre de Paris, Paris
Produktion von: EURO-Studio Landgraf
Premiere am Schlosspark Theater: 03.01.2025
Theater
21.00-42.50 €
Schlosspark Theater
Schlosspark Theater
Schloßstraße 48, 12165, Berlin
Fr. 03.01.25 20:00
Bewertungen
Das Schloss Theater wird als eine charmante und unterhaltsame Veranstaltungsstätte beschrieben, die für einen gelungenen Abend sorgt. Die Bühnenbilder werden als ansprechend und das Schauspiel als großartig gelobt. Besonders der sprechende Kater Mariechen wird hervorgehoben.
Die Theaterstücke, wie zum Beispiel “Der Drache”, werden als witzige Märchen für Erwachsene beschrieben, die auch politische Kritik enthalten. Es wird betont, dass es wichtig ist, “zwischen den Zeilen zu lesen” und sich eigene Gedanken zu machen.
Die Atmosphäre im Schloss Theater wird als angenehm und unterhaltsam beschrieben, wobei die Aufführungen viel Spaß machen. Besonders die humorvollen Elemente und die amüsanten Szenen werden positiv hervorgehoben.
Insgesamt wird das Schloss Theater als eine empfehlenswerte Veranstaltungsstätte mit einem breiten Spektrum an unterhaltsamen und ansprechenden Aufführungen bewertet. Es erhält eine Gesamtbewertung von 4,80/5 Sternen.