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Theater in Berlin am 06.04.25: Medeas Kinderen

Milo Rau kehrt die Geschichte von Medea in radikaler Weise um, indem er einen realen belgischen Kriminalfall ins Zentrum seiner Inszenierung stellt. Die Kinder werden zu den Titelhelden und von einem Ensemble von Kindern dargestellt.

Foto: TwoTickets.de / Unsplash

Medeas Kinderen


(Gent)
von Milo Rau / NTGent
Konzept und Regie: Milo Rau
Text: Milo Rau, Kaatje De Geest & Ensemble

 

Saal A
Das rasende Weib, die Hysterikerin, die Rabenmutter, die ihren Hass nicht durch Vernunft zu bändigen weiß und an ihren unschuldigen Kinder auslässt: kaum ein antiker Stoff lieferte in der Geschichte des Theaters seit Euripides – der die Episode des Kindermordes dem alten Mythos überhaupt erst hinzufügte – Vorwand für so viele misogyne Klischees wie der von Medea. Milo Rau kehrt in seiner Inszenierung ihre Geschichte in radikaler Weise um. Anstelle der griechischen Sage rückt er einen realen belgischen Kriminalfall ins Zentrum. Eine Mutter lebt mit ihrem marokkanischen Ehemann und ihren fünf Kindern in Belgien. Der Vater aber verbringt mehr und mehr Zeit mit dem belgischen » Wohltäter«, der ihn einst nach Europa holte. Bis eines Tages die Mutter ihre Kinder in fast mathematischer Systematik ermordet. Die furchtbare Unbegreiflichkeit dieser Tat führt uns vor einen schwindelerregenden Abgrund von gesellschaftlichem Ausschluss, Erniedrigung, Abhängigkeit und Rassismus. Doch auch dramaturgisch und inszenatorisch stellt Rau den Mythos auf den Kopf. Sind die Kinder in den zahlreichen Dramatisierungen der Legende stumme Figuren, die sprachlos erleiden müssen, was ihnen angetan wird, so werden sie in »Medea’s Kinderen« nicht nur zu den Titelheld_innen: Sie werden auch von einem Ensemble von Kindern zwischen acht und dreizehn Jahren dargestellt. Dabei gelingt ihnen etwas Widersprüchliches: Während die Zuschauer_innen durch die perfekt inszenierte Nachahmung der Grausamkeit in einem fast unerträglichen Realismus mit den Taten der Mutter konfrontiert werden, gerät für die Darstellenden auf der Bühne das Inszenieren von Illusion und Theaterblut zu einem lustvollen Spiel. Die Gewalt als Mittel und ihre Wirkung auf die Zuschauer_innen kommt aus der Welt, die sie umgibt – und verwandelt sich nur auf der Bühne zur befreienden Übung in Traumabewältigung und Widerstand.

MILO RAU, geboren 1977 in Bern, ist Intendant der Wiener Festwochen | Freie Republik Wien. Er studierte Soziologie, Germanistik und Romanistik in Paris, Berlin und Zürich, u. a. bei Pierre Bourdieu und Tzvetan Todorov. Als Regisseur und Autor veröffentlichte er über 50 Theaterstücke, Filme, Bücher und Aktionen. Seine Theaterproduktionen waren u. a. zum Berliner Theatertreffen, Festival d’Avignon, Biennale di Venezia, Wiener Festwochen und Brüsseler Kunstenfestivaldesarts eingeladen und tourten durch über 30 Länder weltweit. Von 2018 bis 2023 war Milo Rau künstlerischer Leiter des NTGent (Belgien).

BÜHNE: ruimtevaarders
KOSTÜME: Jo De Visscher
VIDEO: Moritz von Dungern
DRAMATURGIE: Kaatje De Geest
LICHT: Dennis Diels

MIT: Peter Seynaeve / Lien Wildemeersch, Jade Versluys / Bernice Van Walleghem, Gabriël El Houari / Aiko Benaouisse, Emma Van de Casteele / Ella Brennan, Sanne De Waele / Helena Van de Casteele, Anna Matthys / Juliette Debackere, Vik Neirinck / Elias Maess
Dauer: ca. 90 Minuten

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Genre:

Theater
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Tickets:

7.00-60.00 €
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Veranstalter:

Schaubühne am Lehniner Platz
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Veranstaltungsort:

Schaubühne am Lehniner Platz
Kurfürstendamm 153, 10709, Berlin
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Termin:

So. 06.04.25 18:00

Bewertungen

Die Schaubühne ist ein modernes und komfortables Theater mit guter Akustik, freundlicher Atmosphäre und einem gemütlichen Theatercafé. Besucher loben die starke Leistung der Schauspieler und die unterhaltsamen Stücke, die dort aufgeführt werden. Die Inszenierungen werden als gelungen, beeindruckend und teilweise sogar verstörend beschrieben. Insgesamt wird ein Besuch der Schaubühne sehr empfohlen.

Die Bewertung für diese Veranstaltungsstätte beträgt 4,83/5 Sternen.

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