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Explosion in Ratingen: Opposition hat Fragen

Nach der Explosion, bei der es sich um den Mordanschlag handeln soll, werden Fragen laut: Wurden die Einsatzkräfte zu einer «hilflosen Person» geschickt, obwohl bekannt war, dass hinter der Tür ein Gewalttäter wohnt?

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Die Spurensicherung untersucht den Tatort in einem Hochhaus am Tag nach der Explosion.
Foto: Roberto Pfeil/dpa

Nach der schweren Explosion in Ratingen bei Düsseldorf haben alle lebensgefährlich Verletzten die zweite Nacht nach dem mutmaßlichen Mordanschlag überlebt. Das sagte ein Polizeisprecher in Düsseldorf am Samstag auf dpa-Anfrage.

Ob es sich bei der toten Frau, die in der Wohnung des Verdächtigen entdeckt wurde, um die 91-jährige Mutter des 57-jährigen Verdächtigen handelt, sei weiterhin nicht abschließend geklärt.

SPD beantragt Sondersitzung des Innenausschusses

Unterdessen kündigte die SPD-Opposition im nordrhein-westfälischen Landtag an, wegen des Falls eine Sondersitzung des Innenausschusses zu beantragen. So will deren innenpolitische Sprecherin Christina Kampmann wissen, ob die Einsatzkräfte, die am Donnerstag zu einer «hilflosen Person» gerufen wurden, darüber informiert wurden, dass dort ein Gewalttäter wohnt, gegen den ein Haftbefehl vorlag.

Wie am Freitag bekannt wurde, hatte ein Polizist den 57-Jährigen wenige Tage zuvor mit einem Haftbefehl aufgesucht. Der Ratinger hatte eine Geldstrafe wegen Körperverletzungsdelikten nicht bezahlt. Die Opposition will zudem wissen, was es mit der Zugehörigkeit des Verdächtigen zur Prepper-Szene auf sich hat. Er soll auch Corona-Leugner sein. Als Prepper, abgeleitet vom englischen «prepare» (vorbereiten), werden Menschen bezeichnet, die sich auf das Überleben im Katastrophenfall vorbereiten.

Während die Einsatzkräfte einer «hilflosen Person» helfen wollten, war der 57-jährige Ratinger möglicherweise davon ausgegangen, dass er verhaftet werden sollte. Er selbst schweigt zu dem Geschehen. Ein Polizeisprecher hatte am Freitag gesagt, mit einer derart verheerenden Eskalation des Einsatzes habe niemand rechnen können.

Reul: «Passen Sie gut auf sich auf»

Landesinnenminister Herbert Reul (CDU) rief die Polizisten in Nordrhein-Westfalen im Intranet der Polizei zur besonderen Vorsicht auf: «Für den Moment habe ich nur eine Bitte: Passen Sie gut auf sich und Ihre Kolleginnen und Kollegen auf!» So steht es in dem Schreiben, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

«Dieser furchtbare Einsatz macht mich zutiefst betroffen – und ehrlich gesagt auch wütend. Alle Kräfte hatten nur Gutes im Sinn, sie haben sich dem Dienst für die Gesellschaft verschrieben und wollten nur helfen. Doch hier wurden Retter und Helfer selbst zu Opfern», schreibt er.

Reul weiter: «Der mutmaßliche Täter konnte zwar festgenommen werden, aber das ist nur ein schwacher Trost. Es sind noch so viele Fragen offen – allen voran die Frage nach dem „Wieso?“.»

Ein Richter hatte den Verdächtigen am Freitag wegen versuchten Mordes in neun Fällen in Untersuchungshaft geschickt. Er soll den Einsatzkräften mit einem Gefäß Benzin entgegengeschleudert haben, als diese die Wohnungstür geöffnet hatten und dahinter auf einen Stapel aus Wasserkästen stießen, mit denen der Eingang verbarrikadiert war.

Neun Einsatzkräfte von Feuerball getroffen

Zwei Polizisten sowie sieben Feuerwehrleute und Rettungsdienst-Mitarbeiter waren von einem Feuerball getroffen worden und hatten zum Teil schwerste Verbrennungen erlitten. Weil der Briefkasten nicht mehr geleert wurde und überquoll, hatte die Vermieterin die Polizei gebeten, nach dem Rechten zu sehen.

Bei dem 57-Jährigen handele es sich um einen Gewalttäter, der bereits wegen drei Körperverletzungen aufgefallen sei und gegen den deswegen zwei Strafbefehle verhängt worden waren, hatten die Ermittler berichtet. Bei einer Durchsuchung fand die Polizei im Keller PTB-Waffen – darunter werden allgemein Schreckschuss-, Reizstoff- und Signalwaffen gefasst – sowie Messer und Dolche.

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dpa