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Farbe, Cannabis und schlagende Frauen: Indien feiert Holi

Wenn Millionen Hindus ihr Frühlingsfest feiern, wird es sehr bunt – und mystisch. Sechs Fakten zum Ereignis.

Gläubige jubeln während der Holi-Feierlichkeiten im Kalupur Swaminarayan-Tempel.
Foto: Ajit Solanki/AP/dpa

Den Alltag hinter sich lassen und andere mit Farbpulver und Wasserbomben bespritzen: So wird in Indien das hinduistische Frühlingsfest Holi gefeiert – auf der Straße, in Tempeln oder auch in Party-Locations. An diesem bedeutenden Feiertag bleiben Schulen und Büros im ganzen Land geschlossen.

Das feucht-bunte Festival hat mittlerweile auch in Berlin, New York und Sydney viele junge Fans angezogen, die bei Großveranstaltungen zu elektronischen Beats tanzen. Sechs Fakten zum Ereignis:

Das Gute gewinnt

Holi ist mehr als nur ein Farbfest. Es ist ein Fest, das die Anfänge und den Triumph des Guten über das Böse feiert – Bedeutungen, die aus hinduistischen Mythen stammen. Ein besonders bekannter Mythos ist der von der Dämonin Holika, nach der das Fest benannt ist. Sie plante angeblich, ihren Neffen, einen Anhänger des Hindu-Gottes Vishnu, zu töten – und starb dabei selbst, während er aufgrund seiner religiösen Hingabe überlebte. Viele Menschen verbrennen vor dem Holi-Fest ein Bild von Holika auf einem Scheiterhaufen, um seinen Sieg zu ehren. Dies symbolisiert auch die Befreiung von negativen Gedanken wie Hass oder Eifersucht und die Bedeutung, anderen Menschen zu vergeben.

Verliebter Gott war blau

Warum wird Holi mit so viel Farbe gefeiert? Auch dies hat eine religiöse Erklärung. Der Erzählung nach hatte Gott Krishna Angst, dass sein Aussehen seiner Beziehung zu seiner Angebeteten Radha im Wege steht. Denn seine Haut war blau und sie war hellhäutig. Seine Mutter schlug ihm vor, auch Radhas Gesicht anzumalen – was er tat. Im Gedenken daran ist Holi auch ein Fest der Liebe. Die Farben haben verschiedene Bedeutungen: Rot steht für Liebe und Fruchtbarkeit, Gelb für Gesundheit und Glück und Grün für neue Anfänge und Leben.

Schädliches Pulver

Das deutsche Umweltbundesamt (UBA) beschäftigt sich selbst mit Holi und weist darauf hin, dass das Farbpulver Feinstaub enthält, der sich auf der Haut absetzt und eingeatmet werden kann. UBA-Untersuchungen im Zusammenhang mit europäischen Holi-Festivals deuten darauf hin, dass das Pulver entzündungsfördernd sein kann. Die indische Klinikkette Max Healthcare empfiehlt Personen mit bestimmten Hautkrankheiten, auf die Farbspiele zu verzichten, und rät dazu, mindestens eine Woche vor den Feierlichkeiten keine Kosmetikbehandlungen durchführen zu lassen.

Cannabis-Milchshake

Auch in Indien ist es an Holi ganz normal, high zu sein. Viele trinken das seit vielen Jahrhunderten genutzte Getränk Bhang aus Milch, Nüssen, Gewürzen, Kräutern sowie Cannabis – und dürften sich dadurch entspannter und euphorischer fühlen. Der anschließende Kater soll übrigens einem Alkohol-Hangover ähneln. Der Trunk ist wieder mit einem Hindu-Gott verbunden – diesmal Shiva.

Grenzenlos

Holi gilt als ein Fest, an dem die in Indien sonst starren Normen zur Trennung durch Religion, Kaste, Geschlecht, Alter und Status kurz aufgeweicht werden. Alle streichen einander Farbe ins Gesicht – egal ob Familie, Freunde, Nachbarn oder auch Fremde. Leider kann dies – gerade bei hohem Bhang-Konsum – auch zu sexueller Belästigung führen. Und darauf hören Opfer teils den traditionellen Spruch: «Sei nicht so, es ist Holi» (Bura na mano holi hai). 

Frauen schlagen Männer

In dem Riesenland Indien, dem bevölkerungsreichsten der Erde mit 1,4 Milliarden Einwohnern, werden auch bei Holi verschiedene Bräuche gefeiert. Einige tanzen in der Nachbarschaft, andere beten in Tempeln, viele essen süße Teigtaschen mit ihren Liebsten. In der Stadt Mathura feiern die Menschen eine besondere Tradition: Frauen schlagen Männer mit Stöcken, während diese sich mit Schildern verteidigen. Damit spielen sie einen hinduistischen Mythos nach, in dem Gott Krishna seine Geliebte Radha und ihre Freundinnen neckt, woraufhin diese ihn mit Schlägen vertreiben.

dpa