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Kein Nachtpersonal: Altenheimpflegerin wählt Notruf

Mehr als hundert alte Menschen in einem Berliner Heim müssen ständig gepflegt und im Notfall mit Medikamenten versorgt werden. Dafür war aber in der Nacht niemand eingeteilt. Eine Pflegerin wählte die 110.

Polizisten und Feuerwehr-Sanitäter mussten aber nicht die Nachtschicht in dem Heim übernehmen.
Foto: Soeren Stache/dpa

In einem Berliner Alten- und Pflegeheim fehlte das erforderliche Pflegepersonal für die Nacht, weshalb Polizei und Feuerwehr alarmiert wurden.

Laut einer Polizeisprecherin wurde am Dienstagabend in einem Pflegeheim in Berlin-Lichtenberg festgestellt, dass die folgende Nachtschicht nicht genügend Personal hatte. Es fehlte eine examinierte Pflegekraft mit Qualifikation für die Verabreichung spezieller Medikamente. Der Plan sah anscheinend nur zwei Pflegeassistenten für die Nachtschicht vor. Die Versorgung von 170 älteren Menschen mit verschiedenen Pflegestufen war für die Nacht geplant.

«Die Altenpflegerin versuchte dann, den Bereitschaftsdienst anzurufen und in der Folge auch die Heimleitung, war aber nicht erfolgreich», sagte die Polizeisprecherin. «In dieser Notsituation wandte sie sich dann an die Polizei und die Feuerwehr.» Gegen 22.30 Uhr sei der Anruf bei der Polizei eingegangen, daraufhin sei ein Streifenwagen mit drei Polizisten zu dem Pflegeheim gefahren. Die Feuerwehr schickte Rettungswagen mit mehreren Sanitätern.

Polizisten und Feuerwehr-Sanitäter mussten aber nicht die Nachtschicht in dem Heim übernehmen. Zunächst konnten das zuständige Bezirksamt und der Katastrophenschutz-Beauftragte erreicht werden. «Es wurde Abhilfe geschaffen und eine Lösung gefunden», so die Polizeisprecherin. Es sei dann doch gelungen, die Heimleitung ans Telefon zu bekommen. Es sei dann auch jemand von der Leitung vor Ort erschienen und habe einen Nachtdienst organisiert. Gegen 0.10 Uhr habe die Polizei den Einsatz beendet.

«Pflegerin hat richtig gehandelt und einen Notruf abgesetzt»

Die Domicil-Unternehmensgruppe, die das Heim betreibt, äußerte in einer Mitteilung ihr großes Bedauern. Sie sprach von 142 Bewohnerinnen und Bewohnern und betonte, die Pflegerin habe richtig gehandelt und einen Notruf abgesetzt. Die Planung habe für die Nacht vier Personen vorgesehen: eine Fachkraft und drei Hilfskräfte. Wegen eines EDV-Problems sei die Buchung einer Zeitarbeitskraft mit entsprechender Qualifikation nicht wie üblich per Mail verschickt worden. «Dieser Fehler hätte bemerkt werden müssen, ebenso wie das Ausbleiben einer Rückbestätigung.»

Weiter hieß es: «Zusätzlich waren an diesem Abend beide Vorgesetzte nicht erreichbar, entweder weil das Diensttelefon nicht mitgeführt wurde oder weil der Akku des Telefons zu dieser späten Stunde entladen war und sich das Telefon abgeschaltet hatte.» Es habe aber zu keinem Zeitpunkt eine Gefährdung der Bewohner bestanden. Man werde nun die EDV-Planungssysteme und Notfallketten kritisch überprüfen, um sicherzustellen, dass jederzeit und von jedem Dienstzimmer aus eine Notfall-Erreichbarkeit gewährleistet sei.

Gemäß dem Statistischen Bundesamt werden aufgrund der Alterung der Gesellschaft in Deutschland bis zum Jahr 2049 voraussichtlich zwischen 280.000 und 690.000 Pflegekräfte fehlen. Aktuell gibt es 5 Millionen pflegebedürftige Menschen. Hierfür stehen etwa 16.000 Pflegeheime und ungefähr genauso viele Pflegedienste zur Verfügung.

dpa