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Verbesserung der Versorgung von Long Covid-Patienten in Deutschland

Langsam baut sich ein Expertennetz auf, um die Versorgung zu verbessern. Millionen-Ausschreibungen zur Forschungsförderung laufen, lindernde Medikamente sollen leichter zugänglich sein.

Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, spricht nach einem Treffen des Runden Tischs des Bundesgesundheitsministeriums zu Long Covid.
Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Hilfsangebote für Menschen mit langwierigen Beeinträchtigungen nach Corona-Infektionen kommen laut Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zusehends besser in Gang. Langsam baue sich ein flächendeckendes Netz von Expertinnen und Experten auf, was die Versorgung verbessere, sagte der SPD-Politiker nach einem Runden Tisch zu Long Covid mit Vertretern aus Wissenschaft und Gesundheitswesen am Dienstag in Berlin. Dies sei «wirklich ein Wendepunkt». Zugleich liefen Millionen-Ausschreibungen zur Forschungsförderung. Der Einsatz lindernder Medikamente außerhalb der Zulassung soll künftig leichter möglich sein.

Lauterbach sagte: «Das Problem Long Covid ist ungelöst.» Es wird geschätzt, dass es in Deutschland eine halbe Million Betroffene gibt. Mit jeder Infektionswelle könnten neue hinzukommen, auch bei Omikron-Virusvarianten. Für viele Formen von Long Covid gibt es noch keine Heilung. Dies umfasst teilweise schwere Symptome wie Erschöpfung oder Atemnot, die nach einer akuten Krankheitsphase von vier Wochen anhalten oder erneut auftreten. Post Covid beschreibt das Krankheitsbild mehr als zwölf Wochen nach Infektionen.

Carmen Scheibenbogen, Leiterin der Immundefekt-Ambulanz an der Berliner Charité, betonte, dass Diagnosen und die Versorgung eine große Herausforderung darstellen. Einige Betroffene suchen nicht ärztliche Hilfe auf, Ärzte fühlen sich nicht zuständig und Therapien sind teilweise unbekannt. Eine Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses von Ärzten, Krankenkassen und Kliniken soll die Versorgung sicherstellen. Diese sieht vor, dass es für Betroffene anstelle einer häufigen Odyssee eine einzige Ansprechperson gibt, wie Gremiumsmitglied Karin Maag erklärte. In der Regel ist dies die Hausarztpraxis, die dann einen Behandlungsplan mit weiteren Facharztbehandlungen koordinieren soll.

Lauterbach warnte davor, dass Long Covid zu einem Problem für den Arbeitsmarkt werden könnte, wenn Betroffene langfristig ausfallen. Besonders betroffen seien häufig jüngere Frauen. Es wird auch über eine verbesserte Unterstützung für Kinder mit Long Covid nachgedacht. Scheibenbogen erklärte, dass es in diesem Winter auch viele andere Atemwegsinfekte gegeben habe. Auch danach könnten sich langanhaltende Symptome entwickeln.

Der Minister betonte, dass in den kommenden Jahren insgesamt rund 150 Millionen Euro für die Versorgungsforschung zur Verfügung stehen. Deutschland belegt damit eine führende Position in Europa.

dpa