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Verschwundener Zweijähriger tot

Ein zweijähriger Junge verschwindet in einem kleinen französischen Bergdorf. Über Monate hinweg suchen Fahnder vergeblich nach dem Kind. Nun gibt es Gewissheit, doch es bleiben offene Fragen.

Eine Spaziergängerin stieß in dem waldigen Gebiet auf die Knochen,
Foto: Nicolas Tucat/AFP/dpa

Fast neun Monate nach dem spurlosen Verschwinden des zweijährigen Émile in Frankreich herrscht traurige Gewissheit: Der Junge ist tot. In der Nähe des südfranzösischen Bergdorfes Le Vernet stieß eine Spaziergängerin am Osterwochenende auf Knochen. Die Gen-Analyse der Ermittler ergab, dass es sich um Gebeine des seit Anfang Juli vermissten Émile handelt, wie die Staatsanwaltschaft Aix-en-Provence mitteilte. «Auch wenn diese herzzerreißende Nachricht befürchtet wurde, ist nun die Zeit der Trauer, der Andacht und des Gebets», ließen die Eltern des Kleinen über ihren Anwalt mitteilen. «Schmerz und Kummer bleiben.»

Große Anteilnahme an Fall Émile: «Alle zutiefst erschüttert»

Das mysteriöse Verschwinden des jungen Émiles und die Suche nach ihm bewegten Frankreich zutiefst. Das Interesse an dem Fall ist nach wie vor enorm. Innenminister Gérard Darmanin sagte nach dem Knochenfund im Sender LCI, er sei sehr traurig. «Ich glaube, dass wir wirklich alle zutiefst erschüttert sind.»

Émile, zweieinhalb Jahre alt, war im Urlaub bei seinen Großeltern in Le Vernet, einem südfranzösischen Ort, als sie ihn am 8. Juli gegen Abend aus den Augen verloren. Zu diesem Zeitpunkt waren auch mehrere andere Verwandte bei den Großeltern. Zwei Zeugen berichteten, dass sie gesehen hatten, wie das Kleinkind die Straße hinunter lief.

In den Tagen und Wochen nach dem Verschwinden des Jungen hat die Polizei immer wieder mit einem großen Aufgebot die Umgebung durchsucht. Leichenspürhunde wurden ebenfalls eingesetzt. Die Ermittler haben Wohnungen in dem kleinen Dorf mit nur 125 Einwohnern durchsucht. Erst letzte Woche Donnerstag wurde der abgelegene Ort abgeriegelt, um den Tag des Verschwindens nachzustellen. Die Fahnder ermitteln wegen Entführung und Freiheitsberaubung, schließen aber auch einen Unfall nicht aus.

Rätsel um Fundort der Knochen

Heute sind nun erneut Spezialkräfte in dem Bergdorf, um das waldige Gebiet abzusuchen, in dem die Passantin die Knochen fand. Auch Hundestaffeln, Gerichtsmediziner und Anthropologen waren im Einsatz. Der Raum rund um den Fundort wurde abgesperrt. Das Rathaus verbot Fremden den Zutritt zum oberen Dorfteil Haut-Vernet, in dem das Haus der Großeltern steht. Medienberichten zufolge wurde der Schädel des Kindes gefunden. Der Zeitung «Le Parisien» zufolge sind die Knochen unvollständig.

Der Standort in der Nähe des Dorfes wirft jedoch Rätsel auf. In den letzten Monaten wurde das Gebiet mehrmals durchsucht. Das Gelände ist schwer zugänglich und es besteht eine geringe Wahrscheinlichkeit, dass die Knochen übersehen wurden“, sagte Gendarmerie-Sprecherin Marie-Laure Pezant im Sender CNews. Es ist jedoch auch möglich, dass die Knochen erst später an den Ort gelangten, möglicherweise durch einen Menschen, ein Tier oder das Wetter.

Noch keine Informationen zur Todesursache

Woran Émile starb, war zunächst nicht bekannt. «Die nächsten 48 Stunden werden entscheidend sein», zitierte der Sender BFMTV eine Quelle aus Ermittlerkreisen am Sonntag mit Blick auf die Todesursache des Kindes. Die Knochen werden weiter untersucht.

Émiles Familie war Berichten zufolge am Sonntagmorgen über den Knochenfund informiert worden. Noch im Herbst hatte Émiles Mutter sich anlässlich des Geburtstags des Jungen mit einer Sprachnachricht an all jene gewandt, die etwas über das Verschwinden ihres Kindes wissen. «Sagen Sie uns aus Erbarmen, wo Émile ist!», sagte sie. «Geben Sie ihn uns zurück!»

dpa