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Nach Regen in Dubai irreführender Fokus auf Wolkenimpfung

Die Vereinigten Arabischen Emirate haben den heftigsten Regen seit Jahrzehnten erlebt. Gemutmaßt wird, das könnte die Folge von Cloud Seeding – künstlichem Regen – sein. Falsch, sagen Forscher.

Hochwasser in Dubai. In den Vereinigten Arabischen Emiraten kam es nach schweren Regenfällen zu Überschwemmumngen.
Foto: Christopher Pike/AP/dpa

Die Aufnahmen sorgten weltweit für Aufsehen: Wüstenländer wie Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und der Oman sind überflutet. Diese Länder sind normalerweise für ihre Hitze, Trockenheit und Temperaturen über 50 Grad bekannt. Es wurde schnell spekuliert, ob der starke Regen eine Folge von künstlichem Regen sein könnte.

Wolken bestehen aus kleinen Wassertröpfchen oder Eiskristallen. Beim sogenannten Cloud Seeding (Wolkenimpfen) werden Chemikalien wie Silberjodid dort verteilt. Diese Partikel fördern die Kondensation des Wasserdampfs, der dann als Niederschlag auf die Erde fällt.

Es gibt Uneinigkeit darüber, ob diese Methode tatsächlich das Wetter beeinflussen kann. Eine israelische Studie stellte fest, dass die Methode nur eine geringe Wirksamkeit aufweist. Andere Studien kamen zu ähnlichen Ergebnissen.

Folge des Klimawandels

Experten schließen einen merklichen Einfluss von möglichem Cloud Seeding im Fall der Regenfälle auf der arabischen Halbinsel aus. «Die Intensität des Regens war rekordverdächtig, aber das steht im Einklang mit einem sich erwärmenden Klima», sagte Richard Allan, Professor für Klimawissenschaften an der Universität in Reading, der britischen Rundfunkanstalt BBC. Es entstehe zwangsläufig mehr Feuchtigkeit, wodurch Überschwemmungen und Starkregenereignisse immer heftiger würden. 

Das Nationale Zentrum für Meteorologie der Vereinigten Arabischen Emiraten (NCM) wies Spekulationen zu einem möglichen Einsatz von Künstlichem Regen vor und während der heftigen Regenfälle in einem Medienbericht zurück. Die emiratische Zeitung «The National» zitierte die Erklärung eines Sprechers des Zentrums: «Das NCM hat während dieses Ereignisses keine Operationen zum Wolkenimpfen durchgeführt.» 

Emiraten weisen Vorwurf des Wolkenimpfen zurück

Eines der Grundprinzipien des Cloud Seedings bestehe darin, dass Wolken in einem frühen Stadium anvisiert werden müssten. Bei starkem Gewitter sei es für die Aussaat zu spät. Dem Sprecher zufolge hätten Flugzeuge zwar in den Tagen zuvor «Proben genommen». Es seien aber keine Wolken geimpft worden.

Auch andere Klimaexperten sehen in dem Wettereignis eher eine Folge des Klimawandels. «Wenn Menschen weiterhin Öl, Gas und Kohle verbrennen, wird sich das Klima weiter erwärmen, die Niederschläge werden weiterhin stärker und Menschen werden weiterhin durch Überschwemmungen ihr Leben verlieren», betonte Friederike Otto, Dozentin für Klimawissenschaften am Imperial College in London im BBC-Bericht. Ihrer Meinung nach sei es «irreführend» sich in diesem Fall auf Wolkenimpfung zu fokussieren. Aufgrund des Klimawandels habe die Atmosphäre ohnehin mehr Wasser enthalten.

Schwerste Niederschläge seit Jahrzehnten

Laut NCM waren es die schwersten Niederschläge in den Vereinigten Arabischen Emiraten seit 75 Jahren. Auch der Flughafen in Dubai – einer der größten der Welt – war von den Wassermassen überfordert. Die Betreiber sprachen von einer «erheblichen Störung» und einer «sehr herausfordernden Situation». Nachdem einige Flüge umgeleitet und verschoben worden waren, teilte der Airport am Donnerstag mit, dass die Flüge teilweise wieder aufgenommen werden konnten. Es komme aber weiterhin zu Verspätungen.

Im Oman nebenan sind mindestens 20 Menschen infolge der Regenfälle gestorben. Es gab Berichte über einen Toten in den Emiraten – ein älterer Mann starb, als sein Fahrzeug vom Wasser weggespült wurde. Die Emirate waren 2023 Gastgeber der Weltklimakonferenz COP28 in Dubai.

dpa