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Deutsche nach Dolomiten-Unglück aus Klinik entlassen

Zwei Deutsche dürfen nach dem Unfall in den Dolomiten das Krankenhaus verlassen. Sie hatten Glück im Unglück und überlebten. Gerade erst wurde der letzte vermisste Mann gefunden und tot geborgen.

Ein Beamter der italienischen Polizei blockiert den Zugang zum Marmolata-Berg und zum Punta-Rocca-Gletscher in den italienischen Alpen mit Absperrband.
Foto: Luca Bruno/AP/dpa

Eine Woche nach dem verheerenden Gletscherabgang in den Dolomiten haben beide verletzten Deutschen das Krankenhaus verlassen.

Während an der Marmolata in Norditalien der elfte und damit letzte vermisste Bergsteiger gefunden und tot geborgen wurde, durfte am Samstag ein 67-jähriger Mann von Verwandten abgeholt und zurück nach Deutschland gebracht werden. Tags darauf wurde auch eine 58-jährige Frau aus einer Klinik der Stadt Belluno entlassen, wie der Präsident der Region Veneto, Luca Zaia, bekanntgab. Dazu veröffentlichte er ein Bild der Frau, wie sie in einem Rollstuhl sitzt.

Keine Erinnerung an den Unfall

Sie könne sich an den Vorfall selbst nicht mehr erinnern, schrieb die Frau in einem Brief an das Personal der Klinik, den die Deutsche Presse-Agentur einsehen konnte. Ihr Zustand habe sich «sehr langsam, aber stetig verbessert». Sie bedankte sich bei allen Helfern, die sich sehr bemüht hätten. «Ich weiß es sehr zu schätzen.»

Der deutsche Mann war auf einem Foto der Klinik mit bandagierten Armen und Händen sowie Blessuren an der Stirn und den Beinen zu sehen. Neben einem Arzt scheint er hinter einer Maske zu lächeln.

Die zwei Touristen hatten mehr Glück als die elf Toten der Tragödie. Am Samstagabend wurde ein Trauergottesdienst in der Pfarrkirche von Canazei unterhalb des Unglücksberges abgehalten. Bei der bewegenden Feier waren auch Angehörige und Helfer dabei. Zuvor hatten um 18 Uhr in dem Tal Sirenen aufgeheult für eine Schweigeminute.

«Das Eis hat Frauen und Männern das Leben entrissen, die sich nicht kannten, mit unterschiedlichen Biografien, aus unterschiedlichen Orten», sagte Erzbischof Lauro Tisi bei der Messe. «Aber identisch ist nun der Schmerz alle jener, die um sie weinen.»

Alle Vermissten gefunden

Am Vormittag hatten die Einsatzkräfte in dem Lawinenkegel den letzten Alpinisten gefunden und ins Tal gebracht, der von seiner Familie noch als vermisst gemeldet war. Damit stieg die Zahl der Todesopfer auf elf. Dank DNA-Abgleichen wurden die letzten fünf Alpinisten, deren Identität noch unklar war, den Leichen zugeordnet. Die Carabinieri, die diese Auswertung vornahmen, gehen von keinen weiteren Opfern aus.

Bei den Toten handelt es sich um sechs Männer und drei Frauen aus Italien sowie zwei tschechische Bergsteiger. Das jüngste Opfer war 22 Jahre alt. Acht Leute wurden verletzt, darunter die zwei Deutschen.

Suche geht weiter

Dennoch werde an dem Bergmassiv weiter nach Leichenteilen oder persönlichem Material der Opfer gesucht, kündigte Maurizio Fugatti, der Regionalpräsident von Trentino-Südtirol, an. Die Toten, die im Eisstadion von Canazei unterhalb der Marmolata aufgebahrt worden waren, sollten nun bald ihren Familien übergeben werden, hieß es.

Am vorigen Sonntag war vom Gletscher auf der Nordseite der Marmolata ein massiver Brocken abgebrochen und zusammen mit Wasser und Geröll mit einer Geschwindigkeit von 300 Stundenkilometern ins Tal gestürzt. Dabei erwischte er die Alpinisten, die auf dem normalen Weg unterwegs waren und riss einige von ihnen mit. Laut Experten waren die hohen Temperaturen der vergangenen Tage und Wochen, die mit dem Klimawandel zusammenhängen dürften, ein Grund für das Unglück.

dpa