Die Zahl der Aufstocker stieg erstmals seit 2015, trotz Mindestlohn. Diskussion um Erhöhung auf 15 Euro im Jahr 2026.
Staat zahlte 826.000 Erwerbstätigen Bürgergeld, Kosten bei 7 Milliarden Euro

Laut Regierungsangaben zahlte der Staat im letzten Jahr rund 826.000 Erwerbstätigen zusätzliches Bürgergeld, da ihr Einkommen nicht ausreichte. Die Kosten beliefen sich auf etwa sieben Milliarden Euro. Dies geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage des Linken-Abgeordneten Cem Ince hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Die Anzahl der sogenannten Aufstocker ist demnach erstmals seit 2015 wieder angestiegen.
Damals wurde in Deutschland der gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde eingeführt. Daraufhin sank die Anzahl der Aufstocker von etwa 1,2 Millionen kontinuierlich auf rund 796.000 im Jahr 2023. Für 2024 zeigt die Statistik nun erstmals wieder einen Anstieg.
Der Mindestlohn beträgt jetzt 12,82 Euro. Aktuell diskutiert die Mindestlohnkommission über potenzielle Steigerungen. Bundeskanzler Friedrich Merz hat eine Erhöhung auf 15 Euro bis 2026 als realistisch und erstrebenswert bezeichnet. Die Arbeitgeber finden dies jedoch viel zu hoch.
«Trotz Arbeit auf staatliche Hilfe angewiesen»
Der Linken-Abgeordnete Ince sieht die Zahlen zu Aufstockern als Argument für eine deutliche Erhöhung. «Es kann nicht sein, dass Hunderttausende trotz Arbeit auf staatliche Hilfe angewiesen sind», sagte er der dpa. «Wir unterstützen damit niedrige Löhne und halten die Ausbeutung der Arbeitskraft aufrecht, anstatt in Pflege- und Kitaplätze zu investieren, die vielen Menschen den Weg aus der Teilzeitfalle ermöglichen würden.»
Die staatlichen Ausgaben für das ergänzende Bürgergeld stiegen laut dem Sozialministerium von 6,19 Milliarden Euro im Jahr 2023 auf 6,99 Milliarden Euro im letzten Jahr. Laut den Daten wurden 2024 Bedarfsgemeinschaften mit mindestens einem Aufstocker – also etwa Familien oder Paare – mit insgesamt 11,61 Milliarden Euro vom Staat unterstützt.
Aufstocker sehr oft Minijobber
Laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung vor einigen Jahren sind Aufstocker oft Minijobber. Fast die Hälfte der erwerbstätigen Personen, die zusätzlich zum Bürgergeld Leistungen erhalten, arbeiten in geringfügiger Beschäftigung. Etwa zwei Drittel der Aufstocker verdienen weit unterdurchschnittlich.