Vor einem Monat trat der Bundesvorstand der Grünen Jugend zurück. Diejenigen, die gingen, argumentieren jetzt zum Teil wie Wagenknecht. Gleichzeitig distanzieren sie sich aber von der BSW-Gründerin.
Abtrünnige Jung-Grüne skizzieren Pläne für linken Neuanfang
Mit Vorschlägen für eine neue linke Politik haben sich drei ehemalige Führungskräfte der Grünen Jugend zurückgemeldet. In einem Gastbeitrag für die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» schreiben Sarah-Lee Heinrich, Katharina Stolla und Svenja Appuhn, es sei richtig, wenn Sahra Wagenknecht abgehobene Debatten um korrekte Sprache und Antidiskriminierung kritisiere und den Fokus auf soziale Fragen und notwendige Umverteilung von oben nach unten lenke. Leider habe sich die Gründerin des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) jedoch entschieden, «nach unten zu treten» – beispielsweise zulasten von Bürgergeldempfängern und Geflüchteten. «Den Kulturkampf, den sie einst kritisiert hat, führt sie jetzt von der anderen Seite selbst», schreiben die drei Ex-Grünen.
Ende September hatte der ehemalige Vorstand um Appuhn und Stolla verkündet, zunächst aus der Partei auszutreten – und dann auch aus der Grünen Jugend. Die Begründung: zu wenig linkes Profil bei den Grünen, zu viele Kompromisse in der Ampel-Koalition. Inzwischen hat die Nachwuchsorganisation der Grünen einen neuen Vorstand gewählt.
Näher ran an die Menschen
Die Aussteigerinnen werben aktuell unter dem Slogan «Zeit für was Neues» für eine neue linke Jugendbewegung. Sie wollen mit Straßenfesten, kostenloser Lernhilfe für Menschen ohne viel Geld und anderen praktischen Aktionen wieder mehr junge Menschen für linke Politik begeistern und so auch ein Gegengewicht zur AfD bilden. Online hätten bislang rund 4.000 Menschen Interesse an der neuen Bewegung gezeigt, sagt Appuhn auf Anfrage. Wie viele davon letztlich Mitglieder würden, sei aber noch offen.
Offen ließen die drei Autorinnen des Gastbeitrags auch eine mögliche Zusammenarbeit mit der Partei Die Linke, auf deren Bundesparteitag Heinrich vor einigen Tagen als Gastrednerin aufgetreten war. Die Linke sei spannend, «weil sie sich gerade grundlegend verändert», urteilen sie. Es müsse sich aber noch erweisen, ob sie es schaffe, sich zu einer Partei zu entwickeln, die «ausstrahlt, dass sie Dinge nicht nur verändern will, sondern dazu auch in der Lage ist».