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Elektronische Patientenakte: Praxisärzte fordern mehr Zeit für bundesweiten Start

Die Pilotphase läuft noch nicht vollumfänglich. Eine zu frühe Einführung gefährdet Qualität, Sicherheit und Akzeptanz.

Seit dem 15. Januar erhalten alle Kassenpatienten eine ePA - außer sie widersprechen. (Archivbild)
Foto: Rolf Vennenbernd/dpa-Pool/dpa

Die Vertretungen der Praxisärzte in den drei Modellregionen für die elektronische Patientenakte (ePA) fordern aufgrund von Anlaufproblemen mehr Zeit bis zum bundesweiten Start. Die Kassenärztlichen Vereinigungen in Bayern, Hamburg, Nordrhein und Westfalen-Lippe kritisieren, dass die Pilotphase nach fünf Wochen noch nicht vollständig läuft. Sie bitten Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), den Zeitplan zu verlängern. Eine zu frühe Einführung könnte die Qualität der Software, die Sicherheit der Akten und die Akzeptanz der Bevölkerung beeinträchtigen.

Seit dem 15. Januar haben rund 70 Millionen der gut 74 Millionen gesetzlich Versicherten in Deutschland eine ePA von ihrer Krankenkasse erhalten – es besteht auch die Möglichkeit, sie abzulehnen. Der operative Betrieb wird vorerst nur in drei Modellregionen getestet. In Hamburg mit Umland, Franken und Teilen von Nordrhein-Westfalen begann am 15. Januar eine Pilotphase. Etwa 300 Praxen, Apotheken und Kliniken werden die ePA im Alltag testen. Ein bundesweiter Einsatz ist geplant, sobald das System in den Regionen stabil läuft.

Ministerium: Test soll Probleme erkennen 

Das Gesundheitsministerium in Berlin erklärte auf Anfrage, der bundesweite «Roll-Out» solle wie mehrfach angekündigt voraussichtlich zu Beginn des zweiten Quartals erfolgen – es beginnt im April. Kritik in der Pilotphase eines Digitalprojekts dieser Größenordnung sei normal und sogar erwünscht, sagte ein Sprecher. Um Probleme zu erkennen und zu lösen, sei der Test in den Regionen gedacht. Darauf aufbauend, würden technische Anpassungen und Sicherheitsupdates in der Pilotphase eingearbeitet, bevor der «Roll-out» erfolgt.

Laut den Kassenärztlichen Vereinigungen berichten Praxen in den drei Modellregionen immer noch von fehlenden technischen Voraussetzungen oder Komplikationen, die ein effektives Testen verhindern. In Westfalen-Lippe konnten ein Drittel der Pilotpraxen die E-Akte bisher noch nicht ausprobieren.

Die mehrheitlich bundeseigene Digitalagentur Gematik hatte angekündigt, Mitte März eine Zwischenbilanz zu ziehen. Bei einem positiven Prüfungsergebnis könne eine bundesweite Einführung ab April möglich sein. Die Kassenärztlichen Vereinigungen warnten, dieses Zeitfenster sei «deutlich zu knapp bemessen», um die wichtigsten festgestellten technischen Probleme zu beseitigen.

Sorge: Frustrierte Ärzte und verärgerte Patienten 

«Ein übereiltes Ausrollen der ePA führt zu Frust in den Praxen und aufgrund unerfüllter Erwartungen zu Verärgerung bei den Versicherten. Im schlimmsten Fall lehnen Praxen und Patienten die ePA dann einhellig ab», begründete die Kassenärztliche Vereinigung in Bayern. Die ePA soll ein digitaler Speicher etwa für Befunde, Laborwerte und Angaben zu Medikamenten sein und Patienten ein Leben lang begleiten. Man kann sie über Apps der Kassen am Smartphone ansehen.

dpa